Mit Spannung erwartet
In wenigen Stunden werden Helene und Waldemar Klippert zum ersten Mal Eltern. Mit Spannung erwarten sie ihren Nachwuchs. Doch sie sind nicht die einzigen. Armeen winziger Mikroorganismen sind bereit sich auf den kleinen Alexander zu stürzen.
"Bevor das Baby geboren wird, ist es zunächst völlig frei von Mikroben. Die Fruchtblase umgibt das Baby, da ist es völlig steril eingepackt", erklärt Neonatologe Dr. Josef Dechent vom Katholischen Klinikum Mainz. "Bei der Geburt geht dieser Schutz verloren." Schon wenn das Baby den Geburtskanal passiert, trifft es auf die ersten Mikroben. In der Scheide kommt das Baby vor allem mit Milchsäurebakterien in Kontakt. Sie helfen möglicherweise später beim Verdauen der Muttermilch und können es vor gefährlichen Viren schützen.
Kaiserschnitt - Höheres Risiko für Allergien und Asthma
Kinder, die per Kaiserschnitt geboren werden, kommen mit diesen Bakterien aus dem Geburtskanal der Mutter nicht in Kontakt. Sie treffen zuerst auf die Bakterien in der Luft oder die Hautbakterien der Mutter. "Bezüglich des Mikrobioms ist es natürlich gut, wenn das Kind möglichst frühzeitig Kontakt mit den mütterlichen guten Bakterien hat. Bei Babys, die per Kaiserschnitt zu Welt gekommen sind finden wir eine höhere Anzahl von Allergien, schon im Kindesalter und auch mehr Probleme durch Lungenaffektionen", sagt Gynäkologe Dr. Thomas Sedlmayr vom Katholischen Klinikum Mainz.
Bei Helene Klippert sind keine Komplikationen aufgetreten, sie konnte ihren Alexander auf natürliche Weise gebären. Nach der Geburt ist jede Falte seines Körpers ein unwiderstehlicher Anziehungspunkt für Milliarden von Mikroorganismen. Zu den Bakterien aus dem Geburtskanal kommen jetzt noch Hautkeime und Keime aus der Luft. Die meisten Mikroben werden ihm während seines ganzen Lebens helfen: Sie wehren Eindringlinge ab, sie verdauen für ihn und wandeln Stoffe um - sie sind Teil seines körpereigenen Ökosystems.
Muttermilch enthält über 7.000 verschiedene Bakterienarten
Helene Klippert hat sich entschieden Alexander zu stillen. Mikrobiell betrachtet ist das eine gute Entscheidung: Muttermilch enthält über 700 verschiedene Arten an Bakterien. Sie sorgen für eine gesunde Darmflora und stärken die Entwicklung des Immunsystems des Babys. Je mehr Mikroben Alexander kennenlernt, desto besser: "Man hat festgestellt, dass Kinder, die auf Bauernhöfen aufwachsen, weniger Allergien im späteren Leben haben als Kinder, die in der Stadt aufwachsen. Vermutlich weil das Immunsystem sich früh mit verschiedensten Keimen und Bakterien auseinandersetzen muss. Das Immunsystem lernt so zwischen günstigen Mikroben und ungünstigen zu unterscheiden. So wird es später nicht auf bestimmte Mikroben überreagieren oder zu wenig reagieren", weiß Dr. Dechent. Dem kleinen Alexander ist das alles aber noch herzlich egal - er hat einfach nur Hunger.