Ein neues Testverfahren findet Frauen mit einem Risiko für Gebärmutterhalskrebs. So können sie besser vor der Erkrankung geschützt werden.
Deutlich besserer Test für Frau ab 35 Jahre
Ab 1. Januar 2020 gibt es ein neues Screening-Programm für den Gebärmutterhalskrebs. Alle Frauen zwischen 20 und 65 Jahren werden regelmäßig schriftlich zur Teilnahme eingeladen. Erstmals ist auch geregelt, wie genau bei auffälligen Testergebnissen vorgegangen werden soll. Durch dieses strukturierte Vorgehen soll die Zahl der Krebs-Fälle nochmals deutlich gesenkt werden.
Risiko-Suchtest bringt deutlich mehr Sicherheit
Alle Frauen ab 35 Jahren haben nun Anspruch auf einen sogenannten Kombinationstest, bestehend aus einem HPV- und einem Pap-Test alle drei Jahre. Durchschlagenden Erfolg erhoffen sich Experten vor allem vom HPV-Test.

Für das Screening nimmt die Frauenärztin einen Abstrich vom Gebärmutterhals, wie bei der bisherigen Früherkennungsuntersuchung. In diesem Abstrich wird dann aber nicht nur mit dem gewohnten Pap-Test nach ausfälligen Zellen gesucht, sondern auch mit dem HP-Test nach Erbinformation der Humanen-Papillom-Viren, kurz HPV. Diese Viren gelten als Verursacher des Gebärmutterhalskrebses. Finden sich keine Spuren ihres Erbgutes, ist ein nächster Suchtest erst wieder nach drei Jahren fällig.

Die HPV-Negativen wissen, dass sie wirklich nichts haben und können also unbesorgt die nächsten Jahre leben und müssen jetzt auch nicht dauernd zu irgendwelchen Untersuchungen, die auch jedes Mal wieder mit dem Risiko einhergehen, dass es auch einen Fehlalarm geben kann.,
Karl Ulrich Petry leitet das erste deutsche HPV-Screening-Pilot-Projekt. Seine Ergebnisse und auch weitere internationale Studien zeigen, dass sogar allein ein HPV-Test alle fünf Jahre ausreicht, um zuverlässig alle Risikofälle zu identifizieren.
Dennoch wird bei uns vorerst weiter auch der Pap-Test gemacht, den die meisten Frauen schon von der bisherigen alljährlichen Früherkennungsuntersuchung kennen. Im Gegensatz zum HPV-Test, der deutlich zwischen „Risiko“ und „kein Risiko“ für Gebärmutterhalskrebs unterscheiden kann, ist der Pap-Test mit großen Unsicherheiten behaftet. Er übersieht gelegentlich Krebsfälle und er gibt andererseits auch häufig Fehlalarm, wodurch die Betroffenen unnötig verunsichert werden.
Bei auffälligem Testergebnis haben die betroffenen Frauen nun auch Anspruch auf eine definierte Abklärung, beispielsweise durch eine sogenannte Kolposkopie, eine gynäkologische Untersuchung des Gebärmutterhalses mit einem speziellen Mikroskop.

Kaum Änderungen für Frauen zwischen 20 und 25 Jahren
Weil HPV-Infektionen in dieser Altersgruppe sehr häufig sind, hat der HPV-Test bei ihnen keine hohe Aussagekraft, sagen Experten. Diese jungen Frauen sollen deshalb weiter jährlich mit dem gängigen Pap-Test untersucht werden. Wobei sich auch das im Lauf der kommenden Jahre ändern könnte, zumindest für die gegen HPV geimpften Frauen.
Die Zukunft gehört einer Kombination aus HPV-Impfung und HPV-Testung. Und das Ganze, die HPV-Impfung wahrscheinlich nur einmalig, gibt ja immer mehr Daten, dass die ein Leben lang halten wird und die HPV-Testung immer seltener. Und irgendwann in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts werden wir es gar nicht brauchen, weil dann das Zervixkarzimom verschwunden ist.
Bereits noch bessere Tests auf dem Markt
Es gibt bereits Tests, die in Kombination mit dem HPV-Test deutlich bessere Ergebnisse versprechen als die jetzt im Screening-Programm festgelegte Kombination von HPV-Test und Pap-Test. Wenn Erbgut von HP-Viren mit dem HPV-Test gefunden wurde, können diese Tests die Patientinnen identifizieren, bei denen es bereits zu verdächtigen und möglicherweise gefährlichen Veränderungen gekommen ist.
Beim sogenannten P16/Ki67-Test werden dazu zwei farbige Biomarker eingesetzt. Prof. Magnus von Knebel Doeberitz von der Uniklinik Heidelberg hat vor über 20 Jahren den Biomarker P16 entdeckt. Er erklärt:
Treten beide Färbungen in einer Zelle auf, dann ist das ein ganz eindeutiges Merkmal, dass hier eine Krebszelle im Entstehungsprozess ist.
Dann ist eine genauere Abklärung angezeigt. Beispielsweise mit einer Kolposkopie, also der gynäkologischen Untersuchung mit dem Spezialmikroskop. Dabei kann dann eine gezielte Gewebeprobe genommen werden, um entscheiden zu können, ob beispielsweise eine Operation nötig ist – oder nicht.

Das neue Gebärmutterhalskrebs-Screening wird planmäßig über sechs Jahre genau evaluiert. Am Ende könnte ein Abschied vom Pap-Test stehen - zumindest bei den Frauen ab 35 Jahren. Da könnten dann neue Tests wie der P16/Ki67-Test eingesetzt werden, um noch genauer die Frauen zu identifizieren, die genauer untersucht werden müssen, damit es bei ihnen nicht zu einem Gebärmutterhalskrebs kommt.