Klimaanlagen in Flugzeugen haben Hochleistungsfilter
Die Reisebranche hofft, dass sich bei uns der Zusammenhang „Flugzeug und OP-Saal“ festsetzt, denn so soll Vertrauen in das coronasichere Fliegen hergestellt werden. Von der technischen Seite her ist das auch durchaus richtig. In Verkehrsflugzeugen haben die Klimaanlagen sogenannte HEPA-Filter, das sind Hochleistungsfilter, die Coronaviren zurückzuhalten halten können.
Dabei strömt die Luft aus der Kabinendecke und wird am Boden wieder abgesaugt, es gibt also einen stetigen Luftstrom. Das ist ähnlich wie in einem Operationssaal.
Aber in der Praxis hinkt der Vergleich ganz schön. Ein typischer Operationsaal ist etwa 50 Quadratmeter groß und 3 Meter hoch, hat also 150 Kubikmeter Raum, in denen das OP-Team mit Mundschutz am Patienten arbeitet, also etwa 8 bis 10 Menschen.

Im Flugzeug drängen sich viele Menschen auf engem Raum
150 Kubikmeter, das ist etwa auch der Rauminhalt der Kabine eines typischen Ferienfliegers. Da sitzen dann aber 150, 160 oder noch mehr Menschen drin, plus Besatzung, dicht nebeneinander – und sprechen miteinander, nehmen zum Essen und Trinken die Masken ab, sind mit Sicherheit in Sachen Mund- Nasenschutz nicht so diszipliniert wie Chirurgen im OP.
Infektiöse Tröpfchen oder Aerosole können minutenlang in der Luft schweben
Im Flugzeug kann es daher durchaus sein, dass Tröpfchen, die durch Husten, Niesen oder feuchtes Sprechen entstehen, einige Minuten um die eng nebeneinandersitzenden Passagiere zirkulieren, ehe sie mit dem Luftstrom abgesaugt werden. Das lässt sich dann überhaupt nicht mehr mit einem „Klimatisierten Operationssaal“ vergleichen.

Hochleistungsklimatisierung ist nicht alles
Auf jeden Fall ist das Fliegen weniger sicher als Reise- und Luftfahrtbranche jetzt verkünden. Eine Hochleistungs-Klimatisierung ist ja nicht alles, man kommt sich ja nicht nur beim Sitzen im Flugzeug sehr nahe, sondern auch vorher und nachher. Beim Einchecken, beim Boarding, beim Gang zum Platz, beim Hantieren mit dem Gepäck, beim Aussteigen und so weiter. Zudem sitzt man ein, zwei oder gar drei Stunden mit vielen Menschen auf engem Raum zusammen, Abstandsregeln sind da nicht einzuhalten.

Es gibt Fälle zur Virus-Übertragung im Flieger
Das Robert-Koch-Institut geht zumindest davon aus, dass es in Flugzeugen zu einer Ansteckung kommen kann, auch wenn die Wahrscheinlichkeit eher gering zu sein scheint. Dies könne man aber, so heißt es, abschließend noch nicht bewerten. Immerhin gibt es dokumentierte Fälle zur Virus-Übertragung im Flugzeug. Ende März hat zum Beispiel ein coronainfizierter Passagier bei einem Fünf-Stunden-Flug von Singapur in die chinesische Stadt Hangzhou nachweislich zwölf Mitreisende angesteckt.

Tipp: Möglichst weit hinten am Fenster sitzen
Letztendlich muss es also jeder selbst entscheiden, ob ihm der Strandurlaub auf Mallorca oder ein Städtetrip wichtig genug sind, um das Risiko einzugehen.
Wenn man allerdings in Corona-Zeiten unbedingt fliegen will, sollte man dies möglichst weit hinten und möglichst am Fenster tun, denn dann bekommt man von den Verwirbelungen im Gang am wenigsten mit, während des gesamten Fluges sitzen bleiben und die Luftdüsen über dem Sitz schließen.
Dann ist, statistisch gesehen, das Ansteckungsrisiko am geringsten.
