Infektiologie

Corona-Pandemie - Wie groß ist die Ansteckungsgefahr in Bussen und Bahnen?

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AUTOR/IN
Stefan Troendle
ONLINEFASSUNG
Ralf Kölbel

Während Schulen, Einzelhandel und Restaurants überwiegend geschlossen haben, bleibt immer noch die Arbeit und der Weg dahin. Wie groß ist die Ansteckungsgefahr in Bus und Bahn? 

Relativ wenig Infektionen bei Mitarbeiter*innen mit Kundenkontakt

Die gute Nachricht zuerst: Die Ansteckungsgefahr im ÖPNV ist wohl grundsätzlich nicht größer als anderswo. Die allermeisten Expertinnen und Experten halten das Infektionsrisiko in Bussen und Bahnen für eher gering. Genau sagen, warum das so ist, können sie aber nicht – es gibt nur Hinweise. So wurden zum Beispiel im September für eine Studie von Bahn und Charité 1.000 Mitarbeiter im Bahn-Fernverkehr getestet – keiner, der mit Kunden zu tun hatte, war positiv.

Bei Antikörpertests – da geht es um durchgemachte Infektionen – lag der Wert bei Mitarbeitern ohne Kundenkontakt sogar deutlich höher als bei Zubegleiterinnen und Schaffnern. Und: Die Studie bezieht sich auf Fernzüge, wo Menschen deutlich länger in einem Raum sind als im Nahverkehr. Dort werden an den Haltestellen in der Regel alle Türen zum Lüften aufgemacht.

Bahn-Beschäftigte mit Kundenkontakt haben sich, das zeigten mehrere Studien, seltener mit dem neuen Coronavirus angesteckt, als der Rest der Bevölkerung.  (Foto: IMAGO, imago images/Ralph Peters)
Bahn-Beschäftigte mit Kundenkontakt haben sich, das zeigten mehrere Studien, seltener mit dem neuen Coronavirus angesteckt, als der Rest der Bevölkerung.

Ansteckungsgefahr im ÖPNV wohl nicht größer als anderen Orten

Eine Umfrage des Verbandes deutscher Verkehrsunternehmen kommt zu einem ähnlichen Ergebnis: Stand Oktober gab es unter rund 80.000 Beschäftigten 233 Infektionen. In Prozent: 0,29. Im Vergleich dazu lag die Infektionsrate der Gesamtbevölkerung bei 0,54, also höher. In Nordrhein-Westfalen ergab eine Umfrage unter Gesundheitsämtern, dass die Ansteckungsgefahr nicht größer sein soll als an anderen Orten.

Um mehr herauszufinden, haben die Länder Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg gerade gemeinsam mit anderen eine Studie beim Rhein-Main-Verkehrsverbund gestartet. Denn: Der ÖPNV ist anonym; wer sich tatsächlich ansteckt, kann im Normalfall nicht beweisen, dass er sich Corona dort geholt hat. Die Physikerin Viola Priesemann vom Max-Planck-Institut sagt:

Es gibt die 3 G’s die man vermeiden sollte: Geschlossene Räume, Gedränge und Gespräche. Der Nahverkehr hat zumindest 2 davon.

Daher sind FFP2-Masken sicher eine bessere Idee als die normalen OP-Masken. Sie schützen auch, wenn man sich beim Ein- und Aussteigen zu nahe kommt und auch gegen diejenigen, die immer noch der Meinung sind, sie müssten in Bus und Bahn keine Maske tragen.

Viren können sich durch sogenannte Aerosole noch lange in der Luft halten. Medizinische Masken können da zumindest einen gewissen Schutz bieten. (Foto: IMAGO, imago images/Action Pictures)
Viren können sich durch sogenannte Aerosole noch lange in der Luft halten. Medizinische Masken können da zumindest einen gewissen Schutz bieten.
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