Wie kann man Krebs besser behandeln? Diese Frage verband schon früh Christoph Huber, Ugur Sahin und Özlem Türeci. Die drei Gründer des Unternehmens BionTech haben als Team den Deutschen Zukunftspreis gewonnen – gemeinsam mit der Forscherin Katalin Kariko, die 2013 zum Unternehmen hinzustieß.
Am Abend des 17.11.2021 zeichnete Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Forschenden mit dem 25. Deutschen Zukunftspreis aus, dem Preis des Bundespräsidenten für Technik und Innovation.
Zusammenarbeit begann in Mainz
Huber wurde schon früh in seinem Medizinstudium mit Krebs konfrontiert, als ein Freund an akuter Leukämie verstarb. Neben der Arbeit mit Patienten widmete er sich der Forschung, wie man Krebs bekämpfen könnte. Als Gutachter lernte er dabei Ugur Sahin und Özlem Türeci kennen, die ebenfalls an Krebs forschten.
Sahin und Türeci haben beide türkische Wurzeln, beide haben Medizin studiert, Sahin in Köln und Türeci im saarländischen Homburg. Dort lernten sie sich kennen und heirateten später. Huber war schwer beeindruckt von der Leistung des jungen Forscherpaars. Dabei seien eine wechselseitige Affinität und Interesse gereift, so Huber, und er konnte die beiden nach Mainz rekrutieren.
20 Jahre Forschung an mRNA-basierten Impfstoffen
Dort begannen Sahin und Türeci schon vor 20 Jahren an mRNA-basierten Impfstoffen zu forschen – eine Pandemie hatten sie da noch nicht im Sinn. Stattdessen wollten sie ihr Wissen über Krebs klinisch anwenden. Die Idee: das menschliche Immunsystem mit einer Impfung darauf zu trainieren, Krebszellen zu erkennen.
Dafür benötigten sie Zeit und eine ausreichende Finanzierung. Gemeinsam mit Christoph Huber gründeten sie 2001 zunächst das Unternehmen Ganymed, 2008 folgte Biontech. Sie profitierten vor allem von der Finanzierung durch die Strüngmann-Brüder, die als Gründer des Generikaherstellers Hexal das nötige Kapital zur Verfügung hatten und an die Vision von Biontech glaubten.
Die Biochemikerin Katalin Kariko suchte Wege, die mRNA in den menschlichen Körper zu bringen
Nach und nach verbesserten sie die mRNA, um sie als Impfstoff anwenden zu können. Denn mRNA kommt zwar natürlicherweise im Körper vor – erkennt der Körper jedoch mRNA, die nicht seine eigene ist, kommt es zu einer Abwehrreaktion. Außerdem baut sie sich schnell ab, weshalb mRNA-Forscher von ihren Kolleginnen und Kollegen früher oft belächelt wurden. So auch die Biochemikerin Katalin Kariko, die in den USA an der mRNA-Technologie forschte.
Doch immer wieder gab es auch Menschen, die an ihre Vision von der mRNA glaubten.
Forschung aus Leidenschaft
Im Jahr 2013 traf sie dann beruflich mit genau solchen Menschen zusammen: die Biontech-Gründer holten sie sogar kurzerhand in ihr Team. Die Wissenschaftler verband viel, nicht nur beruflich:
Zukunftgerichtetes Denken
Die drei Forscherinnen und Forscher arbeiteten weiter an ihrer Vision. Schon bald wurde die erste mRNA-basierte Impfung gegen Hautkrebs im Menschen getestet. Im Oktober 2019 ging Biontech an die Börse.
Dann kam der Januar 2020. Das Coronavirus erschien noch weit entfernt. Doch gerade jetzt machte sich wieder die Fähigkeit des Biontech-Teams bemerkbar, zukunftsgerichtet zu denken. Vor allem Ugur Sahin war besorgt: wenn es zu einer Pandemie käme, bräuchte die Welt schnellstmöglich einen Impfstoff.
Biontech entwickelte weltweit ersten marktreifen Covid-19-Impfstoff
Özlem Türeci erinnert sich:
Nun ging es nun vor allem um Schnelligkeit. Hier setzte Biontech auf eine Zusammenarbeit mit dem Partner Pfizer. Und so war Biontech schließlich die erste Firma, die ihren Impfstoff zur Marktreife brachte.