Medizin

Studie zu leichten Corona-Verläufen

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Ulrike Mix
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Antonia Weise

Eine neue Studie an der Tübinger Uniklinik beschäftigt sich mit Menschen, denen eine Corona-Infektion keine großen Probleme gemacht hat. Kann man daraus etwas lernen?

Meist schwache Verläufe bei jungen Menschen

Junge Leute haben in der Regel wenig Probleme mit der Covid-19- Erkrankung. Mit dieser Hypothese startet Professorin Stefanie Joos vom Institut für Allgemeinmedizin der Universität Tübingen in ihre Studie. Das Forschungsteam will sich speziell die Langzeitfolgen von leichten Corona-Verläufen anschauen. Dabei sollen nicht nur die jungen Menschen betrachtet werden, sondern möglichst viele, die Corona hatten und nicht in der Klinik waren.

Es gibt einfach Beschreibungen – aus Hausarztpraxen zum Beispiel – dass diese Patienten dann doch noch Beschwerden haben und das möchten wir jetzt einfach systematisch untersuchen.

Bislang haben sich die meisten Studien nur mit den Corona-Langzeitfolgen von Klinikpatienten beschäftigt, erklärt Stefanie Joos. Die Studien zeigen offenbar, dass sehr viele Menschen mit schwerem Klinik-Verlauf noch länger unter verschiedenen Symptomen leiden. Belastbare Aussagen könne man daraus aber nicht ableiten, weil die Anzahl der Probanden zu klein sei.

Passanten in der Fußgängerzone (Foto: IMAGO, imago images / Geisser)
Manchmal ist eine Person ausreichend, um eine ganze Gruppe anzustecken. In anderen Fällen steckt sich jedoch niemand an. Die Wissenschaftler*innen aus Tübingen wollen herausfinden, woran das liegt.

Kaum Forschung zu nicht-klinischen Verläufen

Mindestens 80 Prozent der Corona-Verläufe sind vergleichsweise leicht und eine Behandlung in der Klinik ist nicht nötig. Trotzdem gibt es zur Zeit kaum Forschung zu nicht-klinischen Corona-Verläufen. Der Grund ist: Die Forschung im Krankenhaus zu machen ist laut Stefanie Joos einfacher. Wenn man Forschung machen möchte mit Patienten, die in Praxen sind, dann habe man erstmal die Problematik, dass die in ganz vielen verschiedenen Praxen seien.

Es ist von der Datengewinnung, aber auch vom Datenschutz da viel schwieriger, an Daten zu kommen.

Wartezimmer einer Arztpraxis (Foto: IMAGO, imago images / Geisser)
Forschung in deutschen Arztpraxen gestaltet sich aufrgund der Datengewinnung schwierig.

Für die Studie arbeiten die Mediziner*innen mit Gesundheitsämtern unter anderem in Reutlingen, Tübingen und Mannheim zusammen. Per Fragebogen geben die Patient*innen Auskunft über ihre Symptome, mögliche Langzeitfolgen, aber auch ihren Lebensstil oder ob sie Medikamente einnehmen, sagt Christian Förster.

Der Einfluss von Medikamenten

„Wenn man dann rausfindet, dass vor allem Patienten, die ein bestimmtes Medikament eingenommen haben aufgrund einer Erkrankung, die sie vorher schon hatten, dass die kaum oder selten an den Folgen einer Covid-Erkrankung leiden, dann ist das ja auch ein relevantes Ergebnis. Wenn man vielleicht am Ende sagen kann: Dieses Medikament hat einen günstigen Einfluss auf die Erkrankung," so Christian Förster.

Bei der Gürtelrose, die auch eine virale Erkrankung ist, wisse man zum Beispiel, dass eine gute Schmerztherapie während der Erkrankung bewirkt, dass die Patienten nach der Erkrankung weniger lange Schmerzen empfinden, sagt Stefanie Joos.

Verschiedene Medikamente  (Foto: IMAGO, imago images / Pixsell)
Ob bestimmte Medikamente einen Einfluss auf den Covid-19 Verlauf haben, das will das Forschungsteam herausfinden.

Die Studie zu den Corona-Langzeitfolgen dürfte für Mediziner und Politiker gleichermaßen interessant sein, schätzt Stefanie Joos. Denn wenn klarer ist, wer wie von der Krankheit betroffen ist, ist auch klarer, wer speziell geschützt werden muss und wer nicht. Mindestens 2.000 Antwortbögen wollen die Tübinger Mediziner auswerten. Erste Ergebnisse könnten Anfang kommenden Jahres vorliegen.

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