Zum ersten Mal gesichtet wurde der Gesteinsbrocken 2023 von der Tsuchinshan-Sternwarte (Purple Mountain Observatory) bei Nanjing im Osten Chinas. Damals konnte man ihn noch für einen langweiligen Brocken im All halten. Zwar im Anflug Richtung Erde, aber eben nichts Besonderes.
Doch schon wenige Wochen später fiel einem amerikanischen Astronomen auf, dass sich an dem anfliegenden Brocken ein Schweif zu bilden begann – der Brocken entpuppte sich als veritabler Komet. Er erhielt den Namen C/2023 A3 Tsuchinshan-Atlas und wurde damit nach den beiden Sternwarten benannt, die ihn entdeckt bzw. als Kometen identifiziert hatten.
Komet C/2023 A3 Tsuchinshan-Atlas im Oktober am Nachthimmel zu sehen
Jetzt, eineinhalb Jahre nach seiner Entdeckung, ist Tsuchinshan-Atlas in Sonnen- und Erdnähe. Eine Vielzahl von Fotos ist bereits in den Medien zu finden – allesamt mit Profi-Ausrüstung und viel Astro-Fotoerfahrung aufgenommen. Auch ein ISS-Astronaut postete ein sehr schickes Kometenvideo.
Die Medienkarriere von Tsuchinshan Atlas könnte ab 6. Oktober so richtig durchstarten – denn dann wird der Komet möglicherweise mit bloßem Auge sichtbar. Aber nur, wenn er bis dahin nicht in seinen Untergang geflogen ist.
Entweichendes Gas reißt Kometen-Oberfläche auf
Tsuchinshan-Atlas kommt aus der Oort´schen Wolke, einer Region am Rand unseres Sonnensystems, in der tiefgekühlte Gesteinsbrocken die Sonne umkreisen. Sie sind Überbleibsel aus der Urzeit unseres Sonnensystems. Ab und an wird einer dieser Brocken durch eine Kollision aus seiner Bahn gekickt und stürzt ins Innere des Sonnensystems. So auch Tsuchinshan-Atlas.
Zehntausende Jahre ist er vermutlich unterwegs gewesen und kommt nun wahrscheinlich zum ersten Mal in seinem Kometenleben in Sonnennähe. Und taut auf. Aus seinem Eis wird schlagartig Gas, das bricht durch die Kometenoberfläche, reißt Staub und Gestein hinaus ins All – gut für den Staubschweif. Schlecht für den festen Kern des Kometen.
C/2023 A3 Tsuchinshan-Atlas könnte vorzeitiges Ende erwarten
Denn sein fester Kometenkern soll nur 1 bis 2 km groß sein. Große Materialverluste verkraftet er möglicherweise nicht. So prophezeite ein mit solchen Fällen sehr erfahrener Experte schon vor Monaten: Tsuchinshan-Atlas wird in Sonnennähe auseinanderbrechen.
Doch zur Überraschung und Freude der Kometenfans weltweit ist “Tsuchi” bislang intakt und auf Kurs. Es könnte aber tatsächlich immer noch jede Stunde mit ihm zu Ende gehen.