Der Auftritt der AfD auf der Bildungsmesse Didacta in Stuttgart hat für Aufruhr gesorgt. Inzwischen reagierten die Didacta-Verantwortlichen auf den Wirbel um den Auftritt der AfD: Ab der nächsten Messe im Frühjahr 2026 in Köln werden politische Parteien grundsätzlich nicht mehr als Aussteller zugelassen. Aber das Ziel der AfD wurde deutlich: Sie wollen auf die Bildung stärker Einfluss nehmen.
An der Universität Mannheim ist gerade ein neues Forschungsprojekt gestartet, das die Bildungsstrategien der Neuen Rechten in Deutschland und auch der Nouvelle Droite in Frankreich unter die Lupe nimmt.
Einfluss auf Kindergärten, Schulen und Universitäten
Neurechte Bewegungen in Deutschland und Frankreich richten sich gezielt auf Bildungsangebote, um ihre politischen Positionen gesellschaftlich anschlussfähig zu machen. Neu daran ist , dass es nun ausgefeilte Bildungsprogramme gebe, sagt Thomas Wortmann, der darüber an der Uni Mannheim forscht.
Die Neuen Rechten würden nun ganz früh ansetzen. Sie versuchten bereits Einfluss darauf zu nehmen, was im Kindergartenalter passiert. Auch für Schulen und für Studierende würden alternative Bildungsprogramme entwickelt.

Bücher für Kinder über traditionelle Familienbilder
Dabei werden zum Beispiel Empfehlungen zusammengestellt, was Eltern ihren Kindern vorlesen sollen. Da wird zunächst ein positiv besetzter Anstoß genutzt, denn Vorlesen gilt als sehr hilfreich.
Doch diese Lesebände vertreten eine bestimmte Haltung, dort werden sehr deutlich traditionelle Familienbilder gezeichnet und die Inhalte wenden sich klar gegen Diversität. Diese Textempfehlungen gibt es bis ins Jugendalter, sagt Cornelia Ruhe, ebenfalls Forschende an der Uni Mannheim.

Außerdem wird dazu aufgerufen, dass Eltern das Lektüreprogramm ihrer Kinder in den Schulen sehr genau beobachten und immer hinterfragen sollten. Sie sollen die Widerstandskraft ihrer Kinder gegen zu moderne Texte stärken, indem sie mit ihnen kritisch über Themen wie Diversität und Migration sprechen, betont Forscherin Cornelia Ruhe.
Sommerakademien sollen Studierende rechts ausbilden
Auf die Studierenden zielen dann sogenannte Sommerakademien. Dort werden jedes Jahr Themen wie zum Beispiel Widerstand, Kolonialismus oder Migration behandelt. Für diese Plätze muss man sich bewerben. "Da wird eigentlich etwas kopiert, das wir aus der Universität kennen oder eben aus Begabtenförderungswerken", erklärt Thomas Wortmann.
In Deutschland hatte das Institut für Staatspolitik die rechten Sommerakademien ausgerichtet. Der Verein wurde letztes Jahr aufgelöst - vermutlich, um einem Verbot wegen rechtsextremer Umtriebe zuvorzukommen. Die Nachfolgeorganisation mit dem Namen Menschenpark ist ähnlich rechts gerichtet und will die Sommerakademien nun weiter betreiben.
Bildungsangebot gegen staatliche Institutionen gerichtet
Dabei geht es in den Bildungsstrategien der neuen Rechten in Deutschland genau wie in Frankeich vor allem darum, zu vermitteln, dass Kinder, Jugendliche aber auch Studierende in den Kindergärten, Schulen und Universitäten indoktriniert werden.
"Es gibt einen ganz starken Anti-Intellektualismus, der sich vor allen Dingen auf Institutionen richtet, in denen Wissen erlangt oder vermittelt wird. Und gegen die stellt man sich eben mit den eigenen Bildungsangeboten", erklärt der Mannheimer Forscher Wortmann.
Forschungsprojekt untersucht den Erfolg der rechten Bildungsstrategien
Wie erfolgreich diese Bildungsangebote der Neuen Rechten sind, ist bisher schwer zu ermessen, so die Forschenden der Uni Mannheim: Ihr Forschungsprojekt soll dabei mehr Klarheit bringen.
Vorarbeit für mögliche Regierungsbeteiligung rechter Parteien
Sicher ist jedoch, dass die Rechten ihre Bildungsstrategien auch als eine Art Vorarbeit verstehen. "Man arbeitet im Endeffekt schon an den Programmen, die dann auch flächendeckend eingesetzt werden können, wenn man in Positionen kommt und dann beispielsweise Einfluss auf Schulpläne haben könnte", versichert Wortmann.

Ziel ist also eine Blaupause, die die AfD oder der Front National in Frankreich im Falle von Regierungsverantwortung rasch umsetzen könnten. Den Umfang der dann möglichen Veränderungen im Bildungsbereich versuchen die Forschenden heute schon einzuschätzen.