Trotz Diskriminierung sieht sich Katharina als glückliche „Deutsche mit finnischen Wurzeln und russischer Seele”

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Junge blonde Frau

In Russland wollte ich immer Russin sein. Hier war ich das endlich. Aber: ‚Du Russin‘, wurde wie eine Art Schimpfwort benutzt.

In Russland ist die junge Katharina mit ihrem deutschen Vaternamen bislang eher als „die Deutsche” aufgefallen. Als sie schließlich mit elf Jahren nach Deutschland kommt, scheint ihr Traum wahr zu werden: „Plötzlich wurde ich zur Russin.“

Katharina erlebt viel Diskriminierung

Akzeptiert fühlt sich Katharina aber nicht. Gerade in der Schule erlebt sie Mobbing und Diskriminierung. „Überall wirst du verprügelt und überall klang dieses ‚Russin, Russin, Russin‘. Auf dem Nachhauseweg wurde mir hinterhergepfiffen, Dinge nach mir geschmissen und ich wurde getreten.“ Auch ihre Mutter kennt das Gefühl der Diskriminierung und versucht mit Katharina in der Öffentlichkeit möglichst kein Russisch zu sprechen. „Das war ein ständiges ‚sich ducken’, man will sich eben anpassen und dazugehören.“

Die Geschichte ihrer Vorfahren macht sie stark

Der Wendepunkt kommt mit 17 Jahren, als sie ein Referat über ihre Familie halten muss. Sie fängt an, sich intensiv mit ihren russischen, deutschen und finnischen Wurzeln zu beschäftigen. Dadurch schafft sie es immer mehr, ihre vielfältige Identität zu verstehen und selbstbewusst zu ihr zu stehen. Heute sagt sie:

Ich bin eine Deutsche mit finnischen Wurzeln und russischer Seele und bin sehr glücklich damit.

Katharina will Verbindungen schaffen

Heute sieht Katharina ihre Berufung darin, andere Menschen mit ähnlicher Geschichte bei der Identitätsfindung zu unterstützen, geschichtlich aufzuklären und Verbindungen zwischen Kulturen zu schaffen. „Wenn Menschen aufeinandertreffen und tatsächlich in ein Gespräch kommen, dann werden sie mindestens eine Sache finden, die sie gemeinsam haben.“ Diese Verbindungen will sie schaffen – ob mit ehrenamtlichem internationalem Engagement oder mit ihren Büchern. „Wir müssen alle voneinander lernen. Nur so können wir andere besser verstehen und Gemeinsamkeiten finden.“

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SWR