Tiermedizin

Hunde und Katzen sind meist Endstation für das Coronavirus

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Anja Braun
Anja Braun, Reporterin und Redakteurin SWR Wissen aktuell. (Foto: SWR, Christian Koch)
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Ralf Kölbel
Ralf Kölbel, Online-Redakteur bei SWR Wissen aktuell sowie Redakteur bei SWR2 Wissen. (Foto: SWR, Christian Koch)

Das neue Coronavirus stammt aus der Tierwelt und wurde auf den Menschen übertragen. Wenn sich Haustiere damit infizieren, bedeutet das für das Virus aber meistens Endstation.

Seit Juni 2020 gibt es eine Meldepflicht für Corona-Infektionen bei Haustieren. So sollen weitere Erkenntnisse zu Infektion, Übertragung und Ausbreitung des Virus gesammelt werden.

Die Meldepflicht für Coronafälle bei Haustieren soll weitere Erkenntnis zu den Übertragungswegen des Virus liefern. (Foto: IMAGO, imago images/ZUMA Wire)
Die Meldepflicht für Coronafälle bei Haustieren soll weitere Erkenntnis zu den Übertragungswegen des Virus liefern.

Auch manche Haustiere können sich mit dem neuen Coronavirus infizieren

Nicht nur Menschen können sich an Sars-Cov-2 anstecken. Weltweit sind auch einige Fälle von infizierten Haustieren bekannt geworden. Durch die Meldepflicht wird nun einen Überblick geliefert, wie die Situation bei den Tieren aussieht. Alle vom Menschen gehaltenen Tiere, die positiv auf Sars-Cov-2 getestet wurden, werden nun an die Veterinäruntersuchungsämter oder Tiergesundheitsämter gemeldet.

Hunde und Katzen sind keine wichtigen Überträger des Virus

Das Friedrich-Löffler-Institut, das Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, überwacht die Zahlen der infizierten Haustiere. Außerdem wollen die Wissenschaftler:innen herausfinden, ob es noch irgendein unbekanntes Reservoir für das Virus gibt. Doch mittlerweile ist klar, die beliebtesten Haustiere in Deutschland - Hunde und Katzen - spielen bei der Verbreitung des Virus keine Rolle.

Dass sich Menschen bei ihren Haustieren mit dem Coronavirus infizieren, halten Experten für eher unwahrscheinlich. (Foto: IMAGO, imago images/Cavan Images)
Dass sich Menschen bei ihren Haustieren mit dem Coronavirus infizieren, halten Experten für eher unwahrscheinlich.

Hunde sind eine Sackgasse für das Virus

Hunde scheinen schwer infizierbar, das ist das Ergebnis einer experimentellen Studie aus China. Weltweit wurden bis jetzt gerade einmal 44 Hunde gemeldet, die mit SARS-CoV-2 Infizierten zusammen lebten und in deren Blut man genetisches Material des Erregers entdeckte. Die meisten der Hunde zeigten keine Krankheitssymptome. Nach Aussage der Sprecherin des Friedrich Löffler Instituts, Elke Reinking, können Hunde das Virus auch nicht weiter übertragen. Hunde sind daher eine Sackgasse für das Virus.

Hunde scheinen sich im Gegensatz zu Katzen eher nicht mit dem neuen Coronavirus zu infizieren. (Foto: IMAGO, imago images/ITAR-TASS)
Hunde scheinen sich im Gegensatz zu Katzen eher nicht mit dem neuen Coronavirus zu infizieren.

Katzen, Tiger und Löwen können sich mit SARS-CoV-2 infizieren


Katzen sind empfänglicher für das neue Coronavirus. Weltweit wurden bis jetzt 76 infizierte Katzen gemeldet, die sich wie die Hunde über ihre an Covid-19 erkrankte Tierhalter angesteckt haben. Im New Yorker Zoo waren ganze acht Großkatzen – also Tiger und Löwen - mit SARS-CoV-2 infiziert. Doch nur ein Tigerweibchen zeigte Krankheitssymptome. Alle acht Großkatzen erholten sich von der Infektion. Es gilt als sicher, dass sich dieZootiere bei einem infizierten Tierpfleger angesteckt haben.

Im New Yorker Zoo haben sich Tiger wohl bei Ihren Tierpflegern mit SARS-CoV-2 angesteckt. (Foto: IMAGO, Agvi Firdaus / INA Photo Agency / imago images )
Im New Yorker Zoo haben sich Tiger wohl bei Ihren Tierpflegern mit SARS-CoV-2 angesteckt.

Die Haltung von Katzen ist kein Risikofaktor

Es gibt bisher keine Hinweise darauf, dass Haustiere Menschen angesteckt haben. Bisher wurden weltweit 76 Katzen gemeldet, die sich mit dem Covid-19 Virus infiziert hatten. Sie hatten zum Teil auch Krankheitssymptome. Unter besonderen Versuchsbedingungen konnten Katzen das Virus auch auf Artgenossen übertragen,. Das zeigte eine chinesische Studie. Doch bisher gibt es keine Hinweise darauf, dass Katzen auch Menschen anstecken können. Deshalb wird ihre Haltung nicht als Risikofaktor gesehen.

Auch bei der SARS-CoV-Epidemie 2003 kam es zu Infektionen bei Katzen, ohne dass es für die Weiterverbreitung relevant war.

Auch Kaninchen, Goldhamster und Frettchen können SARS-CoV-2 bekommen

Kaninchen, Goldhamster und Frettchen gelten als empfänglich für das neue Coronavirus. Trotzdem gibt es bisher keine Hinweise darauf, dass sie eine Rolle bei der Verbreitung spielen. Und es gibt dazu auch keine Meldezahlen. Ganz außen vor bleiben übrigens Meerschweinchen. Sie lassen sich nicht mit dem Virus infizieren.

Frettchen als Testkandidaten für Corona-Impfstoffe

Gerade Frettchen sind sehr empfänglich für das Virus. Bei anderen Atemwegs-Infektionen, zum Beispiel bei Grippeviren, sind Frettchen ein gutes Modell für den Menschen. Sie könnten sich als Tiermodell auch für Sars-Cov-2 eignen. Das FLI plant daher die Testung von Impfstoffkandidaten mit Frettchen in Zusammenarbeit mit der LMU München.

17 Millionen Zuchtnerze wurden getötet, da sie hochempfänglich sind

Nerze gelten als hochempfängliche Tiere, die in Pelztierfarmen in großer Zahl und auf engem Raum gehalten werden. Bisher wurden 412 infizierte Nerze weltweit gemeldet.

Bekannt geworden waren Infektionen von Nerzen aus Nerzfarmen in den Niederlanden und in Dänemark. Die Nerze hatten sich wahrscheinlich über Tierpfleger infiziert. Dass Nerze besonders anfällig für Covid-19-Erkrankungen sind, liegt nach ersten Untersuchungen an einem Protein in ihrer Lunge. In den Niederlanden waren im Sommer Dutzende Nerzfarmen wegen Corona-Ausbrüchen geschlossen worden. Da in den Nerzen eine erste Mutation des Corona-Virus gefunden worden ist, wurden in der Folge 17 Millionen Zuchtnerze getötet. So sollte ein Überspringen der mutierten Coronavirus-Variante auf den Menschen verhindert werden.

Schweine und Hühner können nicht infiziert werden

Tiermediziner am Friedrich-Löffler-Institut haben auch Schweine und Hühner auf ihre Empfänglichkeit gegenüber dem Virus getestet, doch diese Tiere ließen sich gar nicht infizieren.

Frettchen können sich mit dem neuen Coronavirus infizieren und gelten auch als mögliche Testkandidaten für neue Impfstoffe. (Foto: IMAGO, imago/ blickwinkel McPhoto Alfred)
Frettchen können sich mit dem neuen Coronavirus infizieren und gelten auch als mögliche Testkandidaten für neue Impfstoffe.

Wichtig sind Hygieneregeln bei der Haltung von Haustieren

Wenn man sich mit dem Sars-Cov-Virus infiziert hat, ist das noch lange kein Grund, das Haustier weg zu geben oder ins Tierheim zu stecken – so das Friedrich-Löffler-Institut. Allerdings sollte man zu engen körperlichen Kontakt zu den Haustieren wie zum Beispiel das Abschlecken des Gesichts vermeiden. Möglichst wenig Kontakt sollte man dabei zu Katzen haben, damit sie das Virus nicht aufnehmen und möglicherweise an andere Katzen weitergeben.

Wenn Bello hustet und Miezi schnaubt

Sollten Tiere, die in Haushalten mit infizierten Menschen leben, Krankheitssymptome zeigen wie Fieber oder trockener Husten, dann ist ein Test auf eine Infektion sinnvoll.
Grundsätzlich raten die Tiermediziner dazu, beim Kontakt mit Haustieren grundlegende Prinzipien der Hygiene zu beachten und die Hände nach dem Streicheln und Füttern gründlich mit Seife zu waschen.

Bei der Haltung von Haustieren sollten grundlegende Hygieneregeln beachtet werden. (Foto: IMAGO,  imago images/Silke Heyer)
Bei der Haltung von Haustieren sollten grundlegende Hygieneregeln beachtet werden. Das ist zum Wohl von Mensch und Tier.