Archäologie

Wem gehört der Schatz?

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AUTOR/IN
Frank Wittig
ONLINEFASSUNG
Anja Braun

Private Schatzsucher sind Archäologen ein Gräuel. Den ihre unsachgemäße Bergung der Fundstücke zerstört viele wertvolle Informationen. Doch gerade die die Sondengänger, die mit Metalldetektoren losziehen, um dem Schoß der Erde Schätze zu entreißen, finden immer wieder Spektakuläres. „Raubgräberei“ sagen Archäologen dazu. Doch mittlerweile wird versucht, die Sondengänger mit einzubinden.

„Sonden-Benny“ lautet sein Name in der Schatzsucher-Szene. Und im Jahr 2013 präsentierte er sich – unvorsichtiger Weise – auf Youtube mit seinem spektakulären Fund. Pailletten aus Gold, Gefäße aus Silber mit Edelsteinen besetzt und ein Konglomerat aus Holz, Metall und Edelsteinen, dessen Funktion der Hobbyarchäologe aus der Südpfalz nicht zu deuten wusste. Das Internetvideo rief nicht bei allen Zuschauern Begeisterung hervor. Die Polizei wurde eingeschaltet. Und „Sonden-Benny“ entging nur um Haaresbreite einer mehrjährigen Haftstrafe.

Sondengänger auf Schatzsuche (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Picture Alliance)
Sondengänger auf Schatzsuche Picture Alliance

Verstoß gegen das Schatzregal

Benny war sich offenbar nicht darüber im Klaren, dass er massiv gegen das „Schatzregal“ verstoßen hatte. Dabei handelt es sich nicht um ein Möbel, um Preziosen aufzubewahren, sondern um ein Gesetz, das den Umgang mit Schatzfunden regelt. Länderspezifisch. Demnach gehören – abgesehen von Funden in Bayern – alle wissenschaftlich bedeutsamen Funde der Allgemeinheit. Und müssen entsprechend in einer öffentlichen Sammlung verwahrt werden. Eine Entschädigung oder einen Lohn für den Finder gibt es in diesem Fall nicht. Um aber festzustellen, ob diese Funde bedeutsam sind, müssen sie zunächst Fachleuten vorgelegt werden. Etwa in einem Landesmuseum. Bei Bedarf – etwa bei einer komplexen Fundsituation - müssen die Fachleute ihre Expertise am Fundort stellen. 

Weltweit einzigartiger Fund eines Reise-Throns

Im Museum in der Stadt Speyer ist jener rätselhafte Teil des pfälzischen Schatzfundes ausgestellt, den Sonden-Benny nicht einordnen konnte. Eineinhalb Jahre haben Restauratoren gebraucht, um den Fund zu rekonstruieren. Dabei entpuppten sich die Bruchstücke aus Holz, Edelmetall und Edelsteinen als die Bruchstücke eines mobilen Klapp-Throns aus der Spätantike. Ein Möbel eines Würdenträgers für repräsentative Zwecke. Ein weltweit einzigartiger Fund, der bisher nur aus Abbildungen in Steinreliefs bekannt war.

Reisethron aus dem Barbarenschatz (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Picture Alliance)
Versilberter Reisethron aus dem Barbarenschatz - zur Zeit ausgestellt im historischen Museum der Pfalz in Speyer. Picture Alliance

Schutz für den Schatz

Dr. Ulrich Himmelmann, Archäologe und oberster Denkmalpfleger des Landers Rheinland-Pfalz, erklärt, warum das Schatzregal so wichtig für den Schutz historischer Schatzfunde ist. Ein Fund wie dieser antike Thron dürfe nicht von Laien geborgen werden. Die Hobbyarchäologen wüssten die Fundsituation nicht professionell einzuschätzen. Wertvolle Informationen – wie die genaue Lage oder winzige Überreste von vergänglichen, organischen Materialien – würden bei der unsachgemäßen Bergung eines solchen Fundes zumeist zerstört. Hinweise auf Herkunft oder Funktion der Gegenstände können für immer verloren gehen.

Sondengänger im Dienste der Archäologie

Doch Himmelmann – wie überhaupt die professionellen Archäologen in Deutschland – setzen mittlerweile auf einen Brückenschlag zwischen Profis und Laien bei archäologischen Grabungen. Die Laien mit ihrem Forscherdrang werden in wissenschaftliche Projekte mit einbezogen. Draußen im Gelände, aber auch beim Erschließen von historischen Fundorten werden die Sondengänger in archäologische Bergungsarbeiten integriert. So wird die Tätigkeit der Hobbyforscher legalisiert und die Archäologen gewinnen günstig Mitarbeiter.

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