Tim Kleindienst hat den 1. FC Heidenheim zum 3:2-Sieg bei Jahn Regensburg und damit in die Bundesliga geschossen. (Foto: IMAGO, IMAGO / Jan Huebner)

Fußball | Meinung

Heidenheim in der Bundesliga! Die Erfüllung einer "Lebenschance"

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Michi Glang

Was wie ein Fußball-Märchen klingt, ist nun wahr: Der 1. FC Heidenheim steigt in die Bundesliga auf. Es ist die Krönung einer ganz besonderen Geschichte, sagt SWR Sport Redakteur Michi Glang.

Es ist vollbracht: Der 1. FC Heidenheim steht als Aufsteiger fest und spielt in der kommenden Saison in der Bundesliga. Mit dem gebürtigen Heidenheimer Frank Schmidt als Trainer mischt der FCH jetzt im Konzert der Großen mit.

Heidenheim an der Brenz

FCH ist Zweitligameister Tim Kleindienst schießt Heidenheim mit Last-Minute-Tor in die Bundesliga

Der 1. FC Heidenheim hat sich am letzten Spieltag der 2. Liga den direkten Bundesliga-Aufstieg gesichert. Bei Jahn Regensburg gewannen die Schwaben in allerletzter Minute 3:2 (0:0).

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Als "Lebenschance" hatte Vorstandschef Holger Sanwald den Aufstieg im Vorfeld bezeichnet - eine treffende Beschreibung: Als Sanwald 1994 als Verantwortlicher einstieg, spielten die Heidenheimer in der Landesliga. Schmidt kam später in der Verbandsliga als Spieler dazu.

FCH scheiterte bereits einmal ganz knapp

Seit 16 Jahren trainiert Schmidt nun die Mannschaft. Sportlich ging es dabei kontinuierlich bergauf: Aufstieg in die Regionalliga 2008, ein Jahr später ging es bereits in die 3. Liga. Seit 2014 spielte der FCH in der 2. Liga.

Im notorisch aufgeregten Profifußballgeschäft wurde in der Stadt an der Brenz auch in der Folge akribisch weitergearbeitet. Vor drei Jahren war es schon einmal fast so weit mit dem Aufstieg in die Bundesliga, in der Relegation unterlag der FCH ganz knapp gegen Werder Bremen.

Das sind die kleinsten Städte der Bundesliga-Geschichte

Die Kickers Offenbach beheimaten die zehntkleinste Stadt in der Bundesliga-Geschichte (Foto: IMAGO,  Rust)
Platz zehn: Auf insgesamt sieben Spielzeiten brachten es die Offenbacher Kickers in ihrer Vereinsgeschichte. In den 70ern spielten die Hessen von 1970 bis 1976 durchgehend erstklassig - unter anderem unter Trainer Otto Rehhagel. Der größte Erfolg der Stadt mit rund 131.000 Einwohnern gelang im Jahr 1970 mit dem Sieg im DFB-Pokal. Bild in Detailansicht öffnen
Die Spieler von Greuther Fürth müssen sich erneut nach nur einem Jahr Bundesliga wieder aus der Erstklassigkeit verabschieden. (Foto: IMAGO, Bernd Müller)
Platz neun: Die Bundeligahistorie von Greuther Fürth ist bisher wenig erfolgreich gewesen. Zwei Mal hat der Club es ins Oberhaus geschafft (in den Spielzeiten 2012/13 und 2021/22) und musste nach nur einer Saison die Liga als Schlusslicht wieder verlassen. Mit knapp 130.000 Einwohnern sind die Franken auf Platz neun der kleinsten Bundesligastädte. (v.l. Christopher Nöthe, Lasse Sobiech, Gerald Asamoah, Stefan Fürstner, Edgar Prib) Bild in Detailansicht öffnen
Jubelnde SSV Ulm Spieler nach einem 2:0-Sieg gegen den VfL Wolfsburg (Foto: IMAGO, Pressefoto Baumann)
Platz acht: Ein Jahr lang durften die Fans des SSV Ulm um die Jahrtausendwende gemeinsam mit ihrer Mannschaft Erstliga-Fußball genießen. Unter Trainer Martin Andermatt hat es jedoch für nicht mehr als Platz 16 in der Tabelle gereicht - damals noch ein direkter Abstiegsplatz. Dieses Jahr können die Ulmer erstmals seit über 20 Jahren den Aufstieg in die Dritte Liga klarmachen. Die 127.000 Menschen, die in Ulm leben, dürfte das freuen. Bild in Detailansicht öffnen
Wolfsburger Ivica Olic beim Jubel nach seinem Tor zum 2:1 gegen den VfB Stuttgart (Foto: IMAGO, Sven Simon)
Platz sieben: Seitdem der VfL Wolfsburg 1997 in die Bundesliga aufgestiegen ist, sind die Niedersachsen auch nicht mehr abgestiegen. Die Bilanz fällt positiv aus für die Stadt mit 124.000 Einwohnern: Meister von 2009 unter Trainer Felix Magath und der Sieg im DFB-Pokal 2015. Bild in Detailansicht öffnen
Otto Rehhagel hält die Meisterschalt in die Luft. 1998 (Foto: IMAGO, Stockhoff)
Platz sechs: Kleine Stadt, große Emotionen: Gründungsmitglied der Bundesliga, dann durchgehend in der Eliteklasse bis zum Abstieg 1996. Nach dem direkten Wiederaufstieg wird der FCK ein Jahr später sensationell Deutscher Meister. Der 1. FC Kaiserslautern hat sich in diesem Jahr nicht nur in die Herzen der 99.000 Lauterer gespielt, sondern auch in die aller, die den Fußball lieben. Bild in Detailansicht öffnen
Jiayi Shao (Cottbus, re.) gegen Thorben Marx (Bielefeld) Fußball  (Foto: IMAGO, Camera 4)
Platz fünf: Sechs Spielzeiten war Energie Cottbus Bundesligist. Jeweils für drei Jahre konnte man sich im Oberhaus halten (2000-2003 und 2006-2009). Für mehr als Platz 14 reichte es aber nie. Aktuell spielt die Stadt mit etwa 98.000 Bewohnern in der Regionalliga Nord-Ost. Bild in Detailansicht öffnen
Borussia Neunkirchen betritt den Platz vor einem Bundesligaspiel (Foto: IMAGO, WEREK)
Platz vier: Einige Jahrzehnte sind vergangen, seit die Borussia aus Neunkirchen die Stadt mit 46.000 Einwohnern mit Erstliga-Fußball verzückt hat. Der erste Aufstieg gelang den Borussen 1964 und unter Trainer Horst Buhtz reichte es für zwei Spielzeiten im Oberhaus, ehe der Verein wieder abstieg. 1967 stieg man zum letzten Mal in die Bundelsiga auf und musste schon nach einer Spielzeit wieder runter. Bild in Detailansicht öffnen
Freistoßmauer FC 08 Homburg mit Andreas Keim (li.), Thomas Stickroth (2.v.li.), Thomas Dooley (4.v.li.), Andreas Hentrich (2.v.re.), Roman Geschlecht (re.) (Foto: IMAGO, WEREK)
Platz drei: 1986 gelang dem FC 08 Homburg erstmals der Aufstieg in die Bundesliga. Die drittkleinste Bundesliga-Stadt mit 42.000 Einwohnern konnte sich immerhin drei Jahre lang dort halten. Bild in Detailansicht öffnen
Torwart Timo Hildebrand (Hoffenheim) jubelt Fußball 1. BL Herren Saison 20082009,  (Foto: IMAGO, MIS)
Platz zwei: Seit dem Aufstieg 2008 mit Trainer Ralf Rangnick ist die TSG Hoffenheim ersktlassig. Nach Platz drei in der Saison 2017/18 gab es für den selbsternannten "Dorfclub" aus der 3.300-Seelen-Gemeinde Hoffenheim, die allerdings zur 36.000 Einwohner zählenden Stadt Sinsheim gehört, gar den Auftritt auf internationalem Parkett. Bild in Detailansicht öffnen
Torschütze André Breitenreiter (Haching) jubelt, rechts Strehmel Fußball 1. BL Herren Saison 20002001 (Foto: IMAGO, Ulmer)
Platz eins: Nur 25.000 Einwohner und doch so erfolgreich - die kleinste Stadt der Bundesliga-Geschichte ist die Stadt um die SpVgg Unterhaching. Von 1999 bis 2001 spielten die Bayern in der Bundesliga. In der Aufstiegssaison gelang dann sogar unter Trainer Lorenz-Günther Köstner Platz zehn. In der darauffolgenden Sasion konnte man sich im Oberhaus nicht mehr halten und stieg in die zweite Liga ab. Heute spielt Unterhaching in der Regionalliga. Bild in Detailansicht öffnen
Mit knapp 49.000 Einwohnern ist nun die Stadt Heidenheim Mitglied dieser illustren Runde. Der FCH steigt in die Bundesliga auf und reiht sich auf Rang fünf ein. (Foto: IMAGO, Imago Images / Eibner)
Mit knapp 49.000 Einwohnern ist nun die Stadt Heidenheim Mitglied dieser illustren Runde. Der FCH steigt in die Bundesliga auf und reiht sich auf Rang fünf ein. Bild in Detailansicht öffnen

Heidenheim unter Schmidt kennt keine Hektik

Hektik kam wegen der verpassten Chance aber nicht auf. Mit Platz sechs und acht in den Folgejahren stabilisierte Schmidt das Team, bevor der FCH in dieser Saison durchstartete.

Angeführt von Torjäger Tim Kleindienst setzte sich der Klub schnell in der Spitzengruppe fest, lange Zeit noch im Schatten der Konkurrenz aus Darmstadt und Hamburg. Im Saison-Endspurt hatte der FCH dann aber den größeren Punch als die Hanseaten, zeigte sich defensiv extrem stabil und in der Offensive effizient. In der Ruhe liegt die Kraft, möchte man sagen.

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Fußball | 2. Bundesliga Aufstiegstrainer Frank Schmidt: "Der 1. FC Heidenheim ist irgendwie unkaputtbar"

Der 1. FC Heidenheim steigt in die Fußball-Bundesliga auf. Dabei dreht der FCH in Regensburg in der Nachspielzeit ein 0:2 noch in einen Sieg. Erfolgstrainer Frank Schmidt spricht danach im exklusiven Interview mit SWR Sport.

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Klassenerhalt in der Bundesliga? Warum nicht!

Jetzt geht es für Schmidt und sein Team ins Abenteuer Bundesliga. Sportlich wird es für den FCH eine Herausforderung, das Ziel kann nur der Klassenerhalt sein. Doch warum sollte der nicht gelingen? Mit dem Mix aus Ruhe, Ehrgeiz und Kontinuität haben sie in Heidenheim schon so manches Ziel in den vergangenen Jahren erreicht, das zuvor weit entfernt schien.

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