Die Skylab-Mission startete am 14. Mai 1973. Nicht alles lief nach Plan. Modell der Raumstation Skylab (Foto: IMAGO, IMAGO/Panthermedia)

Raumfahrtgeschichte

Skylab – erste amerikanische Raumstation startete vor 50 Jahren

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David Beck
Bild von David Beck, Reporter und Redakteur SWR Wissen aktuell sowie Redakteur bei SWR2 Impuls. (Foto: SWR, Ilyas Buss)
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Ralf Kölbel

Vor 50 Jahren, am 14. Mai 1973, startete die erste amerikanische Raumstation, das Skylab, in eine Erdumlaufbahn. Doch schon kurz nach dem Start sah es erst so aus, als würde die Mission scheitern.

Auf den ersten Blick war der Start der Saturn V am 14. Mai 1973 wie aus dem Bilderbuch. Die fünf gewaltigen Triebwerke, die bei den Apollo-Missionen schon insgesamt 24 Menschen in Richtung Mond geschossen haben, heben die gigantische Rakete in den Himmel über der Küste Floridas.

Probleme kurz nach dem Start

Doch was dann die Wolken verstecken: Nach 63 Sekunden riss der Luftstrom den Meteoritenschild und eines der Solarmodule von der Station. Skylab schaffte es zwar in eine Umlaufbahn, aber der Zustand der Station konnte nicht genau bestimmt werden.

Ein Hinweis, der vom Boden aus zu beobachten war, war die Temperatur. Der fehlende Meteoritenschild hätte auch als Hitzeschutz dienen sollen. Die Temperatur an Bord stieg so sehr an, dass befürchtet wurde, die Lebensmittel, Medikamente und Filme an Bord würden verderben. Es war unklar, ob Skylab überhaupt bewohnbar war.

Die Skylab-Mission startete am 14. Mai 1973. Nicht alles lief nach Plan. (Foto: IMAGO, imago/ZUMA/Keystone)
Die Skylab-Mission startete am 14. Mai 1973. Nicht alles lief nach Plan. Zwei Wochen vorher startete die Skylab-Mission SL-1/SL-2 mit dem unbemannten Saturn-V-Raumschiff.

Ein Rettungsplan soll Skylab bewohnbar machen

Die erste Crew sollte eigentlich einen Tag später zur Raumstation aufbrechen, doch zunächst musste ein Plan her, wie die Station noch zu retten sei. Nicht einfach, da der Schaden gar nicht genau erfasst werden konnte.

Erst als die Crew mit zehn Tagen Verspätung um das Skylab flog, konnte ein Rettungsplan aufgestellt werden. Das Apollo-Raumschiff flog um die beschädigte Station, während Astronaut Paul Weitz in der geöffneten Luke stand, um einen besseren Blick auf den Schaden zu bekommen. Damit er nicht in die Weiten des Alls davondriftete, hielt sein Kollege Joseph Kerwin ihn an den Beinen fest. Über Funk beschreibt Weitz den Zustand von Skylab.

Abenteuerlicher Reparaturversuch

Wie erwartet fehlte eines der Solarsegel komplett. Das andere wurde durch den Schaden am Meteoritenschild daran gehindert, sich zu entfalten. Würde es den Astronauten nicht gelingen, es zu befreien, dann würde die Station zu wenig Energie produzieren, um dauerhaft bewohnbar zu sein. Doch Weitz war zuversichtlich, das Segel befreien zu können.

Sein erster Versuch, immer noch in der Luke stehend, mit einem Haken an einer langen Stange gelang jedoch nicht. Deswegen wurde zunächst eine innerhalb von sieben Tagen entwickelte Hitzeschutzplane über den fehlenden Meteoritenschild gespannt. So kühlte die Station immerhin auf ertragbare Temperaturen ab. Durch einen weiteren Außeneinsatz am nächsten Tag konnte dann auch endlich das zweite Solarmodul entfaltet werden und das Skylab produzierte genug Strom, um die Crew an Bord zu versorgen.

Hier trainiert der Astronaut Charles Conrad Jr., Kapitän des ersten bemannten Skylab-Fluges, im Johnson Space Center für den Ernstfall.  (Foto: IMAGO,  imago images/JMH-Galaxy Contact)
Hier trainiert der Astronaut Charles Conrad Jr., Kapitän des ersten bemannten Skylab-Fluges, im Johnson Space Center für den Ernstfall.

Skylab-Crews brechen Rekorde für längsten Aufenthalt im All

Nacheinander stellten dann die drei Crews des Skylabs Rekorde für den bis dahin längsten Aufenthalt im All auf: Erst einen, dann zwei und schließlich drei Monate verbrachten jeweils drei Astronauten an Bord der Station. Sie führten weitere Reparaturen und wissenschaftliche Experimente durch und übten auch ganz einfach nur lange Zeit im All zu verbringen.

Bei der dritten Crew wurde dann auch deutlich, wann es zu viel wird. Die hohe Arbeitsbelastung und Spannungen mit der Bodencrew führten zu zunehmendem Stress bei den Astronauten. Doch auch daraus wurden wichtige Erkenntnisse gezogen, für die weitere Raumfahrt.

Wichtige Erkenntnisse für das Leben im All

Astronauten auf der ISS haben heute mehr Freizeit und vor allem keine wichtigen Aufgaben in den ersten Tagen auf der Station. So können sie sich an die Schwerelosigkeit und das Leben im All gewöhnen. Gleichzeitig darf aber auch möglichst keine Langeweile aufkommen, auch eine Lektion des Skylabs.

Und trotz der Spannungen, als die Crew am 8. Februar 1974 den Rückflug antritt und einen letzten Blick auf die Station wirft, wird Astronaut Gerald Carr fast etwas wehmütig. Es war eine sehr nützliche Maschine, sagte er und mochte nicht glauben, dass er und seine Crew die letzten sein sollten, die sie benutzen.

Die Skylab-Mission brachte wichtige Erkenntnisse für das Überleben im All. (Foto: IMAGO, IMAGO/YAY Images)
Die Skylab-Mission brachte wichtige Erkenntnisse für das Überleben im All.

Spekatukuläres Ende der "Skylab"

Tatsächlich wollte die die Nasa das Skylab auch nicht ganz aufgeben. Mit Fortschreiten des Space Shuttle-Programms wurden Gedanken laut, dass eine der ersten Shuttle-Missionen die Raumstation wiederbeleben könnte. Alle wichtigen Systeme funktionierten noch einwandfrei. Doch das Shuttle-Programm verzögerte sich und das Skylab verlor schneller als errechnet an Höhe. Ende 1978 war dann endgültig klar, dass kein Shuttle rechtzeitig fertig werden würde, um die Station noch zu retten.

Und so war, wie schon der Start, auch das Ende von Skylab ungeplant spektakulär. Am 11. Juli 1979 trat die Station in die Erdatmosphäre ein und brach über Australien auseinander. Einige Trümmerteile schlugen auf den Erdboden auf, glücklicherweise ohne jemanden zu verletzen. Die australische Gemeinde Esperance schickte im Anschluss der Nasa einen Bußgeldbescheid über 400 Dollar wegen unerlaubter Abfallentsorgung – den die Raumfahrtbehörde allerdings nie bezahlte hat.

Esperance blieb allerdings nicht auf dem Bußgeld sitzen: 30 Jahre später, 2009, bezahlte ein Radiosender aus den USA den ausstehenden Betrag.

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