Aktionswoche zur Aufklärung über Mangelernährung im November 2023
Beim Begriff "Mangelernährung" denken wir eher an Krisengebiete oder Katastrophen. Dabei ist das Problem direkt vor der Haustüre: In deutschen Klinken ist eine krankheitsbedingte Mangelernährung weit verbreitet, 20 bis 30 Prozent aller Patientinnen und Patienten sind betroffen.
Auch in anderen europäischen Ländern ist das kein seltenes Phänomen. Deshalb findet in Europa seit 2020 jährlich die "Malnutrition Awareness Week" statt, übersetzt "die Aktionswoche zur Aufklärung über Mangelernährung". In diesem Rahmen macht derzeit auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin e. V. (DGEM) mit verschiedenen Kooperationspartnern auf das Ausmaß der krankheitsbedingten Mangelernährung aufmerksam.
Welche Folgen hat Mangelernährung?
Wie schwerwiegend die Folgen für die Patientinnen und Patienten sein können, weiß Professor Matthias Pirlich, Facharzt für Ernährungsmedizin und Präsident der DGEM: Sie haben im Krankenhaus eine dreimal höhere Komplikationsrate. Wundheilungsstörungen, Infektionen und Stürze sind einige Beispiele, welche Komplikationen in Folge einer Mangelernährung auftreten können. "Wobei sie vor allem die Prognose schwerkranker Menschen erheblich verschlechtert", so Pirlich.
Von der geminderten Gesundheit und Lebensqualität abgesehen, schlage sich das auch in den Krankenhauskosten nieder:
DGEM fordert mehr Aufmerksamkeit für Mangelernährung
Derzeit stehen in Krankenhäusern etwa 5 Euro am Tag pro Patient zur Verfügung - Ein gesundheitsförderndes, vor allem schmackhaftes Essen sei damit kaum herzustellen, sagt Prof. Pirlich.
Er erläutert, dass zwar in Maßnahmen gegen Mangelernährung investiert werden müsse, Kliniken unterm Strich jedoch sparen würden. Denn weniger Mangelernährung bedeute: "weniger Komplikationen, kürzere Zeit auf der Intensivstation, kürzerer Krankenhausaufenthalt, leichtere Genesung". Damit gingen auch weniger Pflegebedürftigkeit nach einer Erkrankung sowie seltenere Wiederaufnahmen ins Krankenhaus einher, sagt der Ernährungsmediziner.
Die DGEM fordert, dass in Krankenhäusern ein standardisiertes Risikoscreening eingeführt wird, um Mangelernährung frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Außerdem solle mehr Personal mit Ernährungsfachwissen eingestellt werden - davon gebe es in medizinischen Fachberufen derzeit viel zu wenig. Wichtige Warnzeichen, auf die Pirlich aufmerksam macht, sind:
- unbeabsichtigter Gewichtsverlust
- verminderte Nahrungsaufnahme
- niedriges Körpergewicht
- Abbau der Muskulatur
Vor allem ältere Menschen von krankheitsbedingter Mangelernährung betroffen
Ein weiterer Vorschlag der DGEM ist, die Nahrung individuell an die Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten anzupassen, zum Beispiel im Form kleinerer Portionen mit höherer Nährstoffdichte. Denn:
Das betrifft insbesondere Ältere, denn sie sind neben Menschen mit chronischer und schwerer Erkrankung vor allem von Mangelernährung betroffen. Häufig haben sie Kau- und Schluckbeschwerden oder durch Krankheiten wie Demenz und Parkinson Schwierigkeiten beim Essen.
Was sind die Ursachen von Mangelernährung?
Eine krankheitsbedingte Mangelernährung kann jedoch noch einige andere Ursachen haben: