Technik und Forschung

20. bis 25.3.1958 Bundeskanzler Adenauer will Atomwaffen: Bundestag debattiert tagelang

20. bis 25.3.1958 | Bundeskanzler Konrad Adenauer strebt in den 1950er-Jahren nicht nur die friedliche Nutzung der Atomenergie an, sondern will auch die Bundeswehr im Rahmen der NATO atomar bewaffnen. Sein Hauptargument ist die mächtige Sowjetunion, der man etwas entgegensetzen müsse.
Die Opposition, vor allem die SPD, ist dagegen; sie plädiert für eine atomwaffenfreie Zone auf dem Gebiet der beiden deutschen Staaten. Eine atomare Aufrüstung dagegen würde eine Wiedervereinigung in weite Ferne rücken.
Die Debatte zieht sich über vier Tage hin. Wir hören Ausschnitte. Zunächst Bundeskanzler Konrad Adenauer, der wie auch schon in früheren Reden die Atombombe als Weiterentwicklung der bisherigen Waffensysteme darstellt. Es folgen Verteidigungsminister Franz Josef Strauß (CSU), dann Fritz Erler (SPD), der mit einer Anspielung auf Goebbels‘ "totalen Krieg" die Unionsabgeordneten dazu veranlasst, empört den Saal zu verlassen.
Anschließend hören wir Reinhold Maier (FDP), gefolgt von zwei weiteren SPD-Abgeordneten, nämlich Helmut Schmidt – dem späteren Bundeskanzler – sowie Gustav Heinemann – dem späteren Bundespräsidenten.
Am Schluss die einzige weibliche Stimme in der Debatte: Luise Rehling (CDU). Sie erklärt, für die Frauen und Mütter zu sprechen.
Nach der emotionalen Debatte stimmt der Bundestag mehrheitlich der atomaren Ausrüstung der Bundeswehr im Rahmen der NATO zu. Die SPD kündigt daraufhin an, sie werde eine Volksbefragung initiieren, da Atomwaffen zu einem nationalen Notstand führen würden. Den Anfang machen Hamburg und Bremen, die tatsächlich Volksbefragungen über die atomare Bewaffnung einleiten. Doch dazu kommt es nicht: Das Bundesverfassungsgericht hält die Befragungen für verfassungswidrig und stoppt sie.
Adenauer setzt sich somit durch, allerdings bleiben die in der Bundesrepublik stationierten Atomwaffen unter der Kontrolle der Vereinigten Staaten – nicht der Bundeswehr. | Kernenergie

Mai 1994 George Spencer Brown – Über die "Gesetze der Form" und alle mögliche sonst

Der Mathematiker George Spencer-Brown fand vor allem außerhalb seines Fachgebiets in bestimmten Kreisen viel Beachtung. Dazu gehörte vor allem die Szene der Systemtheorie und Kybernetik. In Deutschland war es vor allem der Soziologe Niklas Luhmann, der sich an vielen Stellen auf ihn berufen hat. Spencer-Browns zentrales Werk ist sein Buch "Gesetze der Form". Ausgehend von einer einfachen logischen Operation – der Operation der Unterscheidung - versucht er klassische Probleme der Logik aufzulösen und Paradoxien auf eine neue Weise zu beschreiben. Klingt abstrakt – und tatsächlich lassen sich die, die sein Buch gelesen haben, in zwei Gruppen unterscheiden: Die einen finden es genial, die anderen verstehen überhaupt nicht, worauf er hinaus will. Spencer-Brown war kein einfacher Mensch, konnte aber sehr unterhaltsam sein - auf seine Art.
Die folgenden Aufnahmen stammen aus einem Vortrag, den der Mathematiker im Februar 1994 am Heidelberger Institut für Systemische Forschung hielt. Es handelt sich um eines der wenigen Tondokumente weltweit, die von George Spencer-Brown - zumindest im Internet - existieren.