Erster "Parastronaut" auf der ISS?
Lässig sitzt John McFall mit seinen kurzen Hosen auf dem Podium. McFalls schwarze Beinprothese können so auf der Pressekonferenz der europäischen Raumfahrtagentur ESA, in der der Abschluss und den Erfolg der Machbarkeitsstudie "Fly!" der ESA bekanntgegeben wird, alle gut sehen.
Die Prothese – das ist nun klar – ist kein Hindernis für den britischen Arzt und paralympischen Athleten als Astronaut auf der internationalen Raumstation ISS zu arbeiten. Sogar eine sechsmonatige Mission sei für Menschen mit einer derartigen körperlichen Behinderung möglich, sagt ESA-Direktor Daniel Neuenschwander.
ESA setzt politisches Zeichen
Mit dem Programm „Fly!“ will die ESA Weltraummissionen für alle zugänglich machen. John McFall wurde nach einem Motorradunfall ein Bein amputiert. Er musste in den vergangenen Monaten viele Tests durchlaufen, um medizinische Risiken für einen Einsatz im All auszuschließen. Die Mühe habe sich gelohnt, meint John McFall:
"Ich bin sehr stolz. Zum einen auf das Team, dass mich begleitet und unterstützt hat. Aber ich bin auch stolz auf eine verändertes Denken, dass wir erreicht haben." Historisch gesehen, wäre bisher niemand mit einer Behinderung von einem medizinischen Standpunkt aus für einen langen Flug zur Raumstation berücksichtigt worden, betont McFall.
Für ESA-Direktor Daniel Neuenschwander ist das Ergebnis der ESA-Machbarkeitsstudie nicht nur eine Möglichkeit, mehr Bewerber für neue Missionen zu gewinnen. Für ihn ist das Ergebnis auch ein politisches Zeichen.

Forschung an neuen Prothesen
Bis John McFall als erster Astronaut mit einer Behinderung ins All starten kann, wird es noch ein paar Jahre dauern, sagt Daniel Neuenschwander.
John McFall hat Geduld und vor allem noch viel Arbeit vor sich. Denn vor seinem ersten Flug ins All muss noch einiges geklärt werden - zum Beispiel, welchen wissenschaftlichen Fragen er nachgehen soll. Schon jetzt gibt es viele Interessenten. Ein Hersteller will mit ihm neue Prothesen entwickeln, die auch ein Problem für John McFall lösen könnten:
"Ein Problem im All ist: Da sind keine Heizungen, auf denen du deine nasses Sachen nach dem Sport schnell trocknen lassen könntest. Meine Prothese nutzt zur Zeit Textilien, um Flüssigkeit zu absorbieren. Wir suchen nach einer neuen Lösung, die ohne Textilien auskommen kann. Aber die gibt es nicht nicht. Sie wäre aber auch ein Nutzen für andere", so McFall.

Erster Mensch mit Behinderung auf dem Mond?
Als erster Astronaut mit einer Behinderung soll John McFall vor allem erforschen, wie weitere Menschen mit einer Behinderung ins All fliegen können. Und wer weiß, vielleicht ist ja noch mehr möglich - zum Beispiel ein Flug zum Mond. John McFall wäre auf jeden Fall bereit:
"Die erste Person mit einer Behinderung, die auf dem Mond spaziert – wäre ein riesiger positiver Fortschritt in der Erforschung des Weltraums durch den Menschen. Ich wäre gerne diese Person."
Alles ist möglich. Den ersten Schritt haben John McFall und die die ESA bereits getan.