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"Waren die Götter Astronauten?" – Autor Erich von Däniken wird 90

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Von Autor/in Frank Wittig

Schriftsteller, Wissenschaftler oder Spinner? Die Geschichten über Alien-Astronauten von Erich von Däniken klingen skurril - doch tatsächlich trieben sie die Wissenschaft voran.

Der Schweizer Autor traf 1968 mit seinem Erstling „Erinnerungen an die Zukunft“ einen Nerv der Zeit. Das Apollo-Programm war angelaufen, die erste Mondlandung menschlicher Astronauten zeichnete sich ab.

In dieser Zeit der Raumfahrtbegeisterung wirkte die These, dass vor langer Zeit Alien-Astronauten die Menschheit besucht und sie kulturell und technologisch geboostert hatten, elektrisierend.

Von Däniken gilt als erfolgreichster Sachbuchautor der Welt

Erich von Däniken ist nicht irgendein kleiner Spinner. Er ist ein begnadeter, vermutlich einer der größten Spinner aller Zeiten. Mehr als 40 Bücher zur sogenannten „Prä-Astronautik“ hat er geschrieben. Sie wurden in 32 Sprachen übersetzt und erreichten weltweit eine Auflage von über 70 Millionen Exemplaren. Erich von Däniken gilt als der erfolgreichste Sachbuchautor der Welt.  

Ein Kronjuwel seiner präastronautischen Argumente – die Schilderung der Landung eines extraterrestrischen Raumschiffs – stammt aus der Bibel, aus dem alten Testament. Da heißt es bei Hesekiel: „Ein Sturmwind kam von Norden, eine große Wolke und ein unaufhörlich aufflammendes Feuer, umgeben von einem hellen Schein. Und aus seiner Mitte, mitten aus dem Feuer, da strahlte es wie glänzendes Metall. Aus seiner Mitte erschien eine Gestalt von vier lebenden Wesen.“

In einer Talk-Show Ende der 80er Jahre erklärte von Däniken diese Bibelstelle so: "Unsere Vorfahren sahen etwas, beschrieben etwas und glaubten, das müsse Gott oder göttlich sein. War es aber nicht, nur missverstandene Technologie."

Außerirdische halfen den Menschen, Monumente zu errichten – sagt der Autor

In diesem Sinne sah der „Sonntagsforscher“ – wie von Däniken sich gerne selbst bezeichnete – in der biblischen Bundeslade eine Gegensprechanlage zur Kommunikation mit dem Astronautengott Jahwe.

Erich von Däniken während seines Vortrags "Rückkehr der Götter" im Stadttheater Gmunden am 21.12.2012 – dem Tag, an dem der Untergang der Welt prophezeit wurde.
Erich von Däniken während seines Vortrags "Rückkehr der Götter" im Stadttheater Gmunden am 21.12.2012 – dem Tag, an dem der Untergang der Welt prophezeit wurde.

Auch beim Bau der Pyramiden und der Kultstätte Stonehenge oder beim Aufstellen der kolossalen Statuen auf den Osterinseln müssen, so von Däniken, Außerirdische ihre Hand im Spiel gehabt haben.

Und die monumentalen, nur aus großer Höhe erfassbaren Bodenzeichnungen im peruanischen Nazca seien Landebahnen für Raumschiffe oder zumindest Zeichen zur Kommunikation mit den Alien-Göttern gewesen.

Von Däniken beflügelte mit diesen Thesen aber nicht nur die Phantasie seiner weltweiten Leserschaft. Er setzte gleichzeitig der etablierten Archäologie und Kulturwissenschaft die publizistische Pistole auf die Brust. Er forderte sie heraus für die zahlreichen ungelösten Fragen der Archäologie bessere Antworten zu geben, als er selbst es tat.

Erich von Dänikens Thesen trieben Forschung an

In der Folge der provokanten Thesen des Schweizer Autors erhielt etwa die experimentelle Archäologie einen Schub. So zeigten Archäologen beispielsweise, dass Menschen mit einfachen Mitteln tonnenschwere Steinfiguren wie auf den Osterinseln aufstellen können.

Menschen seien nicht imstande, die Skulpturen auf den Osterinseln aufzustellen, so die Behauptung von Dänikens - das trieb Forschende an, seine These zu widerlegen.
Menschen seien nicht imstande, die Skulpturen auf den Osterinseln aufzustellen, so die Behauptung von Dänikens - das trieb Forschende an, seine These zu widerlegen.

In diesem Sinne verstand sich Erich von Däniken immer auch als unruhiger Geist, der Bewegung in die Wissenschaft brachte: "Es sind die Phantasten, die die Welt in Bewegung halten und nicht die Erbsenzähler und die Krämerseelen."

Im Oktober 2024 veröffentlichte Erich von Däniken mit „Notizen aus meinem Leben“ sein letztes Buch, wie er sagt. Hier gewährt er seiner Leserschaft Einblicke in sein Forscherleben, seine Auseinandersetzungen mit Kritikern und wie er zu seinen Visionen kam.

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Frank Wittig
Frank Wittig, Reporter für SWR Wissen aktuell
Onlinefassung
Leila Boucheligua