Verkehrssicherheit

Studie: Kindersitze sind im Auto oft schlecht gesichert

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AUTOR/IN
Franziska Ehrenfeld

Wissenschaftler der TU Berlin haben untersucht, ob Eltern ihre Kinder im Auto ordentlich sichern. Das Ergebnis: in vielen Fällen nicht. Worauf Sie beim Kaufen und Installieren von Kindersitzen achten müssen.

Damit auch Kinder im Auto sicher mitfahren, müssen sie in einem Kindersitz richtig gesichert sein. Ob sie das tatsächlich sind, haben Wissenschaftler der Technischen Universität Berlin untersucht. Über 1000 Autos haben sie dafür stichprobenartig angehalten. Gerd Müller hat die Studie geleitet.

Wir sind zu Orten gefahren, wo wir Kinder im Pkw erwarten konnten. Das heißt, wir waren morgens vor Schulen, vor Kindergärten, vor Baby-Schwimmkursen und so weiter. Da wo Eltern mit dem Auto mit Kindern ankommen. Dann haben wir uns die Sicherungssituation angeschaut – im Idealfall noch bevor die Kinder abgeschnallt wurden.

Fast die Hälfte der Sitze fehlerhaft angebracht

Die gute Nachricht: Zwar war fast die Hälfte der Sitze fehlerhaft angebracht. Aber: Das ist ein besserer Wert als zuvor. Um die Jahrtausendwende lag die Fehlerquote nämlich noch bei rund zwei Dritteln. Jetzt liegt sie zum ersten Mal unter 50 Prozent.

Sicherung eines Kindersitzes im Auto (Foto: IMAGO, imago images / Westend61)
Mittlerweile sichern Eltern ihre Kinder öfter richtig.

Die schlechte Nachricht: Der Anteil der schweren Fehler hat seitdem zugenommen. Dazu gehören nicht befestigte Kindersitze und Babyschalen sowie falsch geführte Gurte. Denn dann geht die Schutzwirkung des Sitzes bei einem Unfall oder, wenn stark gebremst wird, unter Umständen verloren.

Vor allem Babys fahren unsicher mit

Auffällig sei auch gewesen, dass es vor allem bei Babyschalen Fehler gab:

Das geht damit los, dass die Babyschalen immer entgegengesetzt der Fahrtrichtung im Fahrzeug installiert werden müssen, was leider nicht allen Menschen klar ist.
Außerdem ist die Gurtführung bei so einer rückwärtsgerichteten Babyschale anders und auch da werden bisweilen Fehler gemacht. Das kann dazu führen, dass sie im Falle eines Frontalaufpralls nahezu ungesichert durchs Auto geschleudert wird.
Das sind alles Probleme, die hat man bei klassischen Kindersitzen nicht mehr.

kleiner Junge in Babyschale (Foto: IMAGO, imago images / Westend61)
Vor allem bei Babyschalen passieren oft Sicherungsfehler.

Aber: Kleinkinder dürfen auch nicht zu früh in den Kindersitz wechseln! Denn: Der Kopf wird im Kindersitz weniger gestützt. Und das könnte lebensbedrohlich werden.

Wie kann man die Sicherheit erhöhen?

Als Ursache für Kindersitz-Fehler nennen die Forscher unbewusste Nachlässigkeit und zu wenig Information. Schon beim Kauf sollte man auf eine fachgerechte Beratung achten. Gerade beim Online-Handel sei das aber schwierig.

Am besten den Kindersitz im Auto ausprobieren. Ganz wichtig: Den Kindersitz mit dem Kind gemeinsam aussuchen. Und ansonsten sollte man sich einfach mal die Mühe machen und das Handbuch durchlesen und da versuchen genau zu verstehen, wie der Sitz richtig im Auto eingebaut wird.
Wenn man sich einen Isofix-Kindersitz kauft – das ist die aktuelle Technik zur Sicherung im Pkw – da ist die Sicherung deutlich einfacher, deshalb empfehle ich das auch sehr.

Bei der Auswahl können auch Testberichte – zum Beispiel von Stiftung Warentest oder vom ADAC – weiterhelfen. Wer etwas mehr Geld ausgeben kann, für denjenigen kommen vielleicht sogar Kindersitze mit integrierten Airbags infrage.

Wichtig ist immer: Das Kind soll sich im Sitz wohlfühlen. Und damit die Sicherheit zwischendurch nicht verloren geht, sollte man Kindersitze nur in Ruhe wechseln – oder gar nicht.

Mann sichert Mädchen im Auto (Foto: IMAGO, imago images / photothek)
Kinder sollten ihren zukünftigen Sitz vorher ausprobieren, damit sie sich später darin wohlfühlen.

Wenn man es regelmäßig ordentlich macht, kann man es. Aber jeder Ein- und Ausbau ist eine potenzielle Quelle für Fehlbenutzung und damit für eine schlechtere Sicherungssituation. Wenn man es vermeiden kann und im Idealfall zwei Sitze für zwei verschiedene Fahrzeuge hat, wäre das auf jeden Fall zu bevorzugen.

Am sichersten sitzen Kinder übrigens auf der Rückbank. Vor allem bei Kleinkindern kann der Beifahrerairbag sonst tödlich werden.

Ohne Sitz dürfen die Kinder erst mitfahren, wenn sie mindestens zwölf Jahre alt oder 1,50 Meter groß sind.

Junge im Kindersitz (Foto: IMAGO, imago images / Westend61)
Auf der Rückbank sitzen Kinder am sichersten.
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Franziska Ehrenfeld