Auf einem Bildschrim sind Röntgen-Aufnahmen einer Lazarus-OP,  die bei einem Schlaganfall durchgeführt wird, zu sehen.

Medizin

Mit dem Katheter gegen Schlaganfälle - die "Lazarus"-OP

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Autor/in
Stefan Troendle
Stefan Troendle, Reporter und Redakteur bei SWR Wissen aktuell und SWR Kultur Impuls.
Onlinefassung
Constanze Fett
Profilbild der Volontärin Constanze Fett

Das Vorbild ist die Arbeit eines Klempners bei blockierten Abflussrohren: Wenn ein Blutgefäß verstopft ist, den Gefäßverschluss einfach absaugen. Mit der Lazarus-OP genannten Methode lassen sich Schlaganfälle schnell und schonend behandeln.

Bei einem Schlaganfall kommt es auf Minuten an, denn es kommt zu einer plötzlich einsetzenden Durchblutungsstörung im Gehirn. Ausgelöst wird sie durch Blutgerinnsel, die eine Arterie verstopfen. Je mehr Zeit verstreicht, desto schlimmer können die Folgen sein und desto mehr Hirnzellen sterben ab, daher heißt es: Zeit ist Hirn. Jährlich erleiden in Deutschland rund 270.000 Menschen einen Schlaganfall.

Verstopftes Abflussrohr dient als Vorbild für Operation bei Schlaganfall

Mit der "Lazarus"-OP kann Patienten und Patientinnen effektiv geholfen werden, ohne großen Eingriff. Als Vorbild dient ein verstopftes Abflussrohr. Der Dreck wird mit dem richtigen Werkzeug herausgezogen oder abgesaugt, und das Wasser kann wieder abfließen.

Um ein verstopftes Blutgefäß zu befreien, kommt ein langer Katheter zum Einsatz. An der Hüfte wird ein kleiner Schnitt gemacht, dann schiebt der Arzt den Katheter erst durch die Hauptschlagader und dann ins Gehirn, bis zum Gefäßverschluss. Der Verschluss wird gegriffen und herausgezogen oder abgesaugt.

Eine Grafik von einem Körper, in dem das Blutkreislaufsystem abgebildet ist. Bei der Lazarus-OP wird ein Katheter zum verstopften Gefäß geführt. Dann kann der Verschluss gegriffen und herausgezogen oder abgesaugt werden.
Bei der Lazarus-OP wird ein Katheter zum verstopften Gefäß geführt. Dann kann der Verschluss gegriffen und herausgezogen oder abgesaugt werden.

Die Patienten bekommen Kontrastmittel injiziert, damit die Ärzte immer genau sehen, wo der Katheter ist und die richtige Abzweigung zum Verschluss finden. Der Eingriff wirkt einfach, erfordert jedoch jahrelange Erfahrung. Fachärzte, die diesen Eingriff beherrschen, gibt es nicht viele, denn die Methode gibt es erst seit ein paar Jahren.

Schlaganfall-Patient kann kurz nach Lazarus-OP wieder richtig sprechen

Der Erfolg der Operation ist sofort spürbar, so wie bei Hermann Brunnengräber. Vor einigen Wochen hatte er einen schweren Schlaganfall. Durch das schnelle Handeln seiner Frau kam er in das Krankenhaus Heppenheim. Von dort wurde er umgehend auf die Stroke Unit der Uniklinik Heidelberg verlegt. Die Stroke Unit ist eine spezielle Station, auf der Schlaganfall-Patient*innen behandelt werden. Kurz nach der OP kann Hermann Brunngräber wieder richtig sprechen, sowie Arme und Beine bewegen.

Ein älteres Paar spaziert durch einen Park. Dank der "Lazarus"-OP konnte Hermann Brunnengräber nach seinem Schlaganfall schnell wieder richtig sprechen und seine Arme und Beine bewegen. Bei der methode wird ein Katheter zum Gefäßverschluss geführt.
Dank der "Lazarus"-OP konnte Hermann Brunnengräber nach seinem Schlaganfall schnell wieder richtig sprechen und seine Arme und Beine bewegen.

"Der Patient kommt wirklich schwerstbetroffen, komatös, kann sich nicht mehr bewegen und kann dann innerhalb von Minuten wieder sprechen", erzählt Martin Bendszus. Er ist ärztlicher Direktor an der Uniklinik Heidelberg und leitet eine europaweite Studie über die "Lazarus"-OP.

Erste Zwischenergebnisse zeigen, dass der Eingriff auch nach verhältnismäßig langer Zeit noch positive Auswirkungen hat. Das heißt: weniger Menschen sterben und mehr Patienten können ohne Behinderung weiterleben.

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