Raumfahrt

ISS bekommt neuen Weltraumbalkon für Experimente im All

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Guido Meyer
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Anja Braun
Anja Braun, Reporterin und Redakteurin SWR Wissen aktuell. (Foto: SWR, Christian Koch)

Bartolomeo, so heißt eine neue Forschungsplattform, die die Europäische Weltraumagentur zur Internationalen Raumstation schickt. Dort kann zum Beispiel untersucht werden, wie sich Bakterien in Weltall bei starker Strahlung entwickeln.

Der kleine Weltraumbalkon Bartolomeo ist nach dem jüngeren Bruder von Christoph Colombus benannt. Den Entdecker selbst hatten die Europäer bereits zum Namenspaten ihres Forschungsmoduls auf der ISS gemacht.

Da unser Bartolomeo direkt am Columbus-Modul angebaut wird, passt der Name ganz gut.

Die ISS soll sich in Zukunft besser rechnen

Airbus betreibt die neue Forschungsplattform im Rahmen einer ISS-Kommerzialisierungsinitiative der Europäischen Weltraumorganisation ESA. Kommerzielle Nutzer sollen mit Experimentier-Wünschen den Weltraum-Balkon bestücken. Gegen entsprechende Bezahlung natürlich.

Weltraumbalkon bietet Experimentierplätze

Die neue kommerzielle Plattform Bartolomeo ist von Airbus in Kooperation mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt und der NASA entwickelt worden. Rund 40 Millionen Euro hat der Konzern dafür bezahlt. Der kleine Bruder des fast sieben Meter langen Columbus-Raumlabors misst ungefähr zwei Meter auf zwei Meter fünfzig. Bartolomeo bietet zwölf Experimentierplätze mit jeweils einem Kubikmeter Volumen.

Mindestpreis für Experimentierplatz sind 100.000 Euro

Diese Experimentierplätze möchte der Konzern Airbus an Institutionen und Unternehmen vermieten, die dort Grundlagenforschung betreiben wollen. So sollen kommerzielle wie öffentliche Nutzer, darunter auch Schulen und Hochschulen, zu festgelegten Preisen Experimente auf dem Weltraumbalkon durchführen.

Abgerechnet wird nach Volumen, gewissermaßen in Würfeln mit jeweils zehn Zentimetern Kantenlänge. Die kleinste buchbare Größe umfasst drei solcher Würfel. Der dafür geforderte Preis: etwa 100 000 Euro, Buchungsdauer mindestens ein Jahr.

Der neue "Weltraumbalkon" wird als Plattform an die ISS angedockt.

Weltraumbalkon wird ganz vorne platziert

Die Bartolomeo-Plattform wird ganz vorne, also an den Bug des Columbus-Labors angebaut. Er sitzt damit auch in Flugrichtung der Raumstation betrachtet an deren Spitze. Die Forschungsplattform ist deshalb auch der Strömung der dünnen Restatmosphäre, die es in dieser Höhe noch gibt, ausgesetzt.

Wir haben mit Bartolomeo uneingeschränkte Sicht sowohl zur Erde als auch in den Nachthimmel, so dass wir also Erdbeobachtung oder auch Beobachtung von Sternen mit Bartolomeo durchführen können.

Weltraumbalkon gut geeignet für Experimente im All

Bartolomeo als Forschungsplattform bietet sich daher gerade für jene Experimente an, die freie Sicht nach unten zur Erdoberfläche oder nach oben in den freien Weltraum benötigen.

Außerdem lassen sich auf dem Weltraumbalkon Langzeituntersuchungen durchführen. Zum Beispiel um zu erforschen, wie sich Sporen oder Bakterienkulturen verhalten, wenn sie direkt der kosmischen Strahlung ausgesetzt werden. Aber auch Materialproben können auf der Forschungsplattform einem Langzeittest unterzogen werden.

Es gibt ja regelmäßige Versorgungsflüge zur Internationalen Raumstation. So haben wir die Möglichkeit etwa viermal im Jahr neue Experimente nach oben zur ISS und damit zu Bartolomeo zu bringen.

Ein Versorgungsflug soll Bartolomeo zur ISS bringen

Bartolomeo wird an Bord eines Dragon-Raumschiffs zur ISS fliegen. Diese Frachtraumschiffe starten regelmäßig an der Spitze von Falcon-9-Raketen des kalifornischen Raumfahrtunternehmens SpaceX. Sobald die Dragon-Kapsel an der ISS angekommen und an ihr angedockt ist, wird ein Roboterarm der Raumstation von außen in die Kapsel greifen und die Bartolomeo-Plattform sozusagen "aus dem Kofferraum" ziehen.

Eine Art Klickverschluss wird den Weltraumbahnhof verankern

Die Steuerung des Roboterarms erfolgt durch die Astronauten innerhalb der ISS. Mit dem Roboterarm wird Bartolomeo dann an den Bug der Raumstation gebracht und dort mit einer Art Klickverschluss am Colombusmodul befestigt.

Die Nutzlastplattform Bartolomeo von Airbus wird am europäischen Modul Columbus der Internationalen Raumstation ISS angebracht werden. (Foto: Pressestelle, Credit: Airbus)
Die Nutzlastplattform Bartolomeo von Airbus wird am europäischen Modul Columbus der Internationalen Raumstation ISS angebracht werden.

Astronauten werden später die Experimente anbringen

Zunächst steht der Weltraumbalkon allerdings leer. Erst im Verlauf des Frühjahrs sollen zwei Astronauten der ISS während eines Außenbordeinsatzes die ersten Experimente auf der Plattform anbringen .

Ich bin sicher, dass diese Plattform, wenn sie denn erstmal oben und betriebsbereit ist, relativ schnell voll werden wird.

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Anja Braun, Reporterin und Redakteurin SWR Wissen aktuell. (Foto: SWR, Christian Koch)