Deutscher Zukunftspreis

Häuser-Dämmung zum Aufspritzen spart viel CO2

Stand
AUTOR/IN
Hellmuth Nordwig
ONLINEFASSUNG
Antonia Weise

Für den deutschen Zukunftspreis waren auch die Entwickler eines neuen Dämmsystems nominiert. Die Glass-Bubble-Technik soll Abhilfe für den Klimaschutz im Bereich der Wohngebäude in Deutschland schaffen.

In Sachen Klimaschutz hat Deutschland Nachholbedarf. Um die Klimaerwärmung zu begrenzen, müssen Treibhausgase reduziert werden, vor allem bei den Wohngebäuden. Seit 2005 ist der CO2-Ausstoß hier kaum gesunken. Zu viele Altbauten sind schlecht gedämmt, was eine neue Entwicklung aus Oberfranken ändern soll.

Wohnhäuser aus den 1960er-Jahren machen einen großen Teil des Gebäudebestands aus. Bisher sind bei diesen Häusern Dämmplatten aus aufgeschäumtem Kunststoff Standard. Diese Methode schadet allerdings dem Klima, denn sie werden aus Erdöl hergestellt und sind schlecht recycelbar.

Spritzbare Dämm-Masse ähnelt Sprühsahne

Die neue Erfindung aus Oberfranken besteht nicht aus aufgeschäumten Kunststoff, sondern ist eine spritzbare Masse, wie eine Art Mörtel. In dieser Masse sind zum großen Teil winzige hohle Glaskügelchen eingebettet.

Spritzdämmung ähnelt Sprühsahne (Foto: Pressestelle, Deutscher Zukunftspreis Ansgar Pudenz)
Die Spritzdämmung ist rein mineralisch und wieder recycelbar.

Friedbert Scharfe, Thorsten Gerdes und Klaus Hintzer haben das System gemeinsam mit Partnern entwickelt. Das Besondere am neuen Dämmsystem: Der neue Dämmstoff hat viele Hohlräume und offene Poren. Verglichen mit einer üblichen verputzten Ziegelwand kommen durch diese Dämmung nur wenige Prozent der Wärme durch, so Scharfe.

Insgesamt hat diese Masse, wenn sie an der Wand ist, einen Porengehalt von ca. 90 Prozent. Und die zehn Prozent sind die festen Bestandteile, die sich aus den Glaswänden ergeben und dem Bindemittel. Und daraus resultiert natürlich auch dieser Wärmedämmeffekt.

Team 3 des Deutschen Zukunftspreis 2020 (Foto: Pressestelle, Deutscher Zukunftspreis Ansgar Pudenz)
Thorsten Gerdes, Friedbert Scharfe, Klaus Hintzer haben das neue Dämmkonzept entworfen. Das Team ist für den Zukunftspreis nominiert.

Besonders energieeffizient in der Herstellung

Bei der Herstellung wird deutlich weniger vom Treibhausgas CO2 frei als beim klimaschädlichen Zementmörtel, aus dem Putz normalerweise besteht. Der Baustoff ist also klimafreundlich und hat einen geringen Energieverbrauch. Was die Glaskügelchen als Bindemittel zusammenhält, wollen die Erfinder nicht preisgeben.

Wir mischen jetzt Glass-Bubbles mit einem besonderen Bindemittel. Das ist zementartig, hat einen Carbon-Footprint von ca. 70 Prozent vom normalen Portlandzement. Mehr wollte ich darüber eigentlich nicht sagen, es ist ein bisschen ein Betriebsgeheimnis.

Mineralisches Bindemittel hält Glaskugeln zusammen (Foto: Pressestelle, Deutscher Zukunftspreis Ansgar Pudenz)
Dieses mineralische Bindemittel hält die Glaskügelchen zusammen. Die Produktion setzt weniger CO2 frei als der herkömliche Zementmörtel.

Daraus bestehen die Glaskügelchen

Bei der Produktion der "Bubbles" kommt eine Art Backpulver zum Zug und macht aus Glasmehl einen Schaum, sagt Friedbert Scharfe. Im Prinzip seien das kleine Glaspartikel, die sich aufblähen.

Aus diesem Grund sind die Kügelchen nicht nur hohl, es ist auch viel weniger Luft drin als in der Umgebung. Man spricht von einem Teilvakuum. Dies sorgt für eine besonders hohe Dämmwirkung. Für die Handwerker am Bau ist das Material zu verarbeiten wie normaler Putz, wenn sie sich einmal daran gewöhnt haben, dann ist es viel leichter, so Micha Illner, Spezialist für Energieeffizienz am Fraunhofer-Institut für Bauphysik in Stuttgart.

Glaskugeln auf matter Oberfläche (Foto: Pressestelle, Deutscher Zukunftspreis Ansgar Pudenz)
Diese kleinen Glaskügelchen spielen eine zentrale Rolle. Durch eine Dämmung mit den sogenannten "Bubbles" kommt nur wenige Prozent der Wärme durch.

Dadurch, dass Sie diese Spritzdämmung direkt aus dem Silo oder mit gängigen Putzmaschinen verarbeiten können, ist die Maschinentechnik, die dahintersteht, den verarbeitenden Betrieben bereits bestens bekannt.

Der Vergleich zu anderen Dämmstoffen

Die spritzbare Masse soll laut dem Fraunhofer-Institut genauso gut dämmen wie Styroporplatten. Einen Unterschied zu Platten aus Mineral- oder Steinwolle gibt es ebenfalls nicht und auch preislich sei es laut Micha Illner mit den Mineral- oder Steinwollplatten konkurrenzfähig. Er ist deshalb der Meinung, dass die spritzbare Dämmung mit den Glaskügelchen gut geeignet ist, um Altbauten auf einen zeitgemäßen Energiestandard zu bringen. Nach dem Ende der Nutzungsdauer ist der Baustoff recycelbar.

Spritzdämmung durch Roboter (Foto: Pressestelle, Deutscher Zukunftspreis Ansgar Pundenz)
Besonders für Altbauten hat diese Spritzdämmung den Vorteil, dass sie sich den Unebenheiten auf bestehenden Außenwänden problemlos anpasst.

Die Sanierung von Bestandsgebäuden ist eine Komponente, um die Klimaschutzziele der Bundesregierung zu erreichen. Die Glaskügelchen sind durch seine energieeffiziente Herstellung und Wiederverwendung sicherlich ein gutes Beispiel, wie Materialforschung am Bau zu aktivem Klimaschutz beitragen kann.

Deutscher Zukunftspreis im Livestream

Weitere Imformationen zum Deutschen Zukunftspreis findet man unter:
deutscher-zukunftspreis.de

Stand
AUTOR/IN
Hellmuth Nordwig
ONLINEFASSUNG
Antonia Weise