Laut einer Erhebung der Barmer Krankenkasse wollen 42 Prozent der Befragten ihre Kinder gegen das neue Coronavirus impfen lassen. Doch daraus wird wohl erstmal nichts. Wann es für Kinder einen geeigneten Impfstoff geben wird, ist noch unklar. Denn spezielle Studien zu Corona-Impfstofftests an Kindern laufen gerade erst an.
Impfstoff soll zunächst Hochrisikogruppen schützen
Dass zunächst voraussichtlich nur Erwachsene geimpft werden, hat mehrere Gründe:
Das Robert Koch-Institut weist darauf hin, dass der Impfstoff in erster Linie diejenigen schützen soll, die am schwersten an Covid-19 erkranken. Das sind gerade ältere Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen.

Die meisten Kinder und Jugendliche gehören nicht zu den Risikogruppen
Der Kinder-und Jugendmediziner Hans-Iko Huppertz von der Deutschen Akademie für Kinder und Jugendmedizin bestätigt: Kinder haben bei einer Infektion mit dem neuen Coronavirus in der Regel einen leichteren Verlauf und gehören definitiv nicht zu den Hauptrisikogruppen.

Impfstofftests an Kindern folgen erst nach Tests an Erwachsenen
Laut Robert Koch-Institut darf an Kindern schon allein aus ethischen Gründen kein früher Impfstofftest durchgeführt werden. Vor der klinischen Prüfung an Kindern muss sichergestellt sein, dass in den Studien bei Erwachsenen keine schwerwiegenden Nebenwirkungen aufgetreten sind.
Man testet immer erst an möglichst widerstandsfähigen Menschen, meist an jungen Erwachsenen. Wenn diese es gut vertragen, traut man sich an etwas ältere Menschen heran und an Menschen mit Vorerkrankungen. Kinder kommen in der Regel immer zum Schluss dran.
Stand der Impfstoffstudien mit Kindern und Jugendlichen
Nach Auskunft von Dr. Rolf Hömke vom Verband Forschender Arzneimittelhersteller laufen aber bereits einige Studien zur Verträglichkeit und Sicherheit der Impfstoffe bei Heranwachsenden einiger Hersteller.

EMA fordert Kinder-Impfstoff-Studien bis 2024
Zudem hat die europäische Zulassungsbehörde EMA den Impfstoffherstellern zur Auflage gemacht, dass sie in Zukunft auch Studien mit Kindern unter 12 Jahren durchführen sollen. Für diese jüngeren Kinder soll auch eine eigene, angepasste Dosierung gefunden werden. Diese Studien werden aber erst starten, wenn gute Ergebnisse zur Wirksamkeit und Verträglichkeit einer Impfung bei Jugendlichen vorliegt. Die EMA erwartet die Ergebnisse bis Ende 2024.

Erwachsenenimpfung wird positive Effekte auf Kinder haben
Das RKI geht davon aus, dass schon die flächendeckende Impfung von Erwachsenen einen positiven Effekt auf die Kinder haben wird. Wenn das Infektionsgeschehen insgesamt zurückgedrängt werde, könnten auf diese Weise auch Kinder geschützt werden.
Biontech-Impfstoff ist bereits ab 16 Jahren zugelassen
Die europäische Zulassungsbehörde EMA hat den Biontech-Impfstoff für Jugendliche ab 16 Jahren zugelassen. Auch in Großbritannien, den USA und zahlreichen weiteren Ländern ist der Biontech-Impfstoff bereits ab 16 Jahren freigegeben worden. Die meisten Länder jedoch impfen zunächst die ältesten und schwer pflegebedürftige Bürger. Jugendliche rangieren erst ganz hinten in der Liste der zu Impfenden. Aber es gibt Ausnahmen: Israel hat jetzt damit begonnen hat, 16-Jährige bis 18 Jährige zu impfen, damit sie ihre Abschlussprüfungen machen können.

Off-Label-Impfung für Kinder, die zur Hochrisikogruppe gehören?
Kinder und Jugendmediziner Hans-Iko Huppertz findet, dass es aber Ausnahmen geben sollte für Kinder, die zur Hoch-Risikogruppe gehörten. Zum Beispiel mehrfach behinderte Kinder und Kinder mit wirklich schweren chronischen Erkrankungen. Bei solchen Kindern wäre unter strenger Risikoabwägung ein Off-Label-Use sinnvoll. Das heißt eine Impfung, auch wenn der Impfstoff noch nicht für Kinder zugelassen ist, aber doch bereits einige Monate an Erwachsenen erprobt wurde.

Kinder brauchen oft spezielle Impfstoffe
Huppertz betont, das müsse allerdings gut abgewogen werden, denn das Immunsystem von Kindern ändere sich ja noch. Kinder haben noch kein ausgereiftes Immunsystem.
Eine Reihe von Impfstoffen werden daher anders an Kindern geimpft – zum Teil einfach in niedrigerer Dosis, zum Teil in anderer Zusammensetzung.
Krankheitsverlauf bei Heranwachsenden anders als bei Erwachsenen
Selbst 16-Jährige wie Erwachsene zu behandeln sei schwierig, urteilt der Kinder und Jugendarzt. Denn der Verlauf verschiedener Infektionskrankheiten sei abhängig vom Lebensalter.

Ganz sicher gehen muss man in Impfstofftests, dass der Verlauf von Covid-19 bei Kindern nach einer Impfung nicht schwerer wird.
Das sei bei einigen respiratorischen Viren der Fall gewesen. Dort war der Krankheitsverlauf nach einer Impfung deutlich schwerer, weil das Immunsystem im Kontakt mit dem tatsächlichen Virus dann quasi verrückt gespielt hat.