Frank Schmidt (Trainer 1. FC Heidenheim) jubelt nach dem Aufstieg vor den Fans (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance/dpa | Tom Weller)

Fußball | 2. Bundesliga

Aufstiegstrainer Frank Schmidt: "Der 1. FC Heidenheim ist irgendwie unkaputtbar"

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Jens Ottmann

Der 1. FC Heidenheim steigt in die Fußball-Bundesliga auf. Dabei dreht der FCH in Regensburg in der Nachspielzeit ein 0:2 noch in einen Sieg. Erfolgstrainer Frank Schmidt spricht danach im exklusiven Interview mit SWR Sport.

SWR Sport: Frank Schmidt, Gratulation. War dieses Spiel bezeichnend für die komplette Saison in Heidenheim?

Frank Schmidt: Absolut. Wir haben viele Spektakel gehabt, wir haben viele Spiele gehabt, die gerade über die Mentalität entschieden worden sind, über den Glauben an sich, bis zum Schluss, bis der Schiedsrichter den letzten Pfiff macht. Natürlich haben wir es uns ein bisschen anders vorgestellt, aber Regensburg hat es lange Zeit richtig gut gemacht. Wir haben offensiv wenig Aktionen gehabt, war dann doch nicht ganz so einfach.

Aber wir hatten ja keine Blaupause, es war das erste Mal, dass wir in so einer Situation waren. Wie diese Mannschaft weitermacht... Nach der Halbzeit, mit der ersten großen Chance, da müssen wir in Führung gehen. Das war vielleicht die erste richtige hundertprozentige Chance. 2:0 ist eigentlich der K.o.. Man könnte dann auch denken: Da kommt keine Mannschaft mehr zurück. Aber wir halt schon, weil wir das so oft erlebt haben, weil wir so oft darüber reden und weil wir tolle Menschen haben, die nie aufgeben.

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Aber mal ganz im Ernst: Es steht 0:2, am letzten Tag der Saison, die Mannschaft kann aufsteigen. Woher hat die Mannschaft - und auch Sie - den Glauben genommen, dass das tatsächlich funktioniert?

Frank Schmidt: Ich habe schon gemerkt, dass die Köpfe nach dem 0:2 herunter gingen. Da wurde auch ein bisschen Unmut geäußert. Da war meine Aufgabe, ein bisschen aufzumuntern, zu sagen: Es ist noch nicht vorbei, Männer! Uns hilft jetzt nicht, den Kopf nach unten zunehmen, wir müssen weitermachen!

"Wir spielen einen ehrlichen Fußball, wir wollen uns nichts ergaunern, sondern wir verdienen uns alles und arbeiten nachhaltig zusammen."

Aber wer sagt Ihnen das: Kopf hoch, weitermachen?

Frank Schmidt: Keine Ahnung, der liebe Gott?! Wenn ich etwas mache, dann mache ich es zu hundert Prozent. Aufgeben gilt einfach nicht. Ich habe schon ein paar Erlebnisse gehabt, die mich auch zu dem haben werden lassen. Angefangen zu meiner Zeit bei Alemannia Aachen auf dem alten Tivoli. Wenn du da mal Spieler warst, dann gibst du nie auf. Ich glaube, das habe ich ein bisschen mitgenommen nach Heidenheim. Und deswegen kann man auf die letzten Jahre schauen, es gibt viele Spiele in der Saison, viele Beispiele, warum es heute so ausgegangen ist, wie es eben so war.

Ist das jetzt eine Reise, die zu Ende gegangen ist mit dem Aufstieg in die Bundesliga? Oder ist es eine Reise, die jetzt erst richtig losgeht?

Frank Schmidt: Das ist eine merkwürdige Frage, kurz nachdem man überhaupt aufgestiegen ist. Ich bin ein Mensch, der in der Gegenwart lebt. Und ich habe mir noch keine großen Gedanken gemacht, wie es nächstes Jahr in der Bundesliga wird. Aber ich kann eins versprechen: Uns fällt etwas ein! Vielleicht einer der größten Underdogs, den es in den letzten Jahren gab. Am Ende darf man sich nicht kleiner machen, als man ist. Jetzt genießen wir erstmal und überlegen dann, wie wir das Ganze in der neuen Saison angehen. Wir haben ja länger Pause jetzt. Der 1. FC Heidenheim ist irgendwie unkaputtbar.

Warum ist Heidenheim eine Bereicherung für die Bundesliga?

Frank Schmidt: Das hat man ja heute gesehen. Jeder spricht über Nachhaltigkeit. Ich habe heute die Pressekonferenz von Bayern München gehört, da ging es drum: Wir müssen wieder mehr Sozialkompetenz haben, wir müssen Fan-näher sein. Ja, was sind wir? Das sind genau wir!! Seit über einem Jahrzehnt stehen die Menschen im Vordergrund. Wir spielen einen ehrlichen Fußball, wir wollen uns nichts ergaunern, sondern wir verdienen uns alles und arbeiten nachhaltig zusammen. Nicht nur ich als Trainer. Holger Sanwald, das ist sein Verdienst. Er hat die Vision gehabt, Abteilungsleiter in der Landesliga, das muss man sich mal überlegen. Er hat die richtigen Mitstreiter gefunden. Klaus Mayer, der leider verstorben ist, als ehemaliger Aufsichtsratsleiter im Herbst. Wie da gearbeitet worden ist. Das sind wir einfach. Es geht um Menschen und es geht um Emotionen. Und das macht für mich den Profifußball aus - und den Fußball allgemein.

Viel Spaß beim Genießen!

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Jens Ottmann