Eine männliche und eine weibliche Auwaldzecke (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Picture Alliance)

Durch den Klimawandel breitet sich die Auwaldzecke weiter aus

Gefahr durch bisher fast unbekannte Zeckenart wächst

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Elke Klingenschmitt
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Katharina Fortenbacher-Jahn
Katharina Fortenbacher-Jahn, SWR Aktuelle Wirtschaft (Foto: SWR, SWR)

Die Auwaldzecke kann gefährliche Krankheitserreger übertragen. Die früher seltene Art breitet sich immer weiter in Deutschland aus. Dabei spielt der Klimawandel eine große Rolle.

Erkennungsmerkmal: Hübsche Marmorierung

Mit der Auwaldzecke ist eine bisher in Deutschland nahezu unbekannte Zeckenart auf dem Vormarsch. Sie kann gefährliche Krankheitserreger übertragen. Ihre Ausbreitung wird begünstigt durch den Klimawandel. Je mehr sich das Tier in Deutschland ausbreitet, desto größer wird auch die Gefahr, sich über eine Auwaldzecke mit einer Krankheit zu infizieren.

Eine Auwaldzecke auf einem Grashalm (Foto: dpa Bildfunk, Picture Alliance)
Die Auwaldzecke breitet sich in Deutschland aus. Sie ist schon bei niedrigen Temperaturen ab vier Grad aktiv. Hundebesitzer und Spaziergänger sollten deshalb das ganze Jahr über aufmerksam sein.

Erkennen kann man die Auwaldzecke an ihrer auffälligen beige-braunen Marmorierung. Sie wird auch Buntzecke genannt. Manche Beobachter beschreiben sie als hübsch. Sie ist auch etwas größer als die in Deutschland bekannteste Zecke in Wäldern und Wiesen, der gemeine Holzbock.

Auwaldzecke als Überträger einer Hundekrankheit bekannt

Bisher sind in Deutschland nur regional sehr begrenzt Auwaldzecken aufgetaucht. Bekannt sind sie vor allem als Hundeparasit. Die Auwaldzecke überträgt die gefährliche Babesiose. Die Krankheit wird auch "Hundemalaria" genannt, weil ihre Symptome an Malaria erinnern.

Eine Auwaldzecke hat sich im Fell eines Hundes festgebissen (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Picture Alliance)
Bisher ist die Auwaldzecke hauptsächlich als Hundeparasit aufgefallen. Sie kann die Babesiose übertragen, auch Hundemalaria genannt.

2016 sind in Brandenburg erste Fälle von Auwaldzecken-Stichen bei Menschen bekannt geworden. In den letzten Jahren haben Zeckenforscher bemerkt, dass einige Zeckenarten neue Gebiete besiedeln und auch die Auwaldzecke in den Blick genommen. Ein bundesweites Monitoring konnte schließlich dokumentieren, wie sich diese Zeckenart ausgebreitet hat.

Bürgerinnen und Bürger helfen bei Forschung zur Ausbreitung der Zecken

Professor Ute Mackenstedt von der Universität Hohenheim hat mit Kolleginnen von der Universität Hannover dafür insgesamt 4.000 von Bürgerinnen und Bürgern eingesandte Zecken identifiziert. Das Ergebnis:

„Wir müssen davon ausgehen, dass diese Auwaldzecke in ganz Deutschland verbreitet ist.“

Die Untersuchung hat gezeigt, dass sich die Auwaldzecke etwa auch in andere Gebiete wie zum Beispiel nach Niedersachsen ausgebreitet hat. Also in viele Gegenden über die bisher bekannten Fundorte, unter anderem war das auch in Baden-Württemberg, hinaus. Die ersten Auwaldzecken sind in Deutschland in den 1980er Jahren im Raum Leipzig gefunden worden. Vermutlich kam der Parasit Dermacentor reticulatus mit Zugvögeln aus Norditalien, Österreich und Ungarn.

Die Auwaldzecke kann auch für Menschen gefährlich werden

Die Auwaldzecke findet sich, wie ihr Name sagt, vor allem in feuchten Gebieten, wie Auen und Mooren. Für Menschen, die dort unterwegs sind, kann sie gefährlich werden.

Eine Auwaldzecke bewegt sich auf der Haut eines Menschen (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Picture Alliance)
Auwaldzecken können auch für Menschen gefährlich werden. Sie kann Krankheitserreger wie Borrelien oder die Fleckfieber-Erreger Rickettsien übertragen.

In ein bis zwei Gebieten in Deutschland, so Ute Mackenstedt, sind FSME-Viren in Auwaldzecken nachgewiesen worden. Forscher gehen davon aus, dass auch schon eine Übertragung von Auwaldzecken auf Menschen stattgefunden hat. Allerdings gilt auch: Der Mensch ist nicht das erste Ziel der Auwaldzecke.

„Die Auwaldzecke bevorzugt, wenn sie die Wahl hat, eher Hunde und nicht den Menschen als Wirt.“

Außerdem überträgt die Auwaldzecke nach wissenschaftlichen Erkenntnissen auch Bakterien, wie Borrelien und Rickettsien, letztere sind Erreger des Fleckfiebers. Bis jetzt hat es zwar noch keine nachgewiesenen Fälle von Rickettsien-Übertragung durch Auwald-Zecken gegeben, aber mit ihrer deutschlandweiten Ausbreitung steigt für die Forscher auch dafür die Wahrscheinlichkeit dafür.

Die Auwaldzecke ist das ganze Jahr über aktiv

Die Auwaldzecke ist nach Erkenntnis der Forscher schon ab Temperaturen von vier Grad aktiv unterwegs. Sie bewegt sich auch aktiv auf Hunde oder Menschen zu, und wartet nicht ab, wie der Holzbock. Weil die Winter so milde geworden sind, müssen Spaziergänger oder Hundebesitzer das ganze Jahr über auf Begegnungen mit diesen Zecken gefasst sein. Auch beim gemeinen Holzbock werden im Winter aktive Tiere beobachtet.

Ärzte und Tierärzte raten deshalb auch im Herbst und Winter dazu, Hunde und sich selbst nach einem Spaziergang draußen sorgfältig nach Zecken abzusuchen.

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Katharina Fortenbacher-Jahn, SWR Aktuelle Wirtschaft (Foto: SWR, SWR)