Infanterist der Zukunft (IdZ) - so heißt das deutsche Modernisierungsprogramm für die Infanterie. In der Nato gibt es dafür den Begriff "Future Soldier". Ziel ist, die Kampfausstattung der Infanterie in der Bundeswehr zu verbessern. Die Idee, die Ausrüstung der Infanterie (Fußsoldaten) zu modernisieren reicht bis in die späten 1990er Jahre zurück.
IdZ - Die passenden Module für alle Belange
Das System ist modular aufgebaut und besteht aus:
- Kleidung
- Schutzwesten
- Tragesystem
- optische Hilfsmittel und
- einen elektronischen Rücken - er beinhaltet Systemrechner, Funkgerät, GPS-Empfänger und Akkus.
Je nach Einsatz wählt der Soldat die benötigte Ausrüstung. Derzeit sind etwa 90 IDZ-Systeme bei der Bundeswehr im Einsatz. Bis 2020 sollen rund 2.400 Ausrüstungen angeschafft werden. Stückpreis: circa 130.000 Euro.
Im Probeeinsatz zeigen sich die Vor- und Nachteile des IdZ
Infanteristen der Erprobungskompanie des Jägerbattalion 1 führen die neue Standardausrüstung der deutschen Infanterie auf dem Truppenübungsplatz in Hammelburg vor. Ein Spähtrupp wurde mit dem gepanzerten Transporter im Wald abgesetzt und schleicht sich an ein Gebäude an. Hier zeigen sich die Vorteile des IDZ-ES:
Vorteile: Verbesserte Kommunikation, mehr Mobilität, mehr Sicherheit
Die Kommunikation zwischen übergeordneter Führung und abgesetzten Soldaten ist besser. Die Positionen der Soldaten werden per GPS bestimmt und per Funk übertragen. So kann der Spähtruppführer auf einem Tablet direkt die Stellung seiner Leute verfolgen. Spähtruppführer Oberfeldwebel Christian Michaelis klappt sein Helmdisplay vor das linke Auge: „Am linken Auge sehe ich eine verkleinerte Darstellung des Displays vor mir. Ein verkleinerter Datenausschnitt, der mir all meine Kameraden in der Umgebung zeigt, so wie die Bewegungsrichtung und wo diese eventuell das letzte mal Verbindung von der GPS Anbindung hatten.“
Zugführer Hauptfeldwebel Patrick Hornig im gepanzerten Transporter bekommt die Stellung seiner Leute ebenfalls auf dem Tablet angezeigt: „Ich hab die Vogelperspektive über das taktische Verhalten oder über das Gefechtsfeld selbst und kann auch darauf einwirken. Ich kann jetzt zum Beispiel sehen, wie ichs gemacht habe, meinen Gefechtsbefehl gegeben habe, dem Fahrzeug, dass mich überwacht eine Stelllung zuweisen und dann auch überprüfen ob der sich dort auch befindet.“
Für Hauptfeldwebel Hornig ist das System eine gewisse Herausforderung: „Zu sagen, es wäre einfach, wäre gelogen. Aber dieses System bietet mir sehr viele Vorteile.“
Auch die Anbindung an gepanzerte Fahrzeuge wie den GTK Boxer ist optimiert. In offenem Gelände bedeutet das mehr Mobilität und Sicherheit für die Soldaten.
Nachteile: Verstärkte Abhängigkeit von Technik
Gerade Infanteristen müssen auch zurechtkommen, wenn sie allein auf sich gestellt sind. Insbesondere in unübersichtlichem Gelände sei eine zu große Abhängigkeit von Fahrzeugen als Versorgungs- und Kommunikationsbasis ein militärischer Nachteil, sagen Kritiker.
Bislang gibt es noch wenige Erfahrungen, wie sehr sich die gut zwanzig Kilo schwere Ausrüstung in echten Einsätzen bewährt. Allerdings verzichtet schon jetzt kein Soldat gern auf moderne Komponenten des bewaffneten Kampfes, wie Laserzielhilfe, Stroboskoplicht oder Bluetooth-Schalter am Gewehr, um das Funkgerät einzuschalten.
Außer der Bundeswehr arbeiten auch die USA, England, Frankreich, und Russland an ähnlichen hochtechnisierten Systemen. Der Kompanieführer der Erprobungskompanie Timo Nolte ist zwar auch zufrieden mit den Möglichkeiten der neuen Ausrüstung, warnt allerdings vor zu viel blindem Vertrauen in die Technik. „Ich vermute aber – oder kann mir vorstellen, dass der Soldat, wenn er von Vornherein am System ausgebildet wird, dass er überfordert ist, wenn das System nicht mehr zur Verfügung stehen sollte.“ Die Zukunft wird zeigen, wie sich das System in allen Situationen des Fronteinsatz bewährt. Immerhin gibt es auch Klagen aus der Bundeswehr, dass die Möglichkeiten des IDZ-ES zu komplex seien. Bei der nächsten Bestellung will die Bundeswehr deswegen bei zwei Drittel der Systeme auf den elektronischen Rücken verzichten. Im Juni 2016 hat die Bundeswehr 2.460 Ausrüstungseinheiten des Infanteristen der Zukunft bestellt. Auftragsvolumen 370 Millionen Euro.