Über 1.500 Orte in Deutschland sind mit den sogenannten "Ewigkeitschemikalien" verunreinigt - das hat vor rund zwei Jahren eine Recherche von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung ergeben. Aus der Umwelt gelangen sie ins Trinkwasser und in die Nahrungskette.
Zufallsfund: Teflon lässt sich mechanisch recyceln
Die Entdeckung des neuen Verfahrens basiert auf einem glücklichen Zufall. Eigentlich wollte das britische Forschungsteam fluorhaltige Moleküle herstellen und nicht abbauen.
Bei einem Versuch passierte es jedoch, dass sich Teflon, einer der bekanntesten Vertreter der PFAS-Stoffgruppe, unerwarteter Weise abbaute. Das Teflon war im Experiment in einem Dichtungsring enthalten, der einen Behälter mit verschiedenen Stoffen abdichtete. Als der Behälter mechanischem Druck ausgesetzt wurde, hat das Teflon chemisch reagiert und wurde zu einem Teil der Masse im Behälter - so die Forschenden.

Alternative zur umweltschädlichen Zerstörung von PFAS durch Hitze
Das Problem mit PFAS ist, dass sie sich nur schwer abbauen und damit auch nicht wiederverwenden lassen. Das liegt an der besonders starken Verbindung zwischen Fluor und Kohlenstoff, erklärt Thomas Reemtsma, Leiter der Abteilung analytische Umweltchemie am Helmholtz Zentrum für Umweltforschung in Leipzig:
"Die Bindung ist sehr stabil und deswegen schwierig zu lösen. Das kann man mit sehr hohen Temperaturen erreichen, aber dann ist natürlich auch alles weg, der Kohlenstoff wird dann auch verbrannt. Und die [Forschenden] haben hier durch diesen mechanischen Prozess (...) einen Weg gefunden, diese Bindung zu spalten und gleichzeitig das Fluor an den Phosphor zu binden.“
Kreislaufwirtschaft: Rohstoffgewinnung aus recycelten PFAS
Auf Basis dieses Zufallsfunds testete das Forschungsteam die Methode auch an anderen PFAS-Verbindungen. Auch sie ließen sich abbauen - ganz ohne hohe Temperaturen. Das Fluor kann danach sogar weiterverwendet werden - ein Schritt in Richtung Kreislaufwirtschaft, der mit bisherigen Verfahren zum PFAS-Abbau noch nicht gelungen war.
Das könnte sogar geopolitische Relevanz haben: Fluor wird von der EU als kritischer Rohstoff eingestuft. Wenn fluorhaltige Chemikalien recycelt werden können, würde das Europa von anderen Ländern unabhängiger machen.
Bislang ist jedoch nicht klar, ob sich das Verfahren auch in großem Maßstab bewährt.
Experten fordern: PFAS vermeiden statt recyceln
Gegen PFAS, das bereits in die Umwelt gelangt ist, nützt die neue Methode allerdings nichts. Und auch, dass PFAS überhaupt in die Umwelt gelangt, lässt sich dadurch nicht verhindern.

Für Fachleute wie Thomas Reemtsma ist Recycling deshalb nicht die Lösung des Problems: "Ein Großteil der Umweltbelastung, die wir haben, kommt eben einerseits aus der Produktion von PFAS. Die wird es dann auch zukünftig geben, auch beim Recycling. Und zweitens aus der Verwendung von PFAS in den verschiedensten Anwendungen. Auch diese Emissionen wird es in der Zukunft geben, selbst wenn es uns gelingt, einen höheren Anteil der PFAS, die wir im Markt haben, durch ein Recycling wieder in ein neues Produkt zu überführen.“
Ihm wäre es lieber, wenn die fluorhaltigen PFAS-Chemikalien gar nicht erst hergestellt würden: "Recycling ist gut, Kreislaufwirtschaft ist gut, aber wenn wir Kreislaufwirtschaft mit den falschen Produkten machen, dann hilft das der Umwelt erstmal auch nicht viel.“