Schlafforschung

Besserer Schlaf durch beruhigende Musik

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AUTOR/IN
Julia Otto

Schlechter Schlaf wird gerade im Alter immer häufiger. Forschende haben herausgefunden, dass der Schlaf von älteren Erwachsenen durch entspannende Musik vor dem Einschlafen positiv beeinflusst werden kann.

Wer sich morgens fit und ausgeruht fühlt, hat wahrscheinlich die Nacht zuvor tief geschlafen. Ist man tagsüber aber müde und ist vielleicht sogar mehrmals in der Nacht aufgewacht, war der Schlaf nicht tief genug. Gerade im Alter verändern sich die Schlafzyklen – eine gute Nachtruhe ist schwieriger zu erreichen. Deshalb kämpfen viele ältere Erwachsene mit Schlafproblemen und sogar Schlaflosigkeit.

Dabei benötigen gerade ältere Erwachsene laut National Institute on Aging, dem US-amerikanischen Institut für Alternsforschung, sieben bis neun Stunden Schlaf. Folgen von zu wenig Schlaf sind Reizbarkeit und depressive Verstimmungen, Gedächtnisprobleme und sogar Stürze oder Unfälle.

Schlafprobleme (Foto: IMAGO, imago images / Panthermedia)
Viele ältere Erwachsene kämpfen mit Schlafproblemen und sogar Schlaflosigkeit.

Forschende des National Cheng Kung University Hospital in Taiwan kombinieren in einer neuen Meta-Studie die Ergebnisse früherer Studien zum Effekt von Musik auf die Schlafqualität. Sie haben herausgefunden, dass Musikhören vor dem Schlafengehen den Schlaf von älteren Erwachsenen positiv beeinflussen kann.

Studie der Forscher des National Cheng Kung University Hospital

Die Forschenden betrachteten für ihre Studie fünf Studien mit insgesamt 288 Teilnehmenden. Die Studien untersuchten die Wirkung von Musik auf zu Hause lebende, ältere Erwachsene mit Schlafproblemen. Die Kontrollgruppe erhielt keine oder nur die übliche Behandlung ihrer Schlafprobleme. Die anderen Teilnehmenden hörten über einen Zeitraum von zwei Tagen bis drei Monaten, 30 Minuten lang beruhigende oder rhythmische Musik. Anschließend verteilten die Teilnehmenden Punkte zwischen 0 und 21 für die Qualität ihres Schlafes.

Die Forschenden verglichen dann die durchschnittliche Punktzahl von Personen, die Musik hörten mit Personen, die keine Musik hörten. Bei Personen die Musik hörten, verglichen sie außerdem die Punktzahl von Teilnehmenden, die ruhige Musik oder rhythmische Musik vor dem Schlafengehen hörten. Außerdem verglichen sie die Punktzahl von Personen, die unterschiedlich lang Musik hörten – also weniger oder mehr als vier Wochen.

Ergebnisse der Studie

Die Schlafqualität von älteren Erwachsenen wird, so das Ergebnis, durch Musikhören zur Schlafenszeit, deutlich verbessert. Dabei wirkt sich beruhigende Musik viel besser auf den Schlaf aus als Rhythmische. Beruhigende Musik senkt den Blutdruck, die Herzfrequenz und die Atmung werden verlangsamt – das Stress- und Angstniveau wird gesenkt. Länger als vier Wochen Musikhören führt außerdem zu besserem Schlaf als eine kürzere Zeitspanne.

Frau hört Musik (Foto: IMAGO,  imago images/Westend61)
Die Schlafqualität von älteren Erwachsenen wird, durch Musikhören zur Schlafenszeit, deutlich verbessert.

Grenzen der Studie

Die Forschenden könnten Studien auf anderen Sprachen übersehen haben, da sie nur Studien auf englisch und chinesisch betrachtet haben. Außerdem erhielten die Musik hörenden Teilnehmer mehr Aufmerksamkeit, als die Kontrollgruppe. Die Schlafverbesserung könnte also auch auf die zusätzliche Aufmerksamkeit zurückgeführt werden. Zudem ist nicht klar, welche Art von beruhigender Musik sich am besten auf den Schlaf auswirkt, da die Teilnehmenden in den Studien unterschiedliche beruhigende Musik hörten.

Die Musiktherapie könnte außerdem nur gewisse Arten von Schlafproblemen verbessern – die Teilnehmenden in den Studien hatten nämlich alle ähnliche Schlafprobleme. Möglicherweise gelten generell für ältere Menschen mit Parkinson oder Alzheimer die Ergebnisse der Studie nicht.

Bedeutung für den Leser

Wer also einmal wieder nicht einschlafen kann, kann es vielleicht mal mit beruhigender Musik probieren. Das Musikhören ist nämlich, wie in der Studie gezeigt wurde, ein durchaus geeignetes Mittel ohne bekannte Nebenwirkungen, um besser ein- und durchschlafen zu können. Vielleicht werden dadurch sogar weniger Medikamente zum Einschlafen benötigt.

Medikamente gegen Schlafprobleme (Foto: IMAGO, imago images/photothek)
Durch das Musikhören vor dem Einschlafen werden vielleicht sogar weniger Medikamente gegen Schlafprobleme benötigt.
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Julia Otto