Die rheinland-pfälzische Ägyptologin und experimentelle Musikarchäologin Heidi Köpp-Junk erforscht Liebeslieder und -gedichte aus dem alten Ägypten. Das Besondere: Sie hält nicht nur Vorlesungen und Vorträge zum Thema, sondern sie interpretiert und singt die alten ägyptischen Lieder seit Jahren auch. Aus ihrer Forschung sind inzwischen ganze Liederabende mit den tausende Jahre alten Liebesliedern entstanden.
Zum Thema gibt es auch eine 30-minütige Podcast-Folge in "Das Wissen"
Alte Liebeslieder mit neuer Melodie
Viele der Instrumente aus dem alten Ägypten ließ Heidi Köpp-Junk nachbauen und probiert sie nach den Vorlagen auf Tempelwänden aus. Ihr Lieblingsinstrument ist die Laute. Sie sieht aus wie eine kleine Gitarre. Hergestellt wurde sie im alten Ägypten aus Holz, Ziegenleder und dem Rücken einer Schildkröte, die den Resonanzkörper bildet. Die Laute der Musikarchäologin besteht aus Tierschutzgründen stattdessen aus Holz, das die Form des Schildkrötenpanzers nachempfindet.

Mit nur zwei Saiten kann Heidi Köpp-Junk auf der Laute sogar moderne Hits wie "Smoke on the Water" von Deep Purple spielen, auch wenn das wahrscheinlich nicht die Melodien waren, die die alten Ägypter vor tausenden Jahren spielten.
Die Ägyptologen konnten zwar viele Instrumente nachbauen, aber wie sie gespielt wurden, ist bis heute unklar. Denn es gibt keine dokumentierten Noten, die Aufschluss über die Melodien der Lieder geben.
Liebeslieder teilweise "extrem sexuell konnotiert"
Auch wenn die Melodien unbekannt bleiben, die Liedtexte konnten die Forschenden übersetzen - vor allem auch viele Liebeslieder:
Deine Küsse allein können mein Herz beleben. Ich habe Deine Liebe gefunden für immer und in Ewigkeit. Es ist das, was der Gott Amun mir als Schicksal ausersehen hatte.
Viele archäologische Funde zeigen, dass sich die alten Ägypter beim Thema Liebe mit denen auch heute bekannten Themen beschäftigten. "Es geht im Grunde immer um das gleiche, sprich: Liebt er mich, liebt er mich nicht?", erklärt Heidi Köpp-Junk.

Die Übersetzung der Liebeslieder und Gedichte ist aufwendig. Die Hieroglyphen haben es teilweise in sich. Beim Thema Liebe dachten wohl schon im zweiten Jahrtausend vor unserer Zeit nicht immer alle an das gleiche. "Manche sind sehr dezent und manche sind sehr deutlich, extrem sexuell konnotiert. Also da wird nicht blumig darum herum geredet, sondern es ist sehr explizit", so die Musikarchäologin.
Liebeslieder erzählen aus dem Alltag der Ägypter
Vielleicht hat das auch damit zu tun, dass viele Texte bisher bei Ausgrabungen eines Arbeiterdorfes gefunden wurden. Die Funde ermöglichen einen einmaligen Blick in das alte Ägypten.

"Meiner Meinung nach ist der große Vorteil der Liebeslieder, dass wir den Ägyptern in pharaonischer Zeit viel näherkommen", so Heidi Köpp-Junk. Ihre Forschung beschäftige sich eben nicht über die 'Todesschiene', also mit Särgen und Pyramiden, sondern mit dem Alltagsleben, betont sie. Dabei beschäftigten sich die alten Ägypter mit einem Thema, das uns auch heute alle noch bewegt: die Liebe.