Wieso wird der russische Corona-Impfstoff in Deutschland nicht zugelassen?
Russland hat schon einen Impfstoff gegen Covid-19 zugelassen. Im September soll die Massenproduktion starten. Auf diese Ankündigung folgte heftige Kritik. Wissenschaftliche Standards seien laut Expertinnen und Experten nicht eingehalten worden.
Es ist fraglich, ob der russische Impfstoff auch bei uns verfügbar sein wird. Über eine Zulassung von Medkamenten und Impfstoffen entscheidet in Deutschland das Paul-Ehrlich-Institut. Den Verantwortlichen mangele es aber dafür noch an belastbaren Daten. Denn für eine Impfstoffzulassung sind drei Testphasen an Menschen nötig:
- In der ersten klinischen Phase bekommen wenige Freiwillige kleine Mengen des Impfstoffs und man prüft, ob sie das Mittel gut vertragen.
- In Phase zwei arbeitet man mit mehreren hundert Probanden. Dabei ermitteln die Forscher*innen die richtige Dosierung.
- In der dritten Phase wird an tausenden von Menschen erforscht, ob das Mittel wirklich gegen das Coronavirus schützt.
Die russischen Entwickler*innen haben die dritte Phase übersprungen. Und auch von den ersten beiden Testphasen liegen keine Daten vor.

Wie weit sind deutsche Forscher*innen?
Hier begeben sich zwei Unternehmen aus dem Südwesten so langsam auf die Zielgerade. Sie haben die vorklinische Phase abgeschlossen und testen bereits an Menschen:
Curevac aus Tübingen steht kurz vor dem Abschluss der ersten Phase. Dann folgt eine kombinierte Phase zwei und drei. Die soll im vierten Quartal dieses Jahres beginnen.
"Erster können wir nicht werden (...). Aber ich hoffe, dass der Curevac-Impfstoff, an dem wir hier gemeinsam mit der Firma und Kollegen aus verschiedenen Zentren arbeiten, einer der Ersten sein wird. Vielleicht auch der Erste, der in der EU zugelassen wird. Das sind die Impfstoffe, auf die wir auch schauen sollten und die wir auch nehmen sollten. Mit denen sollten wir uns dann impfen lassen."

Biontech aus Mainz steckt schon mitten in dieser kombinierten letzten Phase. Das Mittel wurde zunächst an weltweit ca. 30.000 Freiwilligen getestet. Inzwischen wird die Studie auf rund 44.000 Menschen ausgeweitet. Die Firma hofft bis Ende des Jahres auf eine Zulassung ihres Impfstoffs.
Klaus Cichutek, Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts, geht davon aus, dass es bis Anfang 2021 einen deutschen Corona-Impfstoff geben könnte. Vielleicht sogar mehrere.