Medizin

Was Fieberambulanzen und Corona-Schnelltests wirklich bringen

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Pascal KIss
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Ralf Kölbel

Gesundheitsminister Jens Spahn kündigt für den Herbst eine neue Corona-Strategie an. Hierbei sollen Fieberzentren und Schnelltests eine wichtige Rolle spielen. Ist das sinnvoll?

Was sollen Fieberambulanzen bringen?

Langsam beginnt die Erkältungszeit. Und bei einer Erkältung hat man auch oft Fieber, Schnupfen – wie auch bei vielen Corona-Infektionen. Um das genau unterscheiden zu können, sollen Patienten mit den typischen Symptomen alle gemeinsam in der Fieberambulanz untersucht werden. So sollen alle Patienten mit typischen Symptomen von anderen Patienten ferngehalten werden und Risikogruppen besonders geschützt werden.

Um die Ansteckungsgefahr möglichst gering zu halten, sollen die Wartezimmer in den Testzentren möglichst leer bleiben. Doch funktioniert das auch im Winter, wenn die Infektionszahlen steigen? (Foto: IMAGO, imago images/Geisser)
Um die Ansteckungsgefahr möglichst gering zu halten, sollen die Wartezimmer in den Testzentren möglichst leer bleiben. Doch funktioniert das auch im Winter, wenn die Infektionszahlen steigen?

Einen ersten Anstieg von Atemwegserkrankungen kann das Robert Koch-Institut übrigens schon beobachten – vor allem durch Rhinoviren, die hauptsächlich durch Schmierinfektion übertragen werden. Jetzt im Herbst und im Winter besteht für Ärzt*innen die Notwendigkeit, solche Erkältungskrankheiten zu unterscheiden und genau da sollen die Fieberambulanzen helfen.

Expert*innen rechnen dieses Jahr generell wegen der Maskenpflicht und den anderen Corona-Maßnahmen mit weniger Erkältungen. Es besteht also zumindest ein bisschen Hoffnung, dass die Fieberambulanzen auch der Zahl der Patienten gewachsen sind.

Durch die strengeren Abstands- und Hygieneregeln scheint sich die Zahl der Atemwegsinfektionen allgemein zu reduzieren.  (Foto: IMAGO, imago/ Max Kovalenko)
Durch die strengeren Abstands- und Hygieneregeln scheint sich die Zahl der Atemwegsinfektionen allgemein zu reduzieren.

Gibt es in den Fieberambulanzen ein erhöhtes Ansteckungspotential?

In den Fieberambulanzen muss natürlich ein besonders strenges Hygienekonzept gelten, damit sich hier die Patient*innen nicht gegenseitig anstecken – natürlich mit Maskenpflicht und möglichst wenigen Kontakten zu anderen Wartenden. Das ist auch dem Gesundheitsministerium klar.

Deshalb sollen die kassenärztlichen Vereinigungen jetzt entsprechende strenge Hygiene-Konzepte vorstellen.

Die Testung von Menschen mit Atemwegserkrankungen sollte möglichst ohne die Gefahr der Infizierung anderer Personen erfolgen.  (Foto: IMAGO, imago images/Future Image)
Die Testung von Menschen mit Atemwegserkrankungen sollte möglichst ohne die Gefahr der Infizierung anderer Personen erfolgen.

Zwei sicherlich wichtige Punkte sind:

  • genau vorab vereinbarte Zeitfenster und
  • spezielle Schutzkleidung für die Mitarbeiter*innen.

So sollen Ansteckungen im Wartezimmer vermieden werden.

Inwiefern dann aber auch Risikopatient*innen mit einem Schnupfen wirklich zu den Fieberambulanzen gehen sollten, ist noch unklar. Denn gerade Risikopatient*innen sollen ja von möglichen Corona-Infizierten ferngehalten werden. Hier ist noch vieles unklar – auch wenn der Bundesgesundheitsminister mehrfach deutlich machte, dass erste Konzepte bereits fertig seien.

Gesundheitsminister Spahn stellte ein neues Konzept zur Bewältigung der Corona-Pandemie vor. Die Einrichtung von Fieberambulanzen und der vermehrte Einsatz von Schnelltests. (Foto: IMAGO, imago images/Metodi Popow)
Gesundheitsminister Spahn stellte ein neues Konzept zur Bewältigung der Corona-Pandemie vor. Die Einrichtung von Fieberambulanzen und der vermehrte Einsatz von Schnelltests.

Sind Schnelltests für Besucher von Pflegeheimen oder Großveranstaltungen eine gute Idee?

Ob mit den Schnelltests wirklich Besuchsverbote verhindert werden können, ist noch nicht ganz klar. Aber die nun geforderten Schnelltests können eine gute Ergänzung sein.
Anders als die normalen PCR-Tests liefern die Schnelltests teilweise schon in 30 Minuten das Ergebnis. So könnte also rein theoretisch der Besuch vor dem Altersheim getestet werden und dann kurz abwarten, ob er der Corona-Test auch wirklich negativ ist.
Diese Tests würden also ohne konkreten Verdacht stattfinden. Der Test muss dann allerdings durch einen ausgebildete Mitarbeiter*innen gemacht werden – wie beim normalen PCR-Test wird auch bei den Schnelltests ein Abstrich tief hinten im Rachen benötigt.

Diese Tests kosten natürlich auch Geld. Und über die Durchführung müsste man sich noch Gedanken machen. Man muss sich genau überlegen, wo die Schnelltests wirklich eine Hilfe sind.
So könnten die Schnelltests beim Pflegepersonal in regelmäßigen Abständen durchgeführt werden, um möglichst schnell Infektionen unter den Mitarbeiter*innen zu erkennen. Der Arbeitgeber könnte solche Tests freiwillig anbieten.

Die Tests könnten bei Veranstaltungen eingesetzt werden, auch Tests in Schulen sind denkbar. Das ist aber vor allem eine politische Entscheidung. Großbritannien setzt zum Beispiel jetzt stark auf die Schnelltests. Doch eine Wunderwaffe zur Eindämmung der Pandemie sind die Schnelltests sicher nicht.

Die Schnelltests müssten auf jeden Fall durch geschultes Personal durchgeführt werden, denn beim Testen können zu viele Fehler gemacht werden. Und generell sind die Schnelltests noch ungenauer als die normalen PCR-Tests.

Schnelltests auf Corona sind sehr fehleranfällig

Bei diesen Schnelltests kommt es häufiger zu Fehlern als bei den üblichen PCR-Tests. Bei den Schnelltests – den Antigentests - werden Proteine des Virus erkannt und dieser Test ist nicht so zuverlässig wie ein PCR-Test.


Mit den Schnelltests werden mehr Infektionen übersehen und das ist nicht der einzige Fehler. Bei den Tests werden auch mehr Infektionen fälschlicherweise erkannt – also Infektionen, die es gar nicht gibt.

Und diese Fehler sind bei dem Schnelltests häufiger als bei den normalen PCR-Tests, auch wenn die Schnelltests besser werden.
Deshalb bezeichnet Bundesgesundheitsminister Jens Spahn die Schnelltests nur als eine Ergänzung.

Vor allem für die Gesundheitsämter bleiben die normalen PCR-Tests wichtig – bei der Rückverfolgung von ganzen Infektionsketten. Denn die PCR-Tests sind genauer – die Schnelltests haben noch Schwächen. Hier gibt es mehr Fälle.

Kontaktpersonen zu einem möglichen Infizierten werden in Zukunft wahrscheinlich auch eher mit den normalen PCR-Test auf eine mögliche Ansteckung untersucht.

Bis das Ergebnis feststeht, bleiben die Kontaktpersonen weiterhin in Quarantäne – wie bisher üblich. Hier werden die Schnelltests wahrscheinlich keine große Rolle spielen.

Schnelltests sind weniger zuverlässig als PCR-Tests, können diese aber möglicherweise ergänzen. (Foto: IMAGO, imago images/ Frank Hoermann / SVEN SIMON)
Schnelltests sind weniger zuverlässig als PCR-Tests, können diese aber möglicherweise ergänzen.

Die Schnelltests können hier aber sicherlich auch als Ergänzung eingesetzt werden, wenn die PCR-Testkapazitäten plötzlich nicht mehr ausreichen sollten. Denn was nützt mir ein PCR-Test, der sehr empfindlich ist, aber auf dessen Ergebnisse ich drei, vier Tage warten muss, weil die Labore überlastet sind?

Und beim Einsatz in den Altersheimen darf man auch nicht vergessen, dass die Tests durchaus noch Fehler haben. Wird hier eine Infektion nicht erkannt und verlassen sich alle zu sehr auf die Tests, haben wir in dem Altersheim in ein paar Wochen womöglich mehr Todesfälle. Gerade in den Altersheimen wären auch Stichproben mit normalen PCR-Tests als Ergänzung sinnvoll. Hier muss man trotz Schnelltests wachsam bleiben.

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