Histologischer Schnitt durch Gewebe von Hautkrebs (Foto: IMAGO, imago images/blickwinkel)

Medizin

Biontech-Studie: Erster Proband bekommt mRNA-Mittel gegen Hautkrebs

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AUTOR/IN
Veronika Simon
ONLINEFASSUNG
Ralf Kölbel

Biontech ist bekannt für ihren hochwirksamen Covid-19-Impfstoff. Die darin verwendete mRNA-Technik spielt aber auch eine wichtige Rolle in der Krebstherapie-Forschung. In einer Phase-II-Studie hat nun ein erster Proband ein solches Mittel gegen schwarzen Hautkrebs bekommen.

Die Forscherinnen und Forscher bei Biontech arbeiteten vor ihrem Erfolg mit dem mRNA-basierten Impfstoff gegen Covid-19 schon seit Jahren daran, wie man die mRNA-Technik nutzen könnte, um Krebs zu behandeln.

Training fürs Immunsystem

Denn das Prinzip ist bei der Krebsbehandlung ähnlich: Der Körper soll lernen, wie er die bösartigen Krebszellen erkennen kann, denn nur so kann er sie auch gezielt bekämpfen. Dafür wird ausgenutzt, dass Krebszellen bestimmte Proteine und Bauteile haben, die man bei gesunden Zellen nicht findet.

Mit der mRNA-Technik gibt man dem Körper einen Bauplan für solche Krebs-Erkennungsmerkmale. Damit kann der Körper diese Tumorteilchen selber herstellen und dem Immunsystem beibringen: So sieht eine Krebszelle aus, wenn so etwas auftaucht, muss es bekämpft werden. So soll es eine präzise Immunantwort geben, die sich gegen die Krebszellen richtet.

CAR-T-Zell-Immuntherapie, Illustration (Foto: IMAGO, imago images/Science Photo Library)
Der Körper soll lernen, die Krebszellen zu erkennen und bekämpfen.

mRNA-Mittel haben großes Potential

Das Prinzip ist damit ganz ähnlich wie beim Corona-Impfstoff: Dort lernt der Körper durch mRNA, Virusteilchen nachzubauen und trainiert so das Immunsystem für den Fall einer Infektion.

Der Erfolg dieser mRNA-Impfung gegen Corona hat dem ganzen Forschungsfeld Auftrieb gegeben: Jetzt weiß man, dass die Technik funktioniert und gut vertragen wird.

Expertinnen und Experten halten es für sehr wahrscheinlich, dass in einigen Jahren verschiedene mRNA-Mittel auf den Markt kommen könnten: Impfungen gegen weitere Infektionskrankheiten, aber auch Medikamente gegen Krebs, Herzleiden oder Stoffwechselerkrankungen sind denkbar. Und das sind nur ein paar Beispiele.

Die mRNA-Technologie könnte künftig für die Herstellung verschiedenener Impfstoffe und Medikamente zum Einsatz kommen. (Foto: IMAGO, imago images/Westend61)
Die mRNA-Technologie könnte künftig für die Herstellung verschiedenener Impfstoffe und Medikamente zum Einsatz kommen.

Bis zur Markteinführung kann es dauern

Noch ist aber es etwas zu früh für Euphorie. Denn aktuell steckt auch das Mittel von Biontech gegen schwarzen Hautkrebs noch mitten in der Erforschung und sie müssen erst einmal zeigen, ob ihr Mittel besser ist als die sonstigen aktuellen Behandlungsmöglichkeiten. Das Mainzer Unternehmen hat jetzt vor kurzem die zweite Studienphase mit 120 Probandinnen und Probanden begonnen, die unter einem bösartigen Melanom leiden.

In der ersten Phase konnten sie schon zeigen, dass einige Probandinnen und Probanden gut auf das Mittel ansprachen und es auch erstmal gut verträglich war. Biontech plant auch noch weitere Studien mit anderen Krebsmitteln. Damit sind sie aber nicht der einzige Player, auch andere Unternehmen und Forschungsgruppen arbeiten an mRNA-basierten Medikamenten. Bis davon die ersten auf den Markt kommen, kann es aber auch noch einige Jahre dauern.

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