Das RKI hat die Grippewelle für beendet erklärt. (Foto: IMAGO, IMAGO/Westend61)

Atemwegserkrankungen

RKI erklärt Grippewelle für beendet

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Pascal Kiss
Portraitbild des Multimedia-Reporters und Redakteurs Pascal Kiss hinter einer blauen Polygonwand (Foto: SWR)
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Ralf Kölbel

Das Robert Koch-Institut hält die Grippewelle in Deutschland für beendet - viel früher als in den vergangenen Jahren. Woran könnte das liegen? Antworten von Pascal Kiss aus der SWR Wissenschaftsredaktion.

Über neun Millionen Menschen hatten in Deutschland Mitte Dezember gleichzeitig mit Atemwegserregern zu kämpfen. Auch die ungewöhnlich heftige Grippewelle war dafür verantwortlich. Jetzt hat das RKI die Grippewelle für beendet erklärt.

Warum ist jetzt die Grippewelle laut RKI schon zu Ende und wie sieht es bei den anderen Atemwegserregern aus?

Pascal Kiss: Das war dieses Mal deutlich früher als in einem gewöhnlichen Jahr. Da wäre man jetzt eigentlich Ende Januar noch nicht mal am Höhepunkt der Grippewelle, sondern noch mittendrin. Man muss aber auch sagen, dass es jetzt umso heftiger war, was wir in der ersten Hälfte der Grippesaison gesehen haben. Eigentlich insgesamt bei allen Atemwegserregern.

Wartezimmer beim Arzt (Foto: IMAGO, IMAGO/Westend61)
Die Grippesaison begann früher als sonst, ist dafür aber auch früher vorbei.

So hat die Welle direkt Anfang November begonnen, und zeitgleich haben sich sehr viele Menschen noch mit Corona infiziert. Und auch die Kinderkliniken hatten mit dem RS-Virus zu kämpfen. Und die Grippewelle war eben von Anfang an da. Und so gab es im Dezember 2022 Wochen, in denen jeder neunte Deutsche mit einer Atemwegserkrankung zu kämpfen hatte und immerhin zwei Millionen Menschen waren deshalb auch innerhalb von nur einer Woche beim Arzt. Das ist für November und Dezember sehr, sehr ungewöhnlich.

Bei Influenza, also der Grippe, war der Höhepunkt schon sehr früh erreicht worden, so ungefähr kurz vor Weihnachten. Und so spielt jetzt die Grippe, aber auch das Coronavirus aktuell für die Kliniken und Arztpraxen eigentlich keine große Rolle mehr und stellt zumindest kein großes Problem dar.

Woran liegt das? Sind wir nach Corona alle viel empfindlicher geworden?

Pascal Kiss: Aktuell haben vor allem Babys im ersten Lebensjahr und über 60-Jährige mit Atemwegserregern zu kämpfen. Dass die Grippe dieses Jahr so früh begonnen hat, liegt auch an Corona. Hygiene-Maßnahmen haben lange verhindert, dass sich Grippeviren gut ausbreiten können. Und so gab es wahrscheinlich zumindest einen Teil der Bevölkerung, der sich jetzt schneller infiziert hat, weil die Menschen zwei Jahre gar keinen Kontakt mit dem Virus hatten.

Aber man darf auch diesen Nachahmungseffekt insgesamt nicht überschätzen. Auffällig war in diesem Jahr, dass das RKI sehr viele Influenza-Ausbrüche in Kindergärten und Schulen beobachtet hat. Aber auch wenn die Grippewelle jetzt vorbei ist, war sie eben nicht nur sehr früh, sondern auch sehr heftig, was wiederum sehr wahrscheinlich an dem Influenzatyp liegt.

Wie gut die Grippeschutzimpfung wirkt, hängt auch vom jeweils vorherrschenden Virenstamm ab. (Foto: IMAGO, imago images/Rolf Poss)
Wie gut die Grippeschutzimpfung wirkt, hängt auch vom jeweils vorherrschenden Virenstamm ab.

Es gibt mehrere Influenza-Stämme, und dieses Jahr war der H3N2-Stamm stark verbreitet, bei welchem die Grippeschutzimpfungen nicht so stark wirken. Das ist auch ein Grund für diese frühe und heftige Grippewelle. Insgesamt ist es auch nicht allzu überraschend, da man ähnliches auch schon auf der Südhalbkugel beobachten konnte. In Australien zum Beispiel war die Grippewelle auch zwei Monate früher. Und das hat sich jetzt bei uns eben nur bestätigt.

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