Der Himmelskörper Pluto ist kleiner als unser Mond. Und mindestens dreißig mal weiter von der Sonne entfernt als die Erde. Eiskalt ist es deshalb dort draußen, und ganz schön finster. Seinen Namen hat er daher von Pluto, dem griechischen Gott der Unterwelt.
Wie war das denn damals, als Pluto entdeckt wurde?
Der Entdecker von Pluto Clyde Tombaugh, war zu diesem Zeitpunkt erst 24 Jahre alt und arbeitete gerade mal seit einem Jahr als Assistent an der Sternwarte in Flagstaff/Arizona. Zuvor hatte er auf einer Farm gelebt und Astronomie als Hobby betrieben. Mit seinen detaillierten Zeichnungen von Himmelskörpern fiel er aber den Astronomen auf und so haben sie ihn an ihre Sternwarte geholt.
Dort hatte er die Aufgabe, Fotografien zu vergleichen, die mit wenigen Tagen Abstand von einer bestimmten Region des Himmels aufgenommen worden waren. Er sollte nach einem Lichtpünktchen suchen, das sich von Foto zu Foto ein Stück weiterbewegte – im Gegensatz zu den Sternen, die immer am selben Fleck auf den Fotos zu sehen waren. Tombaugh fand dieses Pünktchen.

Pluto nur noch Zwergplanet
Es war der lange gesuchte Himmelskörper, der mit seiner Anziehungskraft für Unregelmäßigkeiten in den Umlaufbahnen von Neptun und Uranus verantwortlich war. Heute wird Pluto aber nur noch als Zwergplanet bezeichnet, weil er so klein ist, dass er es nicht geschafft hat, alle anderen Brocken, die noch auf seiner Umlaufbahn mit ihm um die Sonne kreisen, einzufangen oder aus der Bahn zu schubsen. Er ist eben nur einer unter vielen plutoähnlichen Objekten da draußen, aber das war vor 90 Jahren noch völlig unbekannt.

Sternenkundler wollen Pluto vollen Planetenstatus zurückgeben
Thomas Kraupe ist Chef des Hamburger Planetariums und will sich jetzt gemeinsam mit anderen Sternenkundlern mit dem Projekt, „Pluto for Planet“ dafür einsetzen, dass Pluto wieder den Planetenstatus bekommt.
Mit Spezialvorführungen im Planetariumssaal und vielen Hintergrundinformationen im Netz wollen die Hamburger Sternenkundler dazu beitragen, das die Degradierung Plutos zu einem Zwergplaneten wieder rückgängig gemacht wird:
"Wir wollen insbesondere junge Menschen ein bisschen anregen, dass sie sich für diesen Himmelskörper interessieren und über die Kategorien in der Wissenschaft nachdenken. Denn sobald er abgewertet war, der Pluto, hat man so gesagt: Ach so, mit dem brauchen wir uns gar nicht mehr auseinandersetzen, ist ja kein Planet! Aber das ist eine ganz, ganz wichtige Region im Sonnensystem, die degradiert wird durch diese Begrifflichkeit! Wie konnte Leben auf der Erde entstehen? Wie sind die Ozeane auf die Erde gekommen? Das hängt alles mit diesem Bereich dort draußen zusammen.“

Sonnensystem mit sehr sehr vielen Planeten?
Dieser Bereich dort draußen ist der sogenannte Kuiper-Gürtel. Eine Region am Rande unseres Sonnensystems, aus der auch regelmäßig Kometen in Richtung Erde unterwegs sind. Und in der wahrscheinlich noch viel mehr Objekte wie Pluto herumschwirren, die vielleicht sogar auch als Planeten infrage kämen - wenn man mit der Definition nicht zu streng ist und es als Planet genügt, rundlich zu sein und die Sonne zu umkreisen. Haben wir also ein Sonnensystem mit einer Fülle von Planeten?
Forscher vermuteten, so Kraupe, Dutzende, Hunderte, sogar Tausende von Objekten jenseits von Neptun. Deshalb standen die Astronomen vor einer schwierigen Entscheidung. Man hätte einerseits mehr als neun Planeten ausweisen können. Doch dann wären es sehr viele Planetennamen geworden, die man sich hätte merken müssen. Eine Herausforderung, wo sich viele doch Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter usw. gerade so mit einfachen Eselsbrücken merken können.

Pluto aus Bequemlichkeit vergessen?
Haben die Astronomen Pluto als quasi aus reiner Bequemlichkeit rausgeschmissen? Um einer möglichen Planeten-Flut vorzubeugen und Merksätzen, die dann ganze Seiten füllen würden? Fakt ist, dass 2006 ein zusätzliches Kriterium für Planeten eingeführt wurde:
Dieses Killer-Kriterium der Internationalen Astronomischen Union geht vereinfacht gesagt so: Wer Planet sein will, muss bei seiner Reise um die Sonne immer und überall freie Bahn haben. Anders als für Erde, Mars und Co. ist das für Pluto tatsächlich ein Problem: Zum Einen könnten ihm bei seiner fast 250 Jahre dauernden Sonnenumrundung ein paar Kuiper-Gürtel-Kollegen in die Quere kommen.
Plutos Umlaufbahn wird von Neptun bestimmt
Und dann macht auch noch sein großer Nachbar Neptun Stress: Plutos Bahn ist gar keine selbständige Bahn. Plutos Bahn wird vollständig von der Bahn des Planeten Neptun, des nächstinneren großen Planeten, dominiert. Astronomen können das berechnen und dieses Bahnverhalten werde sich, so die Astrophysikerin Susanne Hüttemeister vom Planetarium in Bochum, auch in 200 Jahren oder in 2000 oder in zwei Milliarden Jahren nicht ändern.
Pluto-Fans finden Planetenkriterien zu streng
Pluto bestimmt also nicht allein seinen Weg. Aber Pluto-Fans wie Thomas Kraupe finden diese internationalen Planeten-Kriterien viel zu streng:
„Wenn wir Planeten definieren nur aus den Momentaufnahmen heraus, weil da eben gerade genügend Material herumschwirrt, ist das eine sehr fragliche Sache! Weil eben Pluto nicht durch sich selbst definiert wird, sondern durch die Umgebung. Aber ein Esel, der im Pferdestall geboren wird, der ist immer noch ein Esel!“
Wissenschaftliche Kriterien für Planeten
Andere Wissenschaftler wie Susanne Hüttemeister lassen solche Argumente dagegen kalt: Sie trauert nicht mit:
„Die Definition, die wir jetzt gefunden haben, bei der Pluto kein großer Planet, sondern ein Zwergplanet ist, halte ich für sehr richtig und sehr sinnvoll! Was ein Planet ist, ist eine Definition, die über die Dynamik kommt und nicht über die Eigenschaften der Oberfläche! Das ist ein völlig eindeutiges, mathematisch bestimmbares Kriterium! Das einzige Kriterium, bei dem die Wissenschaftlichkeit gegeben ist!“
Auch wenn die Diskussion, wann ein Planet ein Planet ist, vielleicht noch Lichtjahre weitergeht - in einem sind sich die Astrowissenschaftler dann doch einig: Die Welt des Pluto ist äußerst spannend und faszinierend.

Asche des Pluto-Entdeckers im All
Das hat die erfolgreiche Mission der Raumsonde „New Horizons“ gezeigt, die bei ihrem Vorbeiflug vor fünf Jahren übrigens auch ein wenig Asche des des Pluto-Entdeckers Clyde Tombaugh mit an Bord hatte.
„Aber wie spannend das Objekt ist, ist völlig unabhängig davon, in welche Schublade wir das Objekt stecken. Den Pluto kratzt das gar nicht!“
„Pluto hat fast alles, was die Erde hat: Berge, Vulkane, Ozeane, Atmosphäre. Bei diesen Temperaturen von Minus 240 Grad also fast unglaublich. Und das Pluto Wasser unter der Eis-Oberfläche hat. Die Ursuppe des Lebens ist auf Pluto vorhanden.“
Planet als eine Welt, die einen Stern umkreist
Deshalb will Hamburgs Planetariumschef Thomas Kraupe seine ungewöhnliche Weltraum-Mission zum 90. Pluto-Geburtstag auch nicht so schnell aufgeben. Selbst wenn es noch Lichtjahre dauern könnte, bis der ferne Zwerg am finsteren Rand unseres Sonnen-systems wieder zum Planeten wird…:
„Wir hoffen, dass wir Gehör finden. Aber ich glaube, es ist wichtig, dass wir Menschen erreichen und sie zum nachdenken bringen. Darüber, was denn überhaupt Planeten sind oder sein könnten. Und es wäre doch so schön zu sagen: Ein Planet, das ist eine Welt, die einen Stern, z.B. die Sonne umkreist. Das ist alles. Mehr braucht man nicht zu wissen…“