Covid-19-Teststrategie

So kann die Integration von Schnelltests gelingen

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David Beck
Bild von David Beck, Reporter und Redakteur SWR Wissen aktuell sowie Redakteur bei SWR2 Impuls. (Foto: SWR, Ilyas Buss)
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Antonia Weise

Mittlerweile sind Corona-Schnelltests für zuhause erlaubt. Das war lange Zeit nicht so. Allerdings haben diese Schnelltests auch Nachteile. Wie gelingt die Integration der Tests in die aktuelle Teststrategie trotzdem?

Corona-Schnelltests für zuhause sind diskussionwürdig

Ein großes Problem bei Schnelltests für zu Hause ist: Wenn man sich selbst positiv testet, aber den Fall nicht meldet. Zum einen tritt der Fall dann nicht in der Statistik auf, viel wichtiger ist aber: Die betreffende Person könnte andere anstecken.

Betroffene seien sich häufig über die Konsequenzen klar, die eine Meldung des positiven Testergebnisses mit sich bringen würde, meint Tobias Kurth, Direktor des Instituts für Public Health an der Charité in Berlin. Das bedeutet für sie: Isolation, deutliche Einschränkungen im sozialen und beruflichen Leben – im Zweifel nicht nur für die Betroffenen selbst, sondern auch die ganze Familie.

Schüler warten auf den Beginn eines freiwilligen Corona-Schnelltests (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Sebastian Kahnert)
Nach einem Streit über die Teststrategie haben sich Kultusministerin Susanne Eisenmann und Gesundheitsminister Manne Lucha geeinigt – es gibt mehr Tests an Kitas und Grundschulen in Baden-Württemberg.

Keine klare Regelung nach positivem Ergebnis

Selbst wenn das Ergebnis des Corona-Schnelltests gemeldet werden würde, ist die Vorgehensweise zurzeit nicht klar geregelt.

Muss ich eine PCR nachschalten [...] Oder ich teste in der Schule, dann ist die Person in der Schule, was mach ich dann? Wie lang ist die Quarantäne und so weiter. Das sind Dinge, die glaube ich geklärt sein müssen und wir uns relativ schnell Gedanken machen müssen inwieweit wir das einsetzen können und in welcher Zielpopulation das sozusagen geschehen kann.

Ein sinnvoller Einsatz der Tests

Solange es nicht genügend Tests gibt, ist es besser sie gezielt dort einzusetzen, wo das Ansteckungsrisiko hoch ist oder ein Ausbruch relativ schwerwiegende Konsequenzen nach sich ziehen würde. Beispielsweise, wenn eine ganze Schule geschlossen werden müsste. Die Tests könnten aber auch in hoher Stückzahl produziert werden, denn schwierig herzustellen sind sie nicht.

Mehrere COVID-19 Schnelltest (Foto: IMAGO, IMAGO / Mario Hösel)
Bisher durften Schnelltests in Deutschland nur von medizinisch geschultem Personal durchgeführt werden. Jetzt wurden sie auch als Selbsttests für zuhause genehmigt.

Wenn Sie heute den Firmen sagen ‘Wir brauchen 20 Millionen’, dann werden sie erstmal sagen ‘Nein. Geht nicht.’ Aber wenn Sie ihnen Vorlaufzeit geben, dann ist das absolut möglich die Kapazitäten hier hochzufahren.

Einsatzmöglichkeiten für Schnelltests

Claudia Denkinger, Leiterin der klinischen Tropenmedizin am Universitätsklinikum Heidelberg, sieht vor allem zwei mögliche Einsatzgebiete der Tests für zuhause: Einmal indem man die Reflexstrategie fahren würde, wo man zum Beispiel Antigen-Tests in Schulen hochfahren und anschließend die Reflextestung mit PCRs nutzen würde.

Reflextestung bedeutet: Positive Schnelltestergebnisse werden mittels einer PCR überprüft. Falsch-positive Ergebnisse würden so entdeckt. Falsch-negative Testergebnisse hingegen blieben unentdeckt und Infizierte könnten sich in falsche Sicherheit wiegen.

Pipettieren von Corona-Proben durch eine Labor-Mitarbeiterin (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/KEYSTONE | GAETAN BALLY)
Nur durch eine genaue Untersuchung des Erbguts des Virus kann man Mutationen finden. Dabei werden positive Corona-Test-Proben (PCR-Tests) einer Genom-Sequenzierung unterzogen.

Ein anderes sinnvolles Anwendungsgebiet wäre die niederschwellige, anonyme Testung. Diese wird bereits in Südkorea angeboten. Das heißt: die Barriere zum Testen sollte heruntergefahren werden, wenn Leute Bedenken bezüglich der Testung haben.

[...] Wenn Leute sich sorgen machen, dass sie in ner Clustersituation waren, dass sie zum Testen kommen können und damit auch wieder fürs Reflextesten die PCR-Kapazität auszunutzen, wäre sinnvoll.

Mehr PCR-Tests durch den Ausbau von Schnelltests möglich

Auf der anderen Seite würden PCR-Kapazitäten frei, wenn regelmäßige Tests bestimmter Gruppen durch Schnelltests ersetzt werden. Die freien PCR-Tests könnte dann eingesetzt werden, um positive Ergebnisse mittels sogenannter Marker-PCR auf bekannte Virusvarianten zu untersuchen. So ist es möglich, dem Gesundheitsamt schnell mitzuteilen, ob bei einer Infektion eine gefährliche Virusvariante im Spiel ist.

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