Seh-Chip

Blinde wieder sehen lassen

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AUTOR/IN
Sonja Legisa

Der Tübinger Professor Eberhart Zrenner hat es geschafft, Blinden das Augenlicht wieder zurückzugeben. Sein Seh-Chip hat ihn weltberühmt gemacht. Doch ersetzt der Chip wirklich unser Auge?

Der Visionär

"Sie werden vermutlich blind und wir haben keine Therapie." Ständig die gleiche Diagnose stellen zu müssen, das hat den Professor für Augenheilkunde Eberhart Zrenner frustriert. 1995 beginnt der studierte Mediziner und Elektrotechniker nach einer Lösung zu suchen, die Biologie und Technik vereint. Mit einem kleinen Team aus Physikern, Ingenieuren und Chirurgen feilt er an der Idee, Blinden mit Hilfe eines Implantats wieder das Sehen zu ermöglichen. Viele Jahre wird er als Spinner abgetan. "Eine technische Lösung werde es nie geben", bekommt er immer wieder zu hören. Doch nach vielen Rückschlägen kann er heute sagen: "Es geht, der Seh-Chip ist keine Spinnerei!"

Der Seh-Chip

Bei einer Augen-Op wird dem Patienten ein drei mal drei Millimeter kleiner Mikrochip (auch Retina-Chip genannt) unter die Netzhaut implantiert. Dieser Mikrochip verfügt über 1.500 Photozellen, welche die defekten Photorezeptoren des Auges ersetzen sollen. Die Photozellen auf dem Mikrochip wandeln das Licht in elektrischen Strom um, der dann den Sehnerv reizt und die Impulse in das Gehirn weiterleitet. Der Chip ist über ein dünnes Kabel mit einer Empfangsspule verbunden, die hinter dem Ohr im Knochen implantiert ist. Sie versorgt den Chip mit Strom und wird mit Hilfe eines Magneten von außen wieder aufgeladen.

Pixelig und Schwarz-Weiß

Was die Patienten mit Seh-Chip wahrnehmen ist keineswegs ein scharfes, farbiges, dreidimensionales und weitläufiges Bild. Es ist lediglich ein kleiner Ausschnitt des Sehfeldes, schwarz-weiß und sehr pixelig. Umrisse von Gesichtern, Lichtquellen wie Fenster oder Lampen und größere Objekte lassen sich erkennen und orten. "Das ist nicht viel, vielleicht fünf Prozent der Sehschärfe, die wir so normal haben, aber jemand der Blind war, für den bedeutet das wahnsinnig viel", so Zrenner.

Nicht für alle Blinden geeignet

Der Seh-Chip kommt am häufigsten bei Menschen mit Retinitis Pigmentosa zum Einsatz, einer Augenkrankheit, bei der die Sehzellen schon in jungen Jahren absterben. Bei ihnen ist der Sehnerv noch intakt, eine wichtige Voraussetzung für die Funktion des Seh-Chips. Menschen, die unter dem grünen Star leiden, kann nicht geholfen werden, genauso wie Patienten die an einer Makuladegeneration leiden oder nach einem Schlaganfall erblindet sind.

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Sonja Legisa