Prepper

Gut gerüstet für die Katastrophe

Stand
AUTOR/IN
Hilmar Liebsch

Bastian Blum ist vorbereitet. In seinem Keller lagern Vorräte und Ausrüstung für den Fall der Fälle. Als Prepper weiß er, was man im Katastrophenfall dringend braucht und was nicht.

Haben Sie Vorräte im Haus?

„Kein Strom, kein Fernsehen, kein Internet.“ Ein Passant fürchtet vor allem die Langeweile. Wenigstens ein bis zwei Tage seien kein Problem, schließlich habe sie Kerzen im Haus meint eine Passantin. Besser vorbereitet scheinen Hausbesitzer zu sein. Im Keller und in der Küche gebe es schon Konserven und Fertiggerichte für ein bis zwei Wochen und der Teich im Garten würde zur Not Wasser liefern. Das Paar zeigt auf den Kamin im Flur: „Damit kämen wir über den Winter.“ Doch mit einer Katastrophe rechnet keiner der Befragten so richtig. Entsprechend zufällig ist auch die Vorbereitung. Dabei hat das Bundesamt für Bevölkerungsschutz erst im Spätsommer 2016 dazu aufgerufen, sich mindestens für zwei karge Wochen vorzubereiten.

Im Keller eines Preppers

Zwei Wochen?! Darüber kann Bastian Blum nur lächeln. Er ist Prepper, also jemand der sich auf den Katastrophenfall vorbereitet. Sechs Wochen ohne Einkaufen stehen er und seine Familie durch. Egal, ob es ein Stromausfall, eine katastrophaler Wintereinbruch oder gar Schlimmeres ist. Blum steht in seinem Vorratskeller. Der vielleicht sieben Quadratmeter große Raum ist vollgestopft mit allem, was im Notfall hilfreich sein kann.

Er zählt auf: „Erste-Hilfe-Material. Sehr viel Desinfektionsmittel, weil Hygiene sehr wichtig ist. Langzeitnahrungsmittel, die haltbar sind: Müsliriegel, Dosenwurst, Dosenfleisch, Einmalgerichte, sogar Wasser in Tüten, Mineralwasser. Dann natürlich auch Behälter, um Wasser abzufüllen.“

Doch Ernährung ist nicht alles. Blum zieht eine Kiste mit Streichhölzern, Kerzen und anderen Brandmitteln hervor, zeigt seine Campinggas-Kocher. Klar, Feuer und Licht braucht man im Ernstfall. Wichtig seien auch ausreichend warme Decken, denn im Fall der Fälle geht mit Sicherheit die Heizung nicht. An der Wand hängen noch Outdoor-Kleidung, eine Axt und Werkzeug. Unten im Regal sind sogar Gasmasken. Nicht vollkommen abwegig, denn nur wenige Kilometer entfernt braut der Chemieriese Bayer im Krefelder Stadtteil Uerdingen Kunststoffe zusammen. Dann holt Blum einen kleinen Kasten aus dem Regal. Ein Batterieradio. Sein Modell lässt sich auch per Kurbel oder Solarstrom betreiben. Schließlich funktionieren schon bei einem Stromausfall weder Handy noch Telefon und so bleibt nur noch das Radio, um zu erfahren, was los ist.

Bastian Blum in seinem Vorratskeller. (Foto: SWR, SWR - SWR)
Bastian Blum in seinem Vorratskeller.

Blackout – die ersten Minuten

Was ist zu tun, wenn nichts mehr geht? Ein Stromausfall zum Beispiel, der sich länger hinzieht, es also nachts zappenduster ist. Bastian Blum ist darauf vorbereitet: Als erstes macht Prepper Blum mit einer der Batterielampen Licht, die er überall in der Wohnung verteilt hat. Die Taschenlampe hat er auch immer griffbereit. Dann geht es zum Radio: Der örtliche Sender ist eingestellt. Wichtige Nachrichten über den Notfall werden hier verbreitet. Anschließend geht Blum in seinen Keller, holt Lebensmittel, eine Kiste Sprudel, den Kocher und einen großen Kanister, um Wasser abzufüllen. Klar, wenn der Strom ausgefallen ist, dauert es nicht lange, bis kein Wasser mehr aus der Leitung sprudelt. Wer keinen Behälter hat, kann auch die Badewanne volllaufen lassen. Einziger Haken daran ist, dass dann die Vorsorge der Schnellen auf Kosten der Langsameren geht. Denn für die bleibt weniger Wasser übrig.

Blackout. Erst einmal Taschenlampen an und Radio hören. (Foto: SWR, SWR - SWR)
Blackout. Erst einmal Taschenlampen an und Radio hören.

Blackout – Der Hunger kommt

Beim Essen geht es nicht nur um die reine Kalorienzufuhr. Im Ernstfall solle man mit zwanzig Prozent mehr rechnen, so Prepper Bastian Blum. Schließlich verbrauche die Aufregung mehr Energie. Es geht auch darum im Krisenfall wenigstens einen Teil Normalität zu schaffen. Was ist da besser geeignet, als ein warmes Mahl. Das gibt vielen Menschen ein gewisses Maß an Behaglichkeit und das ist auf jeden Fall hilfreich, wenn draußen die Katastrophe tobt. Natürlich sei es wichtig, dass das Essen schmecke und dass es abwechslungsreich sei, so Blum. Dosengerichte und Fertigessen haben den Vorteil, dass sie lange haltbar sind und für ihre Zubereitung wenig Energie benötigt wird.

Selbsterhitzende Bohnen mit Hackfleisch – Wer sich davor fürchtet, sollte es ruhig mal ausprobieren. (Foto: SWR, SWR - SWR)
Selbsterhitzende Bohnen mit Hackfleisch – Wer sich davor fürchtet, sollte es ruhig mal ausprobieren.

Blackout – Langeweile, Bargeld und Papiere

Hat man den ersten Schrecken überstanden geht es darum, die Zeit sinnvoll zu verbringen. Eingesperrt in der eigenen Wohnung kann es schnell langweilig werden. Gesellschaftsspiele oder Bücher sind sicher in den meisten Haushalten vorhanden. Unterhaltungselektronik dagegen ist nutzlos, wenn kein Strom existiert. Jetzt sei es auch an der Zeit, wichtige Unterlagen und Dokumente zu kontrollieren. Idealerweise sollte man von allem Kopien haben, egal ob Personalausweis, Impfpass oder Kaufverträge. Denn falls Blum und seine Familie die Wohnung verlassen müssen, will er alles dabei haben. Dazu gehört auch die richtige Menge an Bargeld. Wie viel das ist, müsse jeder selbst entscheiden. Zu viel sei gefährlich, weil man ausgeraubt werden kann. Dazu kämen Tauschgüter, die in Krisenzeiten begehrt seien: Zigaretten oder Alkohol zum Beispiel.

Wichtig: Die Papiere kontrollieren und griffbereit halten. (Foto: SWR, SWR - SWR)
Wichtig: Die Papiere kontrollieren und griffbereit halten.

Blackout – Es geht raus

Irgendwann muss auch ein Prepper das Haus verlassen. Zum Beispiel, um Freunde und Bekannte zu treffen, oder um Wasser aus einem See oder Fluss zu holen. Blum ist darauf vorbereitet. Er hat ein Handfunkgerät mit dem er befreundete Prepper anfunken kann und Landkarten. Wichtig sei, dass man sich mit anderen zusammen tue, um die Fähigkeiten und die Ausrüstung gemeinsam zu nutzen. Auch eine eventuelle Flucht zieht Blum in Betracht. Die Ausrüstung dafür sei vorhanden. Grob gesehen das gleiche, wie für einen Zelturlaub: wetterfeste Kleidung, Wanderschuhe, Schlafsack, Campingausrüstung.

Prepper wie Blum bewegen sich in einem Grenzbereich. Auf der einen Seite will er im Krisenfall optimal vorbereitet sein, auf der anderen Seite will er auch weiterhin seinen Mitmenschen helfen. Blum hat besonders viel Erste-Hilfe-Ausrüstung. Das sei berufsbedingt, erzählt er, schließlich sei er als Sanitäter ausgebildet. Wenn es hart auf hart kommt, dann sei er aber auch bereit, seine Familie zu verteidigen. Es gäbe aber auch Prepper, die sich deutlich mehr mit dem Thema Selbstverteidigung befassen. Das Angebot sei eben groß und jeder müsse für sich entscheiden.

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Hilmar Liebsch