Maskenpflicht aufheben?

Kommentar: Covid-19-Geimpfte müssen sich noch etwas zusammenreißen

Stand
AUTOR/IN
Franziska Ehrenfeld

Peter Heinz, Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung in Rheinland-Pfalz, fordert eine Aufhebung der Maskenpflicht für vollständig gegen Covid-19 Geimpfte. Es ergebe „sachlich keinen Sinn mehr, als zweifach Geimpfter eine Maske zu tragen“, findet er. Den gibt es aus wissenschaftlicher Sicht aber doch. Ein Kommentar von Franziska Ehrenfeld.

Maske tragen kann auch für Geimpfte sinnvoll sein

Für geimpfte Menschen werden gerade viele Grundrechtseinschränkungen zurückgenommen. Zu Recht! Denn laut dem Robert Koch-Institut spielen Geimpfte für die Ausbreitung des Coronavirus „keine wesentliche Rolle mehr“.

Aber das RKI betont auch, dass eine Virusübertragung nicht ausgeschlossen ist. Die Wahrscheinlichkeit ist reduziert, aber auch Geimpfte können sich gelegentlich noch infizieren, erkranken und andere Menschen anstecken.

Es gibt also durchaus einen „sachlichen Sinn“, als geimpfter Mensch noch Maske zu tragen. Das RKI weist ganz klar darauf hin, dass Geimpfte weiterhin auf Hygiene achten, Abstand halten und Maske tragen sollen.

Einkaufsstraße voller Menschen mit Maske (Foto: IMAGO, IMAGO / Ralph Peters)
Überall, wo Abstände nicht eingehalten werden können, kann das Tragen von Masken vor der Übertragung von Viren schützen.

Schwierig zu kontrollieren

Zur Verdeutlichung: Der Impfstoff von Astrazeneca darf inzwischen im Abstand von nur vier Wochen verimpft werden – obwohl die bestmögliche Wirksamkeit erst nach zwölf erreicht wird. Das heißt: Statt über 80 Prozent Wirksamkeit sind es dann nur noch 55.

Auch für solche – quasi nur halb-geschützten – Menschen gelten keine Kontaktbeschränkungen mehr. Und sie sollen dann auch noch maskenfrei in Supermärkte und Busse dürfen?! Ansteckungen sind da vorprogrammiert.

Und wie soll kontrolliert werden, ob Masken-nicht-träger:innen geimpft sind oder nicht? Dazu bräuchte es entsprechendes Personal für jeden Laden, jede Taxifahrerin müsste sich eine Impf-Bescheinigung zeigen lassen und in den Innenstädten müssten Passanten regelmäßig kontrolliert werden. Ein wahnsinniger Aufwand – oder es halten sich einfach immer weniger Menschen an die Maskenpflicht – ob geimpft oder nicht. Denn wer kann das schon unterscheiden?

Ein Wandgemälde auf einer Hauswand von zwei Personen, die sich umarmen. Im Vordergrund geht eine Person mit Maske vorbei. (Foto: IMAGO, imago images / bildgehege)
Durchhalten, damit wir uns wieder umarmen können.

Auch Geimpfte sollten umsichtig handeln

Wenn sich jetzt nicht auch die Geimpften noch ein wenig zusammenreißen, dauert diese Pandemie noch länger und all die Einschränkungen ziehen sich weiter in die Länge.

Noch haben längst nicht alle Menschen die Chance auf eine Impfung erhalten. Gerade sie verdienen es, dass auch ihre geimpften Mitmenschen umsichtig handeln und möglichst keine anderen infizieren. Denn das kann immer noch passieren.

Es sei den Geimpften vergönnt, dass sie Freiheiten wieder zurückbekommen. Aber eine Maske zu tragen, ist während einer andauernden Pandemie doch wirklich nicht zu viel verlangt.

Auch vollständig Geimpfte können sich noch, wenn auch in seltenen Fällen, mit Coronaviren infizieren und andere möglicherweise anstecken. Daher kann das Tragen von Masken auch weiterhin Sinn machen. (Foto: IMAGO, imago images/Science Photo Library)
Auch vollständig Geimpfte können sich noch, wenn auch in seltenen Fällen, mit Coronaviren infizieren und andere möglicherweise anstecken. Daher kann das Tragen von Masken auch weiterhin Sinn machen.
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Franziska Ehrenfeld