Bereits vor etwas mehr als einem Jahr, im Mai 2021, machte eine chinesische Rakete Ärger. Genauer gesagt war es eine ausgebrannte Raketenstufe, die unkontrolliert um die Erde kreiste und schließlich aus dem All zurück in Richtung Erdoberfläche stürzte. Ein Großteil ist damals verglüht, die Reste schlugen in den Indischen Ozean ein.
Und jetzt gerade taumelt wieder eine ausgebrannte chinesische Raketenstufe um die Erde, wieder ist nicht so genau klar, wo sie abstürzen wird – aber über das Wochenende am 30./31. Juli 2022 soll es wohl geschehen.
Was ist das für eine Rakete, die da gerade um die Erde taumelt?
Die Raketenteile stammen von einer chinesischen Schwerlastrakete vom Typ "Langer Marsch 5B". Sie wurde am vergangenen Wochenende eingesetzt, um ein großes Bauteil zur gerade entstehenden chinesischen Raumstation zu fliegen. Das Problem: Die Rakete besteht nur aus einer einzigen Raketenstufe. Sie ist 33 Meter hoch und fliegt so weit und schnell ins All, dass am Ende nicht nur die transportierte Fracht, sondern auch diese Raketenstufe selbst um die Erde kreist.
Zum Vergleich: Die europäische Trägerrakete Ariane 5 macht das nicht. Da koppelt die große Erststufe früher ab, erreicht also nicht die Umlaufbahn. Den Job, die Fracht vollends in All zu tragen, übernimmt eine kleinere Oberstufe. Die große Erststufe bzw. das, was von ihr übrigbleibt, stürzt vor der Westküste Afrikas ins Meer. Die chinesische Raketenstufe erreicht dagegen eine Erdumlaufbahn und treibt dann ungefähr eine Woche um die Erde herum. Das wäre nicht so schlimm, wenn man sie punktgenau, beispielsweise über dem Pazifik, zum Absturz bringen könnte. Aber genau über solche speziellen Bremsdüsen, mit denen man den Rücksturz kontrolliert einleiten könnte, verfügt sie nicht. Deshalb kann man nur spekulieren, wann sie genau herunterfällt. Fachleute ärgern sich darüber. Denn es ist technisch eigentlich kein Problem, die Rakete anders zu bauen, sodass sie kontrolliert abstürzen könnte.
Wie gefährlich kann uns das Trümmerstück im Weltall werden?
In Deutschland können die Reste dieser Raketenstufe nicht aufschlagen. Denn sie überfliegt nur das Gebiet zwischen dem 42. Breitengrad Nord und Süd. An der nördlichen Begrenzung, also um den 41. und 42. Grad nördlicher Breite liegen in Europa Städte wie Barcelona, Istanbul oder Rom. Auf dieser Linie und südlich davon liegt das Absturzgebiet. Es zieht sich wie ein Streifen rund um die Erde und darin enthalten ist auch viel Meeresfläche. Deshalb ist die Gefahr gering, dass Trümmerteile bewohntes Gebiet treffen - aber ausschließen kann man es eben nicht. Aktuelle Berechnungen der Absturzzeit können online abgerufen werden.
Wenn Schäden entstehen, müsste nach internationalem Recht China dafür aufkommen. Bei zwei früheren Starts dieses Raketentyps landeten die Reste einmal im Indischen Ozean, aber einmal wurde auch ein immerhin 10 Meter großes Teil in der Nähe eines Dorfs in der Elfenbeinküste gefunden. Wie es jetzt beim dritten Mal ausgeht, werden wir sehen.
Im Herbst jedenfalls wird nochmals ein Bauteil der chinesischen Raumstation ins All geschickt, dann wieder mit einer "Langer Marsch 5B"-Rakete – das Thema wird uns also noch weiter begleiten.