Für viele Menschen war und ist die Corona-Pandemie sehr belastend. Viel Zeit zuhause verbringen, keine Freunde und Bekannte treffen, Homeoffice und Homeschooling und Existenzängste bezüglich des Jobs. Es war und ist viel Kraft nötig, wenn man sich möglichst strikt an die Regeln halten will. Zusätzlich ärgert man sich vielleicht auch über andere, die sich nicht so sehr an die Regeln halten oder gehalten haben.
Ein Team aus Psychologinnen und Psychologen der Universität Freiburg hat in einer Studie unser Sozialverhalten untersucht. Sie wollten Erkenntnisse darüber gewinnen, ob sich da etwas seit der Pandemie verändert hat. Dabei haben sie einige interessante und positive Dinge herausgefunden.
Mehr Umweltbewusstsein
Der Hauptautor der Studie Dr. Bastian Schiller erklärt, dass das Umweltbewusstsein in der Pandemie gestiegen ist. Das läge an einem größeren Glauben an eine Verwundbarkeit des Systems, in dem wir leben und der Verletzlichkeit der Umwelt. Dabei wurden auch Überbevölkerung, Handel und unser gesellschaftliches Leben in einen Zusammenhang gebracht. Ob sich nun wirklich etwas an dem Verhalten der Menschen bezüglich der Umwelt ändert, kann man nicht konkret sagen.
Positivere Einstellungen gegenüber Geflüchteten
Auch die Einstellungen gegenüber geflüchteten Menschen haben sich verändert. Laut Bastian Schiller haben sich die Vorurteile gegenüber Geflüchteten in der Pandemie reduziert. Sie wurden kleiner im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie.
Vorgehen
Diese Erkenntnisse wurden durch Fragebögen, teils mit Skalen, erhoben. Es gab bereits eine Versuchspersonengruppe, die kurz vor dem Ausbruch der Pandemie zu ihrem Umweltbewusstsein und ihren Einstellungen gegenüber Geflüchteten befragt wurde. Diese Gruppe wurde dann während des ersten Lockdowns nochmal befragt. Dadurch entstand die einmalige Möglichkeit, die Angaben vor und während der Pandemie direkt miteinander zu vergleichen und Effekte der Pandemie zu messen.
Eine Beispielsfrage aus dem Fragebogen ist: "Wenn wir so weitermachen wie bisher, dann steigt die Wahrscheinlichkeit, dass wir bald eine große Katastrophe erleben werden."
Diese beantwortet man dann mit der Hilfe einer Skala mit mehreren Stufen. Dort wird abgefragt, für wie wahrscheinlich man das hält.
Studiengröße
In der Studie wurden 140 Männer befragt, keine Frauen. Das lag daran, dass die Versuchspersonengruppe aus der Zeit vor der Pandemie eben nur aus Männern bestand. Doktor Bastian Schiller gibt aber an, dass er und sein Team bereits andere Studien zu diesen Themen mit Frauen und Männern gemacht hat und dabei keine fundamentalen Unterschiede beobachtbar waren. Deswegen gehen er und sein Team davon aus, dass die Befunde auch bei Frauen so auftreten würden. Das lässt sich mit dieser Studie nicht final beantworten.
140 Teilnehmer sind laut Bastian Schiller nicht zu wenig, um den gefundenen Effekten eine hohe Bedeutsamkeit zuzuschreiben. Mit statistischen Verfahren konnte berechnet werden, wie bedeutsam die Effekte sind. Und zeigen sich bei den 140 Teilnehmern schon sehr stark.
Zusammenhang zwischen psychischer Gesundheit und Ergebnissen?
Bei der Befragung der Teilnehmer wurde auch nach der allgemeinen psychischen Befindlichkeit gefragt. Da konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zwar einen Anstieg der Symptome, die man mit Depressivität und Ängstlichkeit assoziiert, feststellen, aber dieser Anstieg war in einem Bereich, der klinisch nicht relevant ist.
Einen Zusammenhang zwischen dem Anstieg der psychischen Belastung und dem Anstieg im Umweltbewusstsein und dem Abbau von Vorurteilen gegenüber Geflüchteten gibt es jedoch laut Bastian Schiller nicht. Es scheint als ob diese Ergebnis der allgemeinen Erfahrungen der Pandemie sind.