Der 1. FC Heidenheim ist in die Bundesliga aufgestiegen. (Foto: IMAGO, IMAGO / Jan Huebner)

FCH ist Zweitligameister

Tim Kleindienst schießt Heidenheim mit Last-Minute-Tor in die Bundesliga

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Johann Schicklinski

Der 1. FC Heidenheim hat sich am letzten Spieltag der 2. Liga den direkten Bundesliga-Aufstieg gesichert. Bei Jahn Regensburg gewannen die Schwaben in allerletzter Minute 3:2 (0:0).

Die Ausgangsposition war klar: Bei einem Sieg in Regensburg, das nur noch theoretische Chancen auf den Klassenverbleib in der 2. Liga hatte, würde der 1. FC Heidenheim zum ersten Mal in seiner Historie in die Fußball-Bundesliga aufsteigen. Gelänge dies nicht, wäre der FCH vom Ergebnis des Hamburger SV im Parallelspiel beim SV Sandhausen abhängig.

Heidenheims Coach Frank Schmidt vertraute beim Jahn derselben Elf wie im Heimspiel letzte Woche gegen den SV Sandhausen (1:0). Die Gäste ergriffen von Beginn an die Initiative, während Regensburg zunächst darum bemüht war, defensiv sicher zu stehen.

Müller pariert stark gegen Owusu

Doch die erste große Chance hatten die Hausherren. Nach einem Pass von Leon Guwara tauchte Prince Osei Owusu völlig frei vor FCH-Keeper Kevin Müller auf, der aber stark parierte (8. Minute). Zehn Minuten später hatte Owusu die nächste Chance für den SSV. Nach einer Ecke von Guwara köpfte er aber links am Heidenheimer Tor vorbei.

Die Gäste hatten zwar mehr vom Spiel, kamen aber zunächst nicht zu klaren Chancen. In der Defensive wurden die Schwaben immer wieder von den agilen Guwara und Owusu auf die Probe gestellt. Den ersten halbwegs gefährlichen Torabschluss hatte der FCH in der 29. Minute, als Zweitliga-Toptorjäger Tim Kleindienst aus der zweiten Reihe knapp vorbeischoss.

Heidenheim spürt den Druck

Mit zunehmender Spieldauer tat sich Heidenheim immer schwerer, die Nervosität war den Gästen deutlich anzumerken. Sie agierten verkrampft. Regensburg wurde jetzt immer forscher. Aygün Yildirim hatte die nächste Gelegenheit für den Jahn, traf aber nur das Außennetz (37.). Wenig später war Konrad Fabers Seitfallzieher leichte Beute für FCH-Keeper Müller (41.). Schließlich ging es mit einem für die Gäste glücklichen 0:0 in die Pause.

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Schimmer vergibt - Owusu trifft

In der zweiten Halbzeit setzte dann Heidenheim das erste Highlight. Stefan Schimmer schoss jedoch aus Nahdistanz am Regensburger Tor vorbei (47.). Wenig später trafen dann die Hausherren. Nach einer Ecke von Faber netzte Owusu per Kopf zum 1:0 (51.) ein. FCH-Keeper Müller hatte keine Abwehrchance.

Im Anschluss überschlugen sich die Ereignisse. Zunächst erhöhte Owusu, den Heidenheim nie in den Griff bekam, nach einer Hereingabe von Benedikt Saller auf 2:0 für den SSV (56.). Fast im direkten Gegenzug traf Saller ins eigene Tor (58.) - der 1:2 war der Hoffnungsschimmer auf den der FCH gewartet hat.

Anschlusstreffer weckt Heidenheim

Nun war Heidenheim aufgewacht. Das Team von der Ostalb machte nun Druck. In der 62. Minute scheiterte Kleindienst aus zentraler Position an Regensburgs Keeper Jonas Urbig, wenig später war der Schuss von Jan-Niklas Beste nicht platziert genug (64.).

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Es spielten jetzt nur noch die Gäste, Regensburg wirkte mit zunehmender Spieldauer immer kraftloser und beschränkte sich aufs leidenschaftliche Verteidigen. In der 74. Minute hätte Schimmer ausgleichen können, doch er schoss aus elf Metern knapp übers Regensburger Tor.

Heidenheim versuchte das Glück jetzt zu erzwingen und nutzte fast jede Gelegenheit zum Abschluss. Der Jahn verteidigte leidenschaftlich und stemmte sich gegen den Ausgleich. Der FCH probierte es mit zunehmender Spieldauer immer mehr mit der Brechstange, doch tat sich gegen den kompakt stehenden SSV weiter schwer.

Die Kickers Offenbach beheimaten die zehntkleinste Stadt in der Bundesliga-Geschichte (Foto: IMAGO,  Rust)
Platz zehn: Auf insgesamt sieben Spielzeiten brachten es die Offenbacher Kickers in ihrer Vereinsgeschichte. In den 70ern spielten die Hessen von 1970 bis 1976 durchgehend erstklassig - unter anderem unter Trainer Otto Rehhagel. Der größte Erfolg der Stadt mit rund 131.000 Einwohnern gelang im Jahr 1970 mit dem Sieg im DFB-Pokal. Bild in Detailansicht öffnen
Die Spieler von Greuther Fürth müssen sich erneut nach nur einem Jahr Bundesliga wieder aus der Erstklassigkeit verabschieden. (Foto: IMAGO, Bernd Müller)
Platz neun: Die Bundeligahistorie von Greuther Fürth ist bisher wenig erfolgreich gewesen. Zwei Mal hat der Club es ins Oberhaus geschafft (in den Spielzeiten 2012/13 und 2021/22) und musste nach nur einer Saison die Liga als Schlusslicht wieder verlassen. Mit knapp 130.000 Einwohnern sind die Franken auf Platz neun der kleinsten Bundesligastädte. (v.l. Christopher Nöthe, Lasse Sobiech, Gerald Asamoah, Stefan Fürstner, Edgar Prib) Bild in Detailansicht öffnen
Jubelnde SSV Ulm Spieler nach einem 2:0-Sieg gegen den VfL Wolfsburg (Foto: IMAGO, Pressefoto Baumann)
Platz acht: Ein Jahr lang durften die Fans des SSV Ulm um die Jahrtausendwende gemeinsam mit ihrer Mannschaft Erstliga-Fußball genießen. Unter Trainer Martin Andermatt hat es jedoch für nicht mehr als Platz 16 in der Tabelle gereicht - damals noch ein direkter Abstiegsplatz. Dieses Jahr können die Ulmer erstmals seit über 20 Jahren den Aufstieg in die Dritte Liga klarmachen. Die 127.000 Menschen, die in Ulm leben, dürfte das freuen. Bild in Detailansicht öffnen
Wolfsburger Ivica Olic beim Jubel nach seinem Tor zum 2:1 gegen den VfB Stuttgart (Foto: IMAGO, Sven Simon)
Platz sieben: Seitdem der VfL Wolfsburg 1997 in die Bundesliga aufgestiegen ist, sind die Niedersachsen auch nicht mehr abgestiegen. Die Bilanz fällt positiv aus für die Stadt mit 124.000 Einwohnern: Meister von 2009 unter Trainer Felix Magath und der Sieg im DFB-Pokal 2015. Bild in Detailansicht öffnen
Otto Rehhagel hält die Meisterschalt in die Luft. 1998 (Foto: IMAGO, Stockhoff)
Platz sechs: Kleine Stadt, große Emotionen: Gründungsmitglied der Bundesliga, dann durchgehend in der Eliteklasse bis zum Abstieg 1996. Nach dem direkten Wiederaufstieg wird der FCK ein Jahr später sensationell Deutscher Meister. Der 1. FC Kaiserslautern hat sich in diesem Jahr nicht nur in die Herzen der 99.000 Lauterer gespielt, sondern auch in die aller, die den Fußball lieben. Bild in Detailansicht öffnen
Jiayi Shao (Cottbus, re.) gegen Thorben Marx (Bielefeld) Fußball  (Foto: IMAGO, Camera 4)
Platz fünf: Sechs Spielzeiten war Energie Cottbus Bundesligist. Jeweils für drei Jahre konnte man sich im Oberhaus halten (2000-2003 und 2006-2009). Für mehr als Platz 14 reichte es aber nie. Aktuell spielt die Stadt mit etwa 98.000 Bewohnern in der Regionalliga Nord-Ost. Bild in Detailansicht öffnen
Borussia Neunkirchen betritt den Platz vor einem Bundesligaspiel (Foto: IMAGO, WEREK)
Platz vier: Einige Jahrzehnte sind vergangen, seit die Borussia aus Neunkirchen die Stadt mit 46.000 Einwohnern mit Erstliga-Fußball verzückt hat. Der erste Aufstieg gelang den Borussen 1964 und unter Trainer Horst Buhtz reichte es für zwei Spielzeiten im Oberhaus, ehe der Verein wieder abstieg. 1967 stieg man zum letzten Mal in die Bundelsiga auf und musste schon nach einer Spielzeit wieder runter. Bild in Detailansicht öffnen
Freistoßmauer FC 08 Homburg mit Andreas Keim (li.), Thomas Stickroth (2.v.li.), Thomas Dooley (4.v.li.), Andreas Hentrich (2.v.re.), Roman Geschlecht (re.) (Foto: IMAGO, WEREK)
Platz drei: 1986 gelang dem FC 08 Homburg erstmals der Aufstieg in die Bundesliga. Die drittkleinste Bundesliga-Stadt mit 42.000 Einwohnern konnte sich immerhin drei Jahre lang dort halten. Bild in Detailansicht öffnen
Torwart Timo Hildebrand (Hoffenheim) jubelt Fußball 1. BL Herren Saison 20082009,  (Foto: IMAGO, MIS)
Platz zwei: Seit dem Aufstieg 2008 mit Trainer Ralf Rangnick ist die TSG Hoffenheim ersktlassig. Nach Platz drei in der Saison 2017/18 gab es für den selbsternannten "Dorfclub" aus der 3.300-Seelen-Gemeinde Hoffenheim, die allerdings zur 36.000 Einwohner zählenden Stadt Sinsheim gehört, gar den Auftritt auf internationalem Parkett. Bild in Detailansicht öffnen
Torschütze André Breitenreiter (Haching) jubelt, rechts Strehmel Fußball 1. BL Herren Saison 20002001 (Foto: IMAGO, Ulmer)
Platz eins: Nur 25.000 Einwohner und doch so erfolgreich - die kleinste Stadt der Bundesliga-Geschichte ist die Stadt um die SpVgg Unterhaching. Von 1999 bis 2001 spielten die Bayern in der Bundesliga. In der Aufstiegssaison gelang dann sogar unter Trainer Lorenz-Günther Köstner Platz zehn. In der darauffolgenden Sasion konnte man sich im Oberhaus nicht mehr halten und stieg in die zweite Liga ab. Heute spielt Unterhaching in der Regionalliga. Bild in Detailansicht öffnen
Mit knapp 49.000 Einwohnern ist nun die Stadt Heidenheim Mitglied dieser illustren Runde. Der FCH steigt in die Bundesliga auf und reiht sich auf Rang fünf ein. (Foto: IMAGO, Imago Images / Eibner)
Mit knapp 49.000 Einwohnern ist nun die Stadt Heidenheim Mitglied dieser illustren Runde. Der FCH steigt in die Bundesliga auf und reiht sich auf Rang fünf ein. Bild in Detailansicht öffnen

Heidenheim betreibt Chancenwucher

In der 86. Minute hätte Heidenheim dann den Ausgleich erzielen müssen. Schimmer legte für Kleindienst auf, der aus fünf Metern geblockt wurde. Der Abpraller landete bei Schimmer, doch sein Schuss wurde von Urbig übers Tor gelenkt. In der 88. Minute kratze Regensburgs Jan Elvedi nach einer Ecke den Kopfball von Beste von der Linie.

Beste gleicht aus - und dann kommt Kleindienst

In der Nachspielzeit überschlugen sich dann nochmal die Ereignisse. Nach Foul von Elvedi an Schimmer gab es nach Videobeweis Elfmeter für Heidenheim. Beste ließ sich die Chance nicht entgehen und traf zum 2:2 (90.+4). Danach rannte der FCH weiter an - und Keindienst erlöste die Schwaben in der neunten Minute der Nachspielzeit. Nach einer Hereingabe von Beste traf der Angreifer zum 3:2 für Heidenheim - das goldene Tor zum Bundesliga-Aufstieg.

Damit krönte der FCH eine herausragende Saison - und das als Meister, weil der bisherige Tabellenführer SV Darmstadt 98 0:4 in Fürth verlor. Die Hessen steigen als Zweiter mit dem FCH auf. Für den HSV, der 1:0 in Sandhausen siegte, bleibt nur der undankbare Rang drei und damit die Relegation gegen den VfB Stuttgart.

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Johann Schicklinski