Die EPIC-Studie
Über eine halbe Million Menschen aus ganz Europa haben bislang an der EPIC-Studie teilgenommen. Sie geben Auskunft über ihre Ernährung, ihre Lebensweise und dem Auftauchen von Krebserkrankungen. Anhand der Daten versuchen die Forscher Zusammenhänge zu ergründen. Prof. Rudolf Kaaks vom Deutschen Krebsforschungszentrum ist einer von ihnen. Der Epidemiologe hat erst mal eine grundlegende Information: "Mit zunehmendem Alter nimmt das Risiko zu. Im Endeffekt kann man sagen, dass fast jeder Dritte in der Bevölkerung an Krebs erkrankt." Gegen das Älterwerden kann man nichts unternehmen, aber man kann es dem Krebs zumindest schwer machen. Am wichtigsten, so Kaaks, sei das Vermeiden von Risikofaktoren.
Fraglicher Genuss: Rauchen und Alkohol
Krebsrisiko Nummer eins ist das Rauchen. Gut 90 krebserregende Stoffe sind im Rauch enthalten. Wer aufhört, kann in jedem rauchfreien Jahr sein Krebsrisiko um mehrere Prozent senken. Oder anders ausgedrückt: Ein Vierzigjähriger der mit dem Rauchen aufhört, lebt 8 bis 10 Jahre länger als ein konsequenter Raucher.
Alkoholkonsum ist für etwa 10 Prozent aller Krebsfälle unter Männern und für 3 Prozent aller Krebsfälle unter Frauen verantwortlich. Klar formuliert: Ein vierzigjähriger Trinker stirbt 3 bis 4 Jahre früher als sein abstinenter Zwilling. Und es kommt noch dicker, so Rudolf Kaaks: "Eine Person, die viel raucht und auch viel trinkt, erhöht das Risiko verschiedener Krebsarten wie Mundhöhlen- oder Speiseröhrenkrebs bis zu einem hundertfachen. Hier gilt eindeutig: je mehr man raucht und je mehr man trinkt, desto schlimmer verstärken sich beide Faktoren."
Risiko Übergewicht
Wer dick ist, bekommt häufiger Krebs im Darm, in der Niere und in der Speiseröhre, so die Daten aus der Studie. Das kann einen bis zu 4 Jahre kosten. Besorgniserregend sei vor allem Übergewicht in der Jugend, meint Kaaks, der nur einen Rat kennt: "Übergewicht ab dem jüngsten Alter vermeiden. Es ist extrem schwierig, das wissen wir alle aus eigener Erfahrung, Übergewicht wieder abzubauen und wieder schlank zu werden; das schaffen die wenigsten.“ Kaaks rechnet deswegen mit einer Schwemme von Erkrankungen, wenn übergewichtige Jugendliche älter werden.
Risiko Fleisch
Nicht nur viel essen ist schlecht, auch das Falsche essen kann das Leben verkürzen. Besonders gut belegt ist das für Fleischwaren, so der Wissenschaftler: "Rotes Fleisch und Fleischprodukte: Wurst, Salami, Schinken. Da belegen internationale Studien, dass ein höherer Verzehr mit höheren Risiken an Krebserkrankungen zusammenhängt. Die Erhöhung des Risikos ist nicht sehr stark, aber betrifft viele Krebsarten zugleich."
Was bleibt ist Obst, Gemüse und Bewegung
Zum Glück ist ein bisschen erlaubt. So gelten Obst und Gemüse nach wie vor als gesund. Ihre Inhaltsstoffe schützen die Zellen, das zeigen viele Laboruntersuchungen. Leider lässt sich der positive Effekt nur schwach in den epidemiologischen Studien nachweisen. Wer also glaubt, dass er seinen Alkohol und Zigarettenkonsum mit ein paar Brokkoli oder Grünem Tee wegreduzieren kann, täuscht sich. Aber immerhin kann man beim Brokkoli kauen nicht rauchen. Besser belegt dagegen ist der Effekt von Sport und Bewegung. So kann das Risiko für Dickdarmkrebs halbiert werden, aber auch das Risiko für andere Krebsarten wird durch ausreichend Bewegung reduziert. Insgesamt gilt: je mehr Sport, desto besser. Der Rat des Experten: "Wenn man einfach wahrnimmt, dass es Personen gibt, die weniger rauchen, weniger übergewichtig sind, sich mehr bewegen, mehr Obst und weniger rotes Fleisch essen, dass die die gesündesten sind, dann sollte man dieses Gesamtmuster als Beispiel nehmen und sich daran orientieren." Wer all dies beachtet, kann sein persönliches Krebsrisiko um gut 30 Prozent reduzieren. So einfach ist das also. Und irgendwie kommt es einem so vor, als hätten wir das schon immer gewusst.