Solar Orbiter bietet bisher nie gesehene Nahaufnahmen unseres Heimatsterns, der Sonne. (Foto: Pressestelle, ESA)

Astronomie

Solar Orbiter liefert erste Bilder von der Sonne

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Uwe Gradwohl
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Ralf Kölbel

Im Februar hat die Europäische Weltraumbehörde ESA ihre Sonnensonde Solar Orbiter gestartet. Jetzt hat sie erste, spektakuläre Aufnahmen unseres Heimatsterns geliefert.

Durch die Corona-Pandemie wurde auch das Sondenfliegen im All gründlich verändert. Der Solar Orbiter ist nach Angaben der ESA die erste ESA-Sonde, deren Inbetriebnahme im All aus den Privatwohnungen der Mitarbeiter heraus gesteuert wurde. Nun liefert Solar Orbiter die ersten Bilder, von denen die Forscherinnen und Forscher begeistert sind.

"Lagerfeuer" an der Oberfläche der Sonne

Bernsteinfarben erscheint die Sonne auf den ersten Aufnahmen des Solar Orbiters. Dafür ist der Computer verantwortlich, der die Bilder eingefärbt hat, denn der Solar Orbiter beobachtet die Sonne im extremen Ultraviolettlicht, das das menschliche Auge nicht wahrnehmen kann. Also eine bernsteinfarbene Sonnenoberfläche, die aber alles andere als ruhig daliegt.

Solar Orbiter bietet bisher nie gesehene Nahaufnahmen unseres Heimatsterns, der Sonne. Es brodelt an der Oberfläche. Immer wieder kommt es zu "Lagerfeuern" mit bis zu 1000 Kilometern Größe. (Foto: Pressestelle, ESA)
Solar Orbiter bietet bisher nie gesehene Nahaufnahmen unseres Heimatsterns, der Sonne. Es brodelt an der Oberfläche. Immer wieder kommt es zu "Lagerfeuern" mit bis zu 1000 Kilometern Größe.

Die Sonnenoberfläche ist von sich aufwölbenden und absinkenden hellen und dunklen Bereichen bedeckt, all das ist durchzogen von dunklen feinen Fasern. Und immer wieder blitzen auf der brodelnden Oberfläche kleine, außergewöhnlich helle Flecken auf: Diese Mini-Eruptionen haben die Forscher, etwas verniedlichend, „Lagerfeuer“ genannt, denn so wirken sie tatsächlich inmitten der brodelnden Sonnen-Oberfläche.

Aber jedes dieser Lagerfeuer ist tatsächlich gut 1000 Kilometer groß. Die Lagerfeuer-Mini-Ausbrüche sind das zentrale Phänomen, das die Forscher auf den ersten Bildern des Solar Orbiters entdeckt haben.

Die ESA stellt die neuen BIlder in einem Youtube-Video vor

Umgebung der Sonne ist heißer als ihre Oberfläche

Hinweise auf ihre Existenz hatte man schon auf früheren Aufnahmen, aber in dieser Detailschärfe sehen die Sonnenforscherinnen und -forscher sie nun zum ersten Mal. Und sie könnten ein Schlüssel sein, um das große Sonnenrätsel zu lösen: Wie kommt es dazu, dass die Umgebung der Sonne heißer ist als ihre Oberfläche?

Aufgenommen wurde diese bislang schärfsten Abbildungen der Sonne aus 77 Millionen Kilometer Entfernung. Das entspricht in etwa der halben Distanz zwischen Erde und Sonne. Bis Ende 2021 wird der Solar Orbiter auf nur noch ein Viertel der Distanz Erde Sonne heranfliegen. Und wird dann näher um unserem Heimatstern kreisen als der innerste Planet Merkur.

Diese "Lagerfeuer" zählen zu den wichtigsten Entdeckungen auf Basis der Bilder von Solar Orbiter. (Foto: Pressestelle, ESA)
Diese "Lagerfeuer" zählen zu den wichtigsten Entdeckungen auf Basis der Bilder von Solar Orbiter.

Die Sonde Parker Solar Probe wird der Sonne noch näher kommen

Und bis zum Jahr 2025 wird die Sonde ihre Flugbahn so verändern, dass die Menschheit zum ersten Mal überhaupt das Geschehen am Nord- und Südpol der Sonne beobachten kann.

Die Sonde ist ein gemeinsames Projekt mit der amerikanischen NASA und hat Instrumente aus Europa und den USA an Bord. Die NASA wird mit ihrer Sonnensonde Parker Solar Probe bald noch viel näher als der Solar Orbiter an die Sonne heranfliegen. Die US-Sonde kann dort aber nur ohne Kameras die Sonnenumgebung erforschen. Ihr Einsatz ist so nahe an der Sonne nicht möglich.

Solar Probe kommt noch näher an die Sonne ran, kann aber im Gegensatz zu Solar Orbiter keine spektakulären Bilder der Oberfläche liefern. (Foto: IMAGO, imago images/Eibner Europa)
Solar Probe kommt noch näher an die Sonne ran, kann aber im Gegensatz zu Solar Orbiter keine spektakulären Fotos liefern.
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