Putzen und Kühlen in einem

Das Geheimnis der Katzenzunge

Stand
AUTOR/IN
Gábor Paál
Gábor Paál (Foto: SWR, Oliver Reuther)

Die Katzenwäsche ist gründlicher als ihr Ruf. Forscher haben herausgefunden, wie raffiniert Katzen ihre Zunge als Multifunktionswerkzeug einsetzen: Sie reinigen sich damit und regulieren zugleich ihre Körpertemperatur.

Katzenwäsche - eine Dauerbeschäftigung

Hauskatzen schlafen viel – etwa 14 Stunden am Tag. Und wenn sie gerade mal nicht schlafen, pflegen sie ihr Fell mit ihrer Zunge. Nicht immer, aber ein Viertel ihrer wachen Zeit sind sie damit beschäftigt, Schuppen, Flöhe und was sich sonst zwischen den Haaren verfängt, zu entfernen. Und gleichzeitig kühlen sie so auch ihren Körper.

US-Forscher vom Georgia Institute of Technology in Atlanta haben jetzt herausgefunden, wie raffiniert die Katze das macht.

Mikrofaser-Panne als Forschungs-Impuls

Anlass für die Untersuchung war eine persönliches Erlebnis: Die Forscherin Alexis Noel erzählt, wie ihre Hauskatze an einem Mikrofasertuch leckte und dabei mit der Zunge hängen blieb. Daraufhin wollte sie dem Geheimnis der Zunge auf den Grund gehen.

Das Geheimnis der Katzenzunge (Foto: Colourbox, Foto: Colourbox.de -)
US-Forscher vom Georgia Institute of Technology in Atlanta haben das Geheimnis der Katzenzunge jetzt genauer untersucht.

Das Wunder der Katzenzunge

Katzenbesitzer wissen es: Die Zunge der Katze ist sehr uneben. Auf ihr befinden sich hunderte von Papillen - kleine schaufelförmigen Stacheln. Die Forscher haben jetzt mit Hochgeschwindigkeitsvideos genau verfolgt, wie die Papillen bei der Katzenwäsche eingesetzt werden. Sie sorgen zum einen dafür, dass die Zunge durchs Fell bis an die Haut gelangt – die Papillen kämmen die Haare gewissermaßen zur Seite. Zum anderen befindet sich an ihrer Spitze jeweils ein winziger U-förmiger Hohlraum, der wie eine Pipette funktioniert. Das erklärt auch das Missgeschick mit dem Mikrofasertuch: Es blieb an den Hohlräumen haften.

Reinigen und Kühlen in einem

Jede dieser Papillen saugt nun bei der Katzenwäsche etwas Speichel aus dem Mund und trägt es auf die Haut auf. Das reinigt die Haut nicht nur zusätzlich, sondern kühlt sie vor allem auch. Katzen schwitzen nämlich nicht. Wofür beim Menschen der Schweiß gut ist – er sorgt für Verdunstungskälte – erledigt bei der Katze der aufgetragene Speichel. Das konnten die Forscher auch mit Infrarotkameras messen: Die Stellen, die die Katze mit ihrer Zunge „gewaschen“ hat, sind unmittelbar danach viel kühler als vorher.

Erfolg je nach Katzenart unterschiedlich

Die verschiedenen Katzenarten sind dabei aber unterschiedlich effektiv. Bei Perserkatzen zum Beispiel mit ihren langen Haaren und dem dichten Fell, ist es für die Zunge schwieriger, bis auf die Haut vorzudringen – deshalb ist hier eine Pflege durch die Besitzer umso wichtiger.

Neue Haarbürsten nach dem Vorbild der Zunge?

Apropos Pflege: Die Forscher wollen ihre Erkenntnisse nutzen, um nach dem Vorbild der Katzenzunge spezielle Haarbürsten zu entwickeln, die in der Lage sind, das Fell noch besser zu reinigen aber es auch von Allergenen zu befreien – denn Katzenallergien werden vor allem von Schuppen und Eiweißen im Speichel ausgelöst. Ob das genügen wird, um Katzen per Haarbürste „allergikerfreundlich“ zu machen, muss sich noch zeigen.