Zigaretten werden in Hand zerdrückt (Foto: IMAGO, /)

Weltnichtrauchertag

Rauchentwöhnung: Diese Strategien sind erfolgsversprechend

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Katharina Ditschke
Portraitbild der Reporterin  Katharina Ditschke. (Foto: SWR)
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Lena Schmidt
Sonja Emperle

Es hat viele Vorteile, mit dem Rauchen aufzuhören. Aber leicht ist es nicht. Welche Strategien helfen wirklich? 

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Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge sterben jährlich weltweit mehr als sieben Millionen Menschen an den Folgen des Rauchens. Wer rauchfrei lebt, senkt nicht nur aktiv sein Krebsrisiko, sondern hat auch mehr Geld für gesunde Lebensmittel. Man könnte die Flächen, auf denen Tabak angebaut wird, stattdessen dazu nutzen, Nahrung anzupflanzen.

Regulierung über den Preis 

40 Dollar, umgerechnet rund 22 Euro für eine Schachtel Zigaretten? So viel kostet sie in Neuseeland. Damit versucht das Land, seine Raucherquote möglichst schnell unter die magische Zahl von fünf Prozent zu drücken. Unter diesem Wert gilt ein Land als rauchfrei. Deutschland ist davon weit entfernt. Hierzulande qualmt nach Angaben des Gesundheitsministeriums rund ein Viertel der Bevölkerung. 

Gesundheitliche Folgen des Rauchens

Rauchen gehört zu den größten vermeidbaren Gesundheitsrisiken. Es verursacht Krebs, Herz-Kreislauferkrankungen und schädigt massiv Lunge und Atemwege. Allein in Deutschland sterben fast 130.000 Menschen pro Jahr an den Folgen des Tabakkonsums.

Person lehnt angebotene Zigarette ab (Foto: IMAGO, Panthermedia)
Erst nach 15 Jahren ist das Risiko für eine koronare Herzerkrankung wieder auf dem Niveau von lebenslangen Nichtrauchern.

Ein Rauchstopp hat laut der Deutschen Krebshilfe unmittelbar positive Auswirkungen auf die Gesundheit. Bereits nach 20 Minuten sinken Herzfrequenz und Blutdruck, nach zwei bis zwölf Wochen verbessern sich Herz-Kreislauf-und Lungenfunktion. Langfristig sinkt das Risiko für koronare Herzerkrankungen, Schlaganfall und verschiedene Krebserkrankungen, für Impotenz bei Männern sowie Früh- und Fehlgeburten bei Frauen. 

“Nahrung statt Tabak” 

Das Motto desdiesjärigen Weltnichtrauchertages am 31. Mai war: „NahrungStattTabak“ – damit macht die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung auf die Auswirkungen eines Rauchstopps für Umwelt und Ernährung aufmerksam. Denn nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wird jährlich eine Ackerfläche in der Größe von knapp fünf Millionen Fußballfeldern für den Tabakanbau genutzt. Auf dieser könnte Nahrung angebaut und die Ernährungssituation verbessert werden.

Strategien für die Raucherentwöhnung 

Doch wie kann die Entwöhnung von der Zigarette gelingen? Während die körperliche Abhängigkeit von Zigaretten nur einige Tage anhält, kann die Psychische sogar jahrelang andauern. Sucht-Experten wie Prof. Christoph Kröger vom Institut für Therapieforschung empfehlen: verhaltenstherapeutische Entwöhnungsprogramme in der Gruppe. Diese seien vielversprechend, da sie einen “hilfreichen sozialen Druck” auf die Betroffenen ausüben.  

Therapiegruppe hört Teilnehmerin zu (Foto: IMAGO, Shotshop)
Entwöhnungsprogramme in der Gruppe können hilfreichen "sozialen Druck" aufbauen

Nikotinersatz-Produkte können für eine Übergangszeit eine Überbrückungshilfe sein. Pflaster, Nasenspray, Kaugummi oder Tabletten können Menschen mit hoher Abhängigkeit unterstützen, sagt Monika Lucki von der Suchthilfe bei der Caritas Hildesheim.

E-Zigaretten, da sind sich die Fachleute einig, sollten keine Alternative zum Zigarettenrauchen darstellen. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) bergen auch diese gesundheitliche Risiken. Die WHO empfiehlt daher, auf bewährte Maßnahmen zur Tabakentwöhnung zurückzugreifen.

Das Deutsche Krebsforschungszentrum warnt davor, E-Zigaretten als harmlose Lifestyle-Produkte zu verstehen, da die langfristigen gesundheitlichen Auswirkungen des E-Zigarettenkonsums derzeit nicht bekannt seien. Tier- und Zellversuche würden aber darauf hindeuten, dass der Konsum langfristig insbesondere die Atemwege und das Herz-Kreislaufsystem schädigen könnte.

Auf dem Bild sieht man eine Person, die in der einen Hand eine E-Zigarette und in der anderen Zigaretten hält. (Foto: IMAGO, Panthermedia)
Die Flüssigkeiten für E-Zigaretten, Liquids genannt, gibt es mit und ohne Nikotin zu kaufen. Ohne Nikotin enthält der Dampf zwar deutlich weniger Schadstoffe als der Zigarettenrauch, trotzdem sind auch hier Chemikalien enthalten.

Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) schätzt den Gebrauch von E-Zigaretten in ihrem aktualisierten Bericht von 2022 so ein. “Vorläufige Ergebnisse zeigen, dass diese nicht so harmlos sind und manche sogar ein krankmachendes Potential aufzeigen“, sagt BfR-Präsident Prof. Andreas Hensel. 

Schweden reguliert Konsum über Verbote 

Bereits seit vier Jahren gibt es in Schweden das wohl schärfste Raucher-Gesetz in Europa. Dort wurde schon im Jahr 2005 ein Rauchverbot in der Gastronomie verhängt. In den vergangenen Jahren hat die Regierung nachjustiert. Seit 2019 gilt das Rauchverbot, auch für E-Zigaretten, ebenso auf öffentlichen Plätzen, Sportanlagen etc. Nicht zu nehmen ist den Schweden „ihr Snus“.

Das Bild zeigt eine Person, die sich ein Päckchen Snus unter die Oberlippe legt. (Foto: IMAGO, Panthermedia)
Das Konsumieren von Lutschtabak hat v. a. in den skandinavischen Ländern Tradition. Tabak wird mit Salz, Wasser und Aromastoffen gemischt. In Deutschland ist der Verkauf verboten.

Kleine weiße Säckchen, die u.a. mit Nikotin und Aroma gefüllt sind und einzeln zwischen Lippe und Kiefer geklemmt werden. Auch die machen abhängig und können die Gesundheit schädigen. Im EU-Vergleich hat Schweden trotzdem weit weniger Krebsfälle. 

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