Es gibt spezielle Apps zur therapeutischen Begleitung von Krebspatient*innen. (Foto: IMAGO, imago)

Gesundheit

So funktioniert die Krebsnachsorge per App

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AUTOR/IN
Peter Kolakowski
ONLINEFASSUNG
Ralf Kölbel

Patient*innen mit der Diagnose Krebs haben gesetzlichen Anspruch auf Sport und Bewegungskurse. Unterstützen können dabei in der Krebsnachsorge auch spezielle Apps.

Neben Sportübungen können spezialisierte Apps eine Reihe von Vorteilen bieten, um wieder zu gesunden oder besser mit der Krankheit Krebs zu leben. Was taugen solche Apps und worauf sollte man da achten?

Nicht nur beim Einkaufen in der Stadt nimmt Helmut S. gern die Treppe. Um fit zu bleiben macht er auch gezielt Treppensport. Nach einer Krebserkrankung mit anschließender Chemo will Helmut Schneider wieder Kraft sammeln. Dabei hilft ihm eine App aus dem Internet mit Sport- und Fitnesstipps.

Programme für besseren Umgang mit der Krankheit

Helmut S. nutzt die sogenannte Mika-App, Mika ist die Abkürzung für „Mein interaktiver Krebsassistent“. Entwickelt wurde die App u.a. von der Berliner Charité. Die Mika-App war die erste auf dem Markt, die sich speziell an Krebspatienten richtet und sogar auf Rezept verschrieben werden kann. Neben Tipps von Experten für den besseren Umgang mit der Krankheit bietet die App Programme, um mental und körperlich wieder zu Kräften zu kommen.

Eine weitere Krebsnachsorge- App nennt sich „Onko Nachsorgeaktiv“. Sie wendet sich an Betroffene mit Brustkrebs, Darmkrebs und Prostatakrebs. Entwickelt wurde sie u.a. vom Krebsverband Baden-Württemberg in Zusammenarbeit mit dem Nationalen Zentrum für Tumorerkrankungen in Heidelberg. Auch „Onko Nachsorgeaktiv“ unterstützt Nutzerinnen und Nutzer bei Bewegung und Sport.

Spezielle Apps können Krebspatient*innen bei der Bewältigung der Krankheit unterstützen.  (Foto: IMAGO, imago images/Westend61)
Spezielle Apps können Krebspatient*innen bei der Bewältigung der Krankheit unterstützen.

Sport ist gut für das Immunsystem

Denn Sport stimuliert das Immunsystem, und Stoffwechselprozesse, kann Entzündungen im Körper verhindern, und den Körper kräftigen. Dies wird immer auch in wissenschaftlichen Studien nachgewiesen, erläutert der Sportwissenschaftler und Sportpsychologe Dr. Joachim Wiskemann vom Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen in Heidelberg. Wiskemann leitet dort die Arbeitsgruppe für onkologische Sport- und Bewegungstherapie. Sie ist Mitinitiatorin des Netzwerkes Onko aktiv.

Wir sprechen mittlerweile von mehreren hundert Studien, die im Kontext einer Krebserkrankung untersucht haben, inwieweit strukturierte Sportprogramme, Bewegungsprogramme Patienten helfen, Nebenwirkungen der Therapie oder auch Komplikationen der Krebserkrankung zu mildern und man muss auch hier sagen: Wenn es gelingt, Patienten aktiv zu halten unter Chemotherapie, unter Radiotherapie oder auch danach, dann kommen sie besser durch die Therapien durch und haben sehr wahrscheinlich auch eine bessere Prognose, also leben länger nach der Krebserkrankung.

Sport und Bewegung kann das Leben nach Krebs verlängern. Das legen zahlreiche Studien nahe. (Foto: IMAGO, imago/Westend61)
Sport und Bewegung kann das Leben nach Krebs verlängern. Das legen zahlreiche Studien nahe.

Sport ist kein Medikament

Zwar sei in der Ärzteschaft und auch in der Öffentlichkeit das Wissen über die positive Wirkung von Bewegung bei oder nach Krebs gestiegen so Joachim Wiskemann vom Netzwerk Onko aktiv. Allerdings bei weitem nicht genug. So wisse man, dass viele Menschen in der Gesellschaft der Bewegung nicht so viel Bedeutung zumessen. Bewegung und Sport sei eben auch kein Medikament, was man kurz mal verabreichen könne, sondern es bedeute eine Verhaltensänderung. Deswegen bedeutet das aus ärztlicher Sicht auch "Arbeit". Joachim Wiskemann sieht da einen riesigen Informationsbedarf.

Es kann auch von Vorteil sein, Bewegung, wie beispielsweise Treppensteigen, mit in den Alltag zu integrieren. (Foto: IMAGO, imago/Jürgen Ritter)
Es kann auch von Vorteil sein, Bewegung, wie beispielsweise Treppensteigen, mit in den Alltag zu integrieren.

Vorsicht bei kommerziellen Gesundheits-Apps

Auf dem Markt der Gesundheits-Apps finden sich auch zunehmend rein kommerzielle Angebote. Hier allerdings sollen oft vorrangig Produkte verkauft oder zum Teil sensible Daten von Nutzern abgegriffen werden - zu Vermarktungszwecken. Nicht so bei der App "Onko Nachsorgeaktiv". Joachim Wiskemann zählt die vielen Vorteile der App auf:

App "Onko Nachsorgeaktiv" biete viele Vorteile

Dazu gehöre auch ein Bewegungsprogramm, das vom Netzwerk Onko aktiv entwickelt wurde. Da gebe es unterschiedliche Programme für Patienten in unterschiedlichen Leistungssituationen, vom Beginner, der noch wenig Erfahrung mit Bewegung hat: Da gibt es ein Programm, das etwas leichter, nicht so zeitlich umfangreich ist. Da könne man sich durcharbeiten über die Tage und Wochen hinweg und könne das Programm sukzessive steigern.

Jede Übung, die ich machen muss, sieht man schön dargestellt auf einem Video mit einer Kurzanleitung in Schriftform dazu. Auf diese Weise könne man unabhängig davon, ob man gerade zu Hause ist oder und nicht in die Therapieeinrichtung gehen kann, ein Bewegungsprogramm umsetzen und hat auch über die App die Möglichkeit, Nachfragen zu stellen.

Manche Apps zur Krebsnachsorge bieten auch die Möglichkeit, Fragen zu stellen. (Foto: IMAGO, Manche Apps zur Krebsnachsorge bieten auch die Möglichkeit, Fragen zu stellen.)
Manche Apps zur Krebsnachsorge bieten auch die Möglichkeit, Fragen zu stellen.

Schade ist nur, dass diese App, im Vergleich mit anderen, zwar Gymnastik- und Sportvideos enthält, aber keinen Ton. Die App kann dafür an Medikamenteneinnahme erinnern, die Patientenakte speichern und gibt , Veranstaltungshinweise zum Thema Krebsnachsorge. Sie übermittelt keine Daten an Dritte, ist auch ohne Internetanschluss nutzbar und kann in den einschlägigen App-Stores heruntergeladen werden – kostenlos.

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