Dass Vögel, aber auch Insekten und Pflanzen in der Nähe des Äquators extrem bunt sind, ist schon vor 200 Jahren Naturforschern wie Alexander von Humboldt aufgefallen. Jetzt hat ein britisches Wissenschaftler-Team das mal ganz genau bei Singvögeln untersucht – und eine Art Buntheitsranking entwickelt. Ihr Fazit: es ist tatsächlich so, dass Vögel am Äquator am buntesten sind.
Vögel in tropischen Regionen sind am buntesten
Außerdem hat das Team Hypothesen aufgestellt, warum sich die Vögel in den Tropen mit der buntesten Mode schmücken. Die Forschenden der University of Sheffield haben dafür das Federkleid von mehr als 4.500 Arten der Sperlingsvögel aus der ganzen Welt verglichen. Die Sperlingsvögel sind die größte Gruppe der Vögel. Sie umfasst auch alle Singvögel – vom Spatz bis zum Paradiesvogel. Die Forscherinnen und Forscher fotografierten die Vögel digital und werteten sie anschließend nach Farbigkeitswerten aus.
Jenseits des Äquators gibt es weniger bunte Vögel
Die Analyse hat gezeigt, dass Vögel in den tropischen Regionen der Welt im Durchschnitt tatsächlich ein viel bunteres Gefieder haben als Vögel, die in den gemäßigten Zonen der höheren Breiten vorkommen. Und die Farbpracht nimmt dabei tatsächlich immer weiter ab, je weiter entfernt vom Äquator ein Vogel aufwächst. Dieses Prinzip findet sich dabei sowohl bei den männlichen als auch bei den weiblichen Tieren wieder, die sich bei vielen Arten deutlich im Aussehen unterscheiden können.
Größere Farbvielfalt in geschlossenen Wäldern
Wie es nun dazu kommt, dass Vögel am Äquator die bunteste Federmode tragen, ist noch nicht erforscht. Aber das Wissenschaftler-Team hat ein paar Aspekte gefunden, die eine Rolle zu spielen scheinen. So ist die Farbvielfalt bei Vogelarten höher, die in geschlossenen Wäldern leben, wie sie für viele tropische Bereiche typisch sind. Vogelarten im offenen Grasland tragen dagegen häufiger unauffällige Farben.
Nahrung könnte Einfluss auf die Entstehung eines bunten Federkleids haben.
Daraus schließen die Forschenden, dass Vögel möglicherweise in unübersichtlichen Regenwäldern buntere Federn tragen, um dort stärker aufzufallen und die Kommunikation zu erleichtern. Außerdem sind gerade die Vogelarten in der Tropenregion besonders farbenfroh, die sich von Früchten und Blütennektar ernähren.
Signalfarben und Ernährungsweise hängen offenbar zusammen. Ornithologen vermuten, dass die tropisch bunten Vögel auch die Fähigkeit haben, farbbildende Verbindungen mit der Nahrung aufzunehmen. Ähnlich wie es bei Flamingos der Fall ist. Das muss allerdings noch weiter erforscht werden.