Unterschätzte Gefahr

Klimakiller Kondensstreifen

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Gábor Paál
Gábor Paál (Foto: SWR, Oliver Reuther)
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Anja Braun
Anja Braun, Reporterin und Redakteurin SWR Wissen aktuell. (Foto: SWR, Christian Koch)

von Gabor Paal

Flugzeuge erzeugen Kondensstreifen. Sie sehen harmlos aus, haben aber eine fatale Wirkung aufs Klima. Eine neue Studie belegt: Das Problem wird immer größer - selbst "Öko-Flugzeuge" würden daran nichts ändern.

Kondensstreifen sind im Grunde langgezogene Eiswolken. Denn dort, wo Flugzeuge die meiste Zeit fliegen – in 8 bis 10.000 Meter Höhe ist es kalt, minus 40 Grad. Die Streifen, die die Maschinen am Himmel hinterlassen, bestehen deshalb aus vielen kleinen Eiskristallen, die sich um die ausgestoßenen Abgase bilden. Solche Kondensstreifen bleiben auch nicht immer lang und schmal, sondern können zu ausgedehnteren Schleierwolken anwachsen, die über Stunden oder Tage am Himmel bleiben. Sie heißen auch Cirren.

Solche Eiswolken blockieren die Wärmestrahlen, die sonst bei freiem Himmel ins Weltall hinaus gehen. Sie tragen so dazu bei, dass sich die obere Erdatmosphäre erwärmt. Mehr noch: Über die Wolkenbildung beeinflussen Flugzeuge das Klima noch stärker als über das CO2, das sie durch das Verbrennen von Kerosin in der gleichen Zeit ausstoßen.

Das war im Grunde auch schon bekannt. Nach den Berichten des Weltklimarats trägt der Flugverkehr ungefähr zu 5 Prozent zur menschengemachten Erderwärmung bei, der Kondensstreifen-Effekt ist da schon eingerechnet.

Die Forscherinnen vom Deutschen Zentrum für Luft und Raumfahrt warnen nun davor, diesen Effekt bei Zukunftsberechnungen zu unterschätzen. Laut Prognosen wird der Flugverkehr weltweit noch massiv anwachsen – und damit auch seine Rolle bei der Erderwärmung.

Kondensstreifen am Himmel - für Verschwörungstheoretiker "Chemtrails", Chemikalien (Foto: picture-alliance / dpa, picture-alliance / dpa - Willfried Gredler-Oxenbauer)
Kondensstreifen, die vom zunehmenden Flugverkehr verursacht werden, überziehen den Himmel.

Vor allem der Flugverkehr über Südostasien und Afrika wird weiter stark zunehmen. Dazu kommt der Trend zu großen Flughöhen. Auch das wirkt sich auf die Kondensstreifenbildung aus. Die deutschen Autorinnen der Studie, Lisa Bock und Ulrike Burkhardt vom Deutschen Zentrum für Luft und Raumfahrt, haben all diese Faktoren in ihre Berechnungen einbezogen und kommen zum Ergebnis :

Das große Problem dabei: Es gibt schon lange Versuche, Kerosin durch nachwachsenden Treibstoff zu ersetzen – in der großen Hoffnung, dass Flugzeuge im besten Fall CO2-neutral fliegen. Doch der Öko-Sprit würde allenfalls das CO2-Problem lösen – die Kondensstreifen entstehen aber trotzdem.