Neben Sportübungen können spezialisierte Apps eine Reihe von Vorteilen bieten, um wieder zu gesunden oder besser mit der Krankheit Krebs zu leben. Was taugen solche Apps und worauf sollte man da achten?
Nicht nur beim Einkaufen in der Stadt nimmt Helmut S. gern die Treppe. Um fit zu bleiben macht er auch gezielt Treppensport. Nach einer Krebserkrankung mit anschließender Chemo will Helmut Schneider wieder Kraft sammeln. Dabei hilft ihm eine App aus dem Internet mit Sport- und Fitnesstipps.
Programme für besseren Umgang mit der Krankheit
Helmut S. nutzt die sogenannte Mika-App, Mika ist die Abkürzung für „Mein interaktiver Krebsassistent“. Entwickelt wurde die App u.a. von der Berliner Charité. Die Mika-App war die erste auf dem Markt, die sich speziell an Krebspatienten richtet und sogar auf Rezept verschrieben werden kann. Neben Tipps von Experten für den besseren Umgang mit der Krankheit bietet die App Programme, um mental und körperlich wieder zu Kräften zu kommen.
Eine weitere Krebsnachsorge- App nennt sich „Onko Nachsorgeaktiv“. Sie wendet sich an Betroffene mit Brustkrebs, Darmkrebs und Prostatakrebs. Entwickelt wurde sie u.a. vom Krebsverband Baden-Württemberg in Zusammenarbeit mit dem Nationalen Zentrum für Tumorerkrankungen in Heidelberg. Auch „Onko Nachsorgeaktiv“ unterstützt Nutzerinnen und Nutzer bei Bewegung und Sport.
Sport ist gut für das Immunsystem
Denn Sport stimuliert das Immunsystem, und Stoffwechselprozesse, kann Entzündungen im Körper verhindern, und den Körper kräftigen. Dies wird immer auch in wissenschaftlichen Studien nachgewiesen, erläutert der Sportwissenschaftler und Sportpsychologe Dr. Joachim Wiskemann vom Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen in Heidelberg. Wiskemann leitet dort die Arbeitsgruppe für onkologische Sport- und Bewegungstherapie. Sie ist Mitinitiatorin des Netzwerkes Onko aktiv.
Sport ist kein Medikament
Zwar sei in der Ärzteschaft und auch in der Öffentlichkeit das Wissen über die positive Wirkung von Bewegung bei oder nach Krebs gestiegen so Joachim Wiskemann vom Netzwerk Onko aktiv. Allerdings bei weitem nicht genug. So wisse man, dass viele Menschen in der Gesellschaft der Bewegung nicht so viel Bedeutung zumessen. Bewegung und Sport sei eben auch kein Medikament, was man kurz mal verabreichen könne, sondern es bedeute eine Verhaltensänderung. Deswegen bedeutet das aus ärztlicher Sicht auch "Arbeit". Joachim Wiskemann sieht da einen riesigen Informationsbedarf.
Vorsicht bei kommerziellen Gesundheits-Apps
Auf dem Markt der Gesundheits-Apps finden sich auch zunehmend rein kommerzielle Angebote. Hier allerdings sollen oft vorrangig Produkte verkauft oder zum Teil sensible Daten von Nutzern abgegriffen werden - zu Vermarktungszwecken. Nicht so bei der App "Onko Nachsorgeaktiv". Joachim Wiskemann zählt die vielen Vorteile der App auf:
App "Onko Nachsorgeaktiv" biete viele Vorteile
Dazu gehöre auch ein Bewegungsprogramm, das vom Netzwerk Onko aktiv entwickelt wurde. Da gebe es unterschiedliche Programme für Patienten in unterschiedlichen Leistungssituationen, vom Beginner, der noch wenig Erfahrung mit Bewegung hat: Da gibt es ein Programm, das etwas leichter, nicht so zeitlich umfangreich ist. Da könne man sich durcharbeiten über die Tage und Wochen hinweg und könne das Programm sukzessive steigern.
Jede Übung, die ich machen muss, sieht man schön dargestellt auf einem Video mit einer Kurzanleitung in Schriftform dazu. Auf diese Weise könne man unabhängig davon, ob man gerade zu Hause ist oder und nicht in die Therapieeinrichtung gehen kann, ein Bewegungsprogramm umsetzen und hat auch über die App die Möglichkeit, Nachfragen zu stellen.
Schade ist nur, dass diese App, im Vergleich mit anderen, zwar Gymnastik- und Sportvideos enthält, aber keinen Ton. Die App kann dafür an Medikamenteneinnahme erinnern, die Patientenakte speichern und gibt , Veranstaltungshinweise zum Thema Krebsnachsorge. Sie übermittelt keine Daten an Dritte, ist auch ohne Internetanschluss nutzbar und kann in den einschlägigen App-Stores heruntergeladen werden – kostenlos.