Heidenheim Trainer Frank Schmidt bei den Aufstiegsfeiern

Fußball | Bundesliga

"Unkaputtbar": Heidenheims Trainer Frank Schmidt veröffentlicht Biographie

Stand
INTERVIEW
Achim Scheu

Die Mannschaft des 1. FC Heidenheim befindet sich noch in der Sommerpause. FCH-Trainer Frank Schmidt hingegen veröffentlicht am Dienstag seine Biographie. Titel: "Unkaputtbar - mein Leben, mein Fußball, mein Verein"

Die Geschichte des 1. FC Heidenheim ist eine ganz besondere, mit dem bisherigen Höhepunkt: dem Aufstieg in die Bundesliga. Das Gesicht des FCH ist der Trainer - Frank Schmidt. Am kommenden Dienstag erscheint seine Biographie. Achim Scheu hat für SWR Sport mit Frank Schmidt gesprochen

SWR Sport: Frank Schmidt, Sie haben ein Buch geschrieben. Das erscheint am 27.6., also nächsten Dienstag. Mein allererster Gedanke, als es hieß: Frank Schmidt hat ein Buch geschrieben, war: Wann zum Teufel hat er denn da noch Zeit dafür gehabt, neben seinem Job als Trainer eines damals noch aufstiegsambitionierten Zweitligisten?

Frank Schmidt: Die Antwort ist relativ einfach. Jeder kann sich zurückerinnern an die WM in Katar. Da hatten auch wir eine sehr lange Pause. So lange wie noch nie und für mich eine viel zu lange Pause. Die Pause habe ich genutzt, um an dem Buch zu schreiben. In der Rückrunde gab es dann immer noch einen Termin, so eine eine gute Stunde pro Woche. Das hat sich gut vereinbaren lassen. Und den Löwenanteil des Buches habe ich, wie gesagt, dann ja auch in dieser der langen WM-Pause geschrieben.

Titel der Biografie ist: Unkaputtbar. Mit dem Subtitel: Mein Leben, Mein Fußball. Mein Verein… warum haben Sie diesen Titel gewählt? Und was hat Ihr Trainerkollege Lukas Kwasniok damit zu tun?

Ja, der Lukas hat sehr viel damit zu tun. In der Pressekonferenz vor dem Hinspiel, in der Vorrunde gegen den SC Paderborn, da wurde er nach einem Synonym gefragt zum 1. FC Heidenheim. Da hat er gesagt, wenn es einen Begriff gibt für den 1. FC Heidenheim, was am besten zutrifft, dann ist es unkaputtbar. Und das war eine Inspiration, weil es schon auch treffend ist für unsere Eigenschaften, für unseren Stil, weil es einfach zu uns passt. Die Entscheidung dieses Titels stand relativ früh fest. Ich würde mal sagen im November, Dezember. Und wenn man dann sieht, wie die Saison weiter verlaufen ist, inklusive letzter Spieltag und Aufstieg in die Bundesliga, dann ist es fast schon Wahnsinn. Dieser Titel trifft perfekt auf unser Tun und Handeln. Aber natürlich auch auf mein Leben.

Sie schreiben in ihrem Buch, dass der Fußball Sie komplett Tag für Tag fordert: Ich zitiere: "Ich bin von morgens bis abends erfasst von einem Gedanken: Wie kann meine Mannschaft das Spiel am Wochenende gewinnen? Und das Spiel danach, und das danach... Gab es in den Jahren als FCH-Coach auch Momente, wo Sie sich gesagt haben: Es reicht, ich kann nicht mehr?

Das alles stimmt natürlich, oft auch zum Leidwesen meiner Frau. Die hat es natürlich leicht mitbekommen. Wenn ich als Trainer nach Hause komme, dann ist es nicht so, dass ich mal eben den Schalter umlege, und dann vergisst man alles. Es in der Tat so, es geht darum, die Spiele zu gewinnen und dieser Gedanke ist in meinem Leben immer schon da. Aber am Ende darf man eines nicht vergessen: Was ich mache ist ja im Prinzip keine richtige Arbeit, sondern es ist ein Hobby. Es ist Leidenschaft zugleich und da fällt es dann mir persönlich immer leicht, mich mit diesem Thema auseinanderzusetzen und zu motivieren, für die neue Aufgabe.

Sie schreiben auch, dass Sie selbst kein großer Freund von Büchern sind, dass sie die wenigsten Bücher zu Ende gelesen haben. Welchen Grund geben sie uns, ihr Buch bis zum Ende zu lesen?

Ja, das ist natürlich jetzt eine knifflige Frage. Ich tue mich immer ein bisschen schwer, weil viele Bücher dann auch ein bisschen kompliziert geschrieben sind. Und wenn du dann mal ein paar Tage nicht liest, dann fällt der Einstieg wieder schwer. Ich habe es versucht, so einfach wie möglich zu schreiben, in meinen Worten. Ich glaube, man kann es auch einfach lesen. Es ist, wie wenn ein Spieler zu uns wechselt. Ich möchte nicht jemanden überreden, zu uns zu kommen, sondern jemanden überzeugen. Es ist die Geschichte im Profifußball, die es vielleicht so in dieser Form noch nie gab. Mit dem Standort, mit dieser Nachhaltigkeit, nicht nur bei mir als Trainer, sondern einen ganzen Verein mit der Dramaturgie des Aufstiegs in dieser Saison. Und wer sich für Menschen interessiert, für Führung, für Motivation, aber auch für die Geschichte des FCH, da bin ich mir relativ sicher, für den sollte es ein kurzweiliges Buch sein.

"Ich glaube, ich habe viel von mir preisgegeben, war auch extrem ehrlich"

Sie hatten jetzt ein paar Wochen frei, seit dem Aufstieg mit dem 1.FC Heidenheim in die Bundesliga. Hatten Sie wirklich frei, auch um mal runterzukommen oder hat der FCH auch im Urlaub täglich eine Rolle gespielt?

Hat er, definitiv. Aber es hat nichts mit dem Aufstieg zu tun gehabt, das war die letzten Jahre auch immer so. Wobei wir in der Vergangenheit es meistens geschafft haben, den Kader schon relativ früh beisammen zu haben, um dann die Pause auch zu nutzen und um Ruhe zu haben, um sich zu regenerieren. Ich gehe meine 17. Saison am Stück, da muss man diese Zeit auch nutzen, die wenigen Möglichkeiten, im Urlaub auch mal runterzukommen. Ich brauche zum Glück wenig Zeit, um mich zu erholen. Der Fokus geht ganz schnell wieder auf das, was ansteht. Der Unterschied vielleicht zu den letzten Jahren war, dass ich im Urlaub vielleicht nicht mehr ganz so inkognito unterwegs war. Das Gute war aber in meinem Fall, dass es überwiegend positive Gespräche waren.

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Der 1.FC Heidenheim stellt das dar, was vielen Fans im Profifußball heutzutage häufig fehlt. Eine gewisse Nahbarkeit, das Ursprüngliche. Der FCH ist, finde ich, eher noch Bier und Bratwurst beim Fußball schauen, als bei den großen Clubs. Sind Sie sich dieser Rolle, als Retter des Fußballs, bewusst?

Ja, wir leben das ja auch, wir stehen ja auch dazu. Für mich geht es im Fußball in erster Linie um Emotionen. Das ist das, was mich letztendlich auch antreibt. Ich würde uns nicht als Retter bezeichnen, aber vielleicht als erfrischende Zugabe in diesem Profifußball.

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Bereiten Sie die Mannschaft auf die erste Liga anders vor, als Sie sie in den vergangenen Jahren auf die Zweite Liga vorbereitet haben?

Am Ende ist ja immer die Frage: Was erwartet uns? Wie ist es? Wie sind die Anforderungen an uns? Auf der anderen Seite ist es wichtig, eine klare Identität, einen hohen Wiedererkennungswert zu haben, dass man sich in erster Linie treu bleibt. Aber wir sind nicht so vermessen zu sagen, für uns geht es jetzt einfach normal weiter. Ich glaube, die Vorzeichen sind ganz andere, die Rolle, die Aufgabe. Die Anforderung wird sich verändern, weil wir es gewohnt waren, viele Spiele zu gewinnen. Wir werden uns mit Widerstandsfähigkeit, auch mit Leidensfähigkeit auseinandersetzen müssen. Wir müssen uns genau überlegen: Wie wollen wir in der Bundesliga Fußball spielen? Auf was kommt es an? Weil wir natürlich in Sachen individueller Qualität und der Erfahrung in der ersten Liga nicht auf Augenhöhe sind?

Frank Schmidt, vielen Dank für das Gespräch, viel Erfolg für das Buch. Am Ende aber noch kurz die Frage: Warum gibt es Menschen, die Sie Feldwebel nennen?

Also ich weiß nicht, ob es viele Menschen gibt, die mich Feldwebel nennen. Aber es war damals, vor gut zehn Jahren, da durfte ich in einem Film mitmachen, eine Dokumentation über den Trainerberuf. Der damalige Ausbilder bei der Uefa-Pro-Lizenz, Frank Wormuth, hat mir den Spitznamen Feldwebel gegeben. Wahrscheinlich, weil ich sehr direkt bin, weil ich eine laute Stimme habe, weil ich manchmal auch vielleicht ein bisschen zu hart bin im Gespräch. Das mag sein, aber ich selber war nie bei der Bundeswehr, kann das also auch selbst gar nicht einschätzen, ob der Vergleich als Feldwebel bei mir auch taugt.

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Achim Scheu