Landwirtschaft in der Bronzezeit (Foto: IMAGO, IMAGO / agefotostock)

Archäologie

Frauen aus der Bronzezeit waren durchtrainierter als gedacht 

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AUTOR/IN
Vinetta Richter
Vinetta Richter, Reporterin und Social Media Redakteurin SWR Wissen aktuell (Foto: SWR, SWR, privat)

Landwirtschaft ist harte Arbeit. Eine Arbeit, die Frauen in der Bronzezeit regelmäßig verrichteten. Deshalb hatten Frauen damals größere und stärkere Muskeln als jetzt. Das fanden Forschende aus England heraus. 

Männer, die mit Bronzespeeren jagen, metallenes Werkzeug schmieden und Ackerbau mit ersten Pflügen betreiben. Frauen, die sich um die Kinder kümmern, Weintrauben pressen oder aus Schilfrohren Körbe flechten, vermutlich, um die Früchte der Arbeit ihrer Männer auf dem Feld einzusammeln. So in etwa stellen sich viele die Bronzezeit vor. 

Metallverarbeiter aus der Bronzezeit (Foto: IMAGO, IMAGO / Gemini Collection)
Ihrem Namen nach war die Bronzezeit eine Epoche der Menschheitsgeschichte, die durch die Herstellung von Metallgegenständen – hauptsächlich aus Bronze – geprägt war.

Frauen in der Bronzezeit waren durchtrainiert 

Mit einem kleinen Computertomographen und einer Gruppe studentischer Probandinnen ausgestattet, entdeckten Forschende der Universität Cambridge, dass die Armknochen mitteleuropäischer Frauen aus dieser Zeit etwa 30 % stärker waren als die moderner Frauen. 

Und: 11 bis 16% stärker als die der modernen Frauen des Weltmeisterteams der Cambridge Women's Crew, die täglich mehrere Stunden trainieren, um ein circa 18 Meter langes Boot so schnell wie möglich zu rudern. 

"Dies ist die erste Studie, die prähistorische Frauenknochen, mit denen von lebenden Frauen vergleicht", erklärte Alison Macintosh, Forschungsstipendiatin an der Universität Cambridge und Hauptautorin der Studie, in einer Pressemitteilung

Landwirtschaft ist harte Arbeit  

Wie sich herausstellte, ist Landwirtschaft harte Arbeit. Eine Arbeit, die die Frauen der Bronzezeit regelmäßig erledigten. Vor allem das Mahlen von Getreide zu Mehl, war höchst anstrengend, da dafür schwere Steine verwendet wurden. 

Mithilfe von Untersuchungen von Völkern, die immer noch auf diese Weise Brot und andere Getreideprodukte herstellen, konnten die Forschenden feststellen, dass die Frauen der Bronzezeit wahrscheinlich bis zu fünf Stunden am Tag damit verbrachten Getreide zu mahlen. So stellten sie sicher, dass die Dorfbewohner tatsächlich etwas zu essen bekamen, selbst wenn die Männer nach einer Jagd leer ausgingen. 

Diese sich wiederholende Armbewegung beim stundenlangen Mahlen, belaste laut der Hauptautorin die Armknochen der Frauen ähnlich stark wie die Bewegung beim Rudern. 

Menschen aus der Bronzezeit (Foto: IMAGO, IMAGO / Panthermedia)
Die Bronzezeit datieren Forschende auf den Zeitraum von 2200 bis 800 Jahren vor Christus.

Man vergisst leicht, dass der Knochen ein lebendes Gewebe ist, das auf die Belastungen reagiert, denen wir unseren Körper aussetzen. Sowohl physische Belastung als auch Muskeltätigkeit beanspruchen den Knochen. Der Knochen reagiert darauf, indem er seine Form, Krümmung, Dicke und Dichte im Laufe der Zeit verändert, um sich der wiederholten Belastung anzupassen.

Die Forschenden vermuten, dass die Frauen in der Bronzezeit nicht nur Getreide mahlten, sondern auch eine Reihe anderer Tätigkeiten ausübten, die Muskelmasse aufbauten: 

...wie z. B. das Schleppen von Viehfutter, das Schlachten und Zerlegen von Tieren für den Verzehr, das Abziehen der Haut von toten Tieren und deren Aufhängen an Haken, um sie zu Leder zu verarbeiten, sowie das Pflanzen und Ernten von Feldfrüchten ausschließlich von Hand. 

Ohne Frauen in der Landwirtschaft kein Weiterkommen? 

Die Autorinnen und Autoren der Studie gehen sogar noch weiter. Sie meinen, dass die Ergebnisse daraufhin deuten, dass diese harte Handarbeit von Frauen die entscheidende Triebkraft der frühen Landwirtschaft war. 

Wandmalerei aus der Bronzezeit (Foto: IMAGO, IMAGO / Heritage Images)
Den Forschenden aus England zufolge haben Frauen in der Bronzezeit vermutlich bis zu fünf Stunden am Tag Getreide gemahlen. So war die Ernährung der Dorfbewohner gesichert, auch wenn die Männer bei der Jagd leer ausgingen. 

Die Ergebnisse der Studie verändern also das Bild der Arbeitsteilung der Bronzezeit deutlich. Nicht nur Männer, sondern auch Frauen haben Felsbrocken geschliffen, Tiere gezähmt, große und schwere Dinge gehoben und dadurch nicht nur Armmuskeln aufgebaut, sondern auch für ihre Familien gesorgt.