Das Kriegsschiff Vasa im Vasa Museum in Stockholm (Foto: IMAGO, IMAGO / Becker&Bredel)

17. Jahrhundert

Darum sank das schwedische Kriegsschiff Vasa bei seiner Jungfernfahrt

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David Beck
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1.300 Meter – Weiter kam das schwedische Kriegsschiff Vasa aus dem 17. Jahrhundert nicht. Warum sank das Schiff, das seinerzeit zu den größten Kriegsschiffen gehörte?

König Gustav II. Adolf von Schweden wollte im Dreißigjährigen Krieg ab Mitte der 1620er-Jahre sein Land als Seegroßmacht etablieren. Dafür sollten zwei schwere Galeonen sorgen, die zu den größten Kriegsschiffen ihrer Zeit zählen würden: Die Vasa und die Äpplet. Die Vasa wurde zuerst fertig gestellt, doch weit kam sie nicht: Auf ihrer Jungfernfahrt sank das bis dahin größte Kriegsschiff bereits nach 1.300 Metern.

Fehlkonstruktion im Schiffsbau

Die Vasa sollte das Flaggschiff der schwedischen Marine werden, eines der größten und schwerstbewaffneten Schiffe der damaligen Zeit. Allerdings gab es im frühen 17. Jahrhundert nur wenig Verständnis von der Physik der Schifffahrt. So waren die zwei Kanonendecks zu hoch für das Schiff und seine geringe Rumpfbreite. Die 64 Kanonen machten das Schiff bei geringem Tiefgang sehr topplastig, was bedeutet, dass der Schwerpunkt sehr hoch lag, wodurch es einfach kippen konnte.

Zudem wurden während des Baus unterschiedliche Maßeinheiten verwendet. Einige Schiffsbauer arbeiteten mit dem schwedischen Fuß, andere mit dem Amsterdamer Fuß, das etwa eineinhalb Zentimeter kürzer ist. Dadurch wurde das Schiff auf der Backbordseite schwerer. Der damals übliche Stabilitätstest – 30 Mann rannten auf dem obersten Deck hin und her, um das Schiff ins Schwanken zu bringen – wurde abgebrochen, da das Schiff zu kentern drohte.

Windböen ließen das Schiff kippen

Trotzdem wurde die Vasa in Dienst gestellt. Am 10. August 1628 wurde sie zunächst aus der Marinewerft Stockholms geschleppt, bevor sie ihre Segel setzte. Schon nach kurzer Strecke füllte eine Windböe die Segel und das Schiff begann nach backbord zu kippen. Die sogenannten Schoten – Leinen, die die Segel nach unten halten – wurden gelöst, wodurch sich das Schiff wieder aufrichten konnte.

Doch kurz darauf drückte eine stärkere Böe die Vasa noch weiter auf ihre Backbordseite. Da nach dem Auslaufen aus dem Hafen Salutschüsse abgegeben werden sollten, waren die Kanonenpforten geöffnet, sodass Wasser in das Schiff laufen konnte. Die Vasa kippte weiter, kenterte und ging unter – rund 120 Meter vom Ufer entfernt nach nur etwa 1.300 Metern Fahrt.

Restauriertes Kriegsschiff Vasa im Vasa-Museum in Stockholm (Foto: IMAGO, IMAGO / Becker&Bredel)
Heute steht die Vasa im Vasa-Museum in Stockholm. Nach mehr als 300 Jahren im Wasser blieb das Schiff bis zu seiner Bergung im Jahre 1961 gut erhalten und wurde anschließend aufwendig restauriert.

Im anschließenden Prozess schwor Kapitän Söfring Hansson, an Bord sei alles ordnungsgemäß gesichert und die Mannschaft nüchtern gewesen. Der Schiffsbaumeister Hein Jacobsson beteuerte, das Schiff nach den Vorgaben seines Vorgängers Henrik Hybertsson gebaut zu haben, der ungefähr ein Jahr vor der Fertigstellung starb.

Die Pläne waren vom König abgesegnet. Jacobsson hatte den Rumpf sogar noch um einen knappen halben Meter verbreitern lassen. Ein Schuldiger konnte am Ende nicht gefunden werden. Auf die Frage, warum die Vasa sank, antwortete der Leiter der Werft, Arendt de Groote: Das weiß nur Gott.

1961 Bergung des überraschend gut erhaltenen Schiffs

333 Jahre lang lag die Vasa am Grund des Stockholms Ström, bis sie am 24. April 1961 gehoben wurde. Sie war überraschend gut erhalten, was hauptsächlich an der starken Verschmutzung des Stockholms Ström lag. Selbst die zähesten holzzersetzenden Mikroorganismen konnten dort nicht überleben.

Über Jahrzehnte wurde das Schiff aufwändig rekonstruiert und konserviert. Es ist heute im Vasa-Museum ausgestellt – nicht weit vom Ort seiner ehemaligen Werft und von der Stelle, an der sie unterging, entfernt. Das Schwesterschiff der Vasa, die Äpplet, war fast baugleich, allerdings etwa einen Meter breiter als die Vasa. Sie war fast 30 Jahre im Einsatz.

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